ADB:Monte, Filippo di

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Artikel „Monte, Philippe van“ von Robert Eitner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 22 (1885), S. 182–183, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Monte,_Filippo_di&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 10:56 Uhr UTC)
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Monte: Philippe van M., auch de M., einer der bedeutendsten Componisten des 16. Jahrhunderts und von Geburt ein Belgier. Ob in Mons oder Mecheln geboren, ist bis jetzt trotz vieler Schreiberei unentschieden. Daß er ein Schüler des Orlandus de Lassus sei, ist sehr wenig wahrscheinlich, denn er ist sein Altersgenosse. Sein in photolithographischer Manier hergestelltes von Sadeler einst gestochenes Portrait, welches van der Straeten im V. Bande seiner Musique aux Pay-Bas mittheilt, trägt die Inschrift: suae actatis LXXIII an. 1594; das würde das Geburtsjahr 1521 ergeben, und bezeichnet ihn ferner als einen Belgier. Vom 1. Mai 1568 war er bis an sein Lebensende oberster Capellmeister unter den Kaisern Maximilian II. und Rudolph II. und hatte seinen Wohnsitz in Prag, wie Ambros nachgewiesen hat, er starb daselbst am 4. Juli 1603, also in einem Alter von 82 Jahren: Er muß sich oft in Italien aufgehalten haben, denn mehrere seiner Drucke tragen die Dedications-Unterschrift aus Venedig, auch bedient er sich gern der italienischen Sprache. Er war ein ungemein fruchtbarer Componist und viele seiner Drucke sind uns erhalten. So 19 Bücher fünfstimmige Madrigale, 8 Bücher sechsstimmige Madrigale, 6 Bücher fünfstimmige Motetten, 2 Bücher Messen u. a. Seine Zeitgenossen müssen ihn hochgeschätzt haben, was aus dem Gedicht auf M. von der Dichterin Elisabeth Weston, die in Prag lebte, und aus den damaligen Sammelwerken hervorgeht, die in mehrfacher Wiederholung 85 Gesänge von ihm mittheilen. Seine Drucke erscheinen in der ganzen damaligen civilisirten Welt, von Antwerpen bis nach Venedig. Wie rege das damalige Musikleben in ganz Europa pulsirt hat, erkennt man so recht, wenn man sich vergegenwärtigt, daß in derselben Zeit ein Lassus, Palestrina, Ciprian de Rore, Jacob van Wert, die beiden Gabrieli, Luca Marenzio, die beiden Anerio, Nanino und eine Unzahl [183] Componisten aller Länder zweiten und dritten Ranges wirkten, die alle in gleicher Manier schrieben und ihre zahlreichen Werke in ein und mehreren Auflagen in die Welt sandten. – Monte’s Schreibweise hat jene milde und gesättigte Klangfarbe, die der späteren Zeit des 16. Jahrhunderts in so hohem Maße eigen ist; ohne auf die wunderbare Kunstfertigkeit im Contrapunktiren zu verzichten, welche er als Erbtheil seines Geburtslandes mit in die neue Heimath nahm, stellte er doch die Fertigkeit nur selten über die musikalische Ausdrucksweise. In seinen Madrigalen und Canzonen blickt oft schon das Homophon-Liedhafte, wie Ambros sehr richtig sagt, durch und kündigt wie in Vorahnung die spätere Zeit an, die so großes einst darin leisten sollte. Die Neuzeit hat zwar bereits eine Reihe seiner besten Werke veröffentlicht, doch ist es noch lange nicht genügend, um ihn nach allen Seiten hin beurtheilen zu können. Besonders der Belgier Maldeghem hat in seinem großen Sammelwerke alter Componisten „Trésor musical“ gar manche Perle aus den alten Stimmbüchern ans Tageslicht gezogen. Eine Beschreibung nebst Inhaltsanzeige dieses letztern Sammelwerkes findet man in den Monatsheften für Musikgeschichte, Bd. VI, 74 und IX, 118.