ADB:Munsch, Joseph

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Artikel „Munsch, Joseph“ von Hyacinth Holland in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 52 (1906), S. 541–542, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Munsch,_Joseph&oldid=- (Version vom 20. April 2024, 01:03 Uhr UTC)
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Munsch: Joseph M., Historien- und Genremaler, geboren am 4. October 1832 zu Linz, † am 28. Februar 1896 in München, arbeitete erst als Vergolder im Geschäfte seines Vaters, kam zu seinem Oheim Radspieler in gleicher Thätigkeit nach München, zeigte aber eine solche Freude und Begabung zur Kunst, daß er an der Akademie Aufnahme fand und seit 1853 unter Professor Philipp Foltz rasch und sicher in seine Bahn lenkte. Mit einem Concurrenzbilde, darstellend wie dem letzten Staufer „Konradin und dessen Freunde Friedrich von Baden das Todesurtheil verkündet wird“ (Vgl. Julius Grosse im Abendblatt 262 „Neue Münchener Zeitung“ vom 1. November 1856), trat M. glückhaft in die Offentlichkeit (1856); ein neuer Stoff „Rudolf von Habsburg nach der Schlacht auf dem Marchfeld vor der Leiche König Ottokars“ fand gleich günstige Aufnahme. Darauf entstand: „Herzog Alba auf dem Rudolstädter Schlosse“ (1860). Diese echt akademisch behandelten Bilder galten als ausgiebige Empfehlung, den jungen Maler mit drei Fresken für die große Galerie des Bairischen National-Museums zu betrauen: der „Pilgerzug des Grafen Ekkehart von Scheyern nach Palästina“, eine am Fuße des Peißenberg spielende Scene „Aus dem Bauernkrieg“ und „Herzog Wilhelm V. als Armenvater“. Zwischen seinen eigenen Arbeiten malte M. auch eine große Freske des verstorbenen Adam Huber (s. A. D. B. XIII, 228) zum Besten der armen Relikten. Der nicht allein über die Leistungen des Malers, sondern auch über dessen Edelmuth erfreute König hegte für M. noch weitere Pläne, welche jedoch der frühe Tod des hochgesinnten Monarchen vereitelte. M. schuf, obwol ohne Auftrag, noch ein größeres, die „Ermordung des Herzogs von Guise“ behandelndes Staffeleibild (1864), wozu er nach langen Vorstudien, damaliger Sitte gemäß einen großen, sorgsam durchgeführten „Carton“ gezeichnet hatte; dann erledigte er, eigenen, längstgehegten Plänen folgend, eine Reihe von kleineren, selbstgewählten Stoffen, welche M. in fesselnder und feinster Farbenstimmung liebevoll durchführte, 1865: die militärische „Einquartierung“ in einem hochfürstlichen Prunkschlosse; 1866: die mildherzige Rettung eines „Findlings“ durch fromme Frauen, allerlei verheißende „Leckerbissen“ und einen „Abschied“; 1867: eine wahrsagende „Zigeunerin“, ein fröhliches „Concert“, die Premiere einer „Virtuosin“; 1868: täppische „Rekruten“; 1869: einen köstlichen „Brautzug“ mit dem architektonischen Motiv aus der alten Münchener Peterskirche; 1870: eine zärtliche [542] „Erklärung“, die Frage verirrter Wanderer „nach dem Wege“; 1871: Werber aus der Zeit des siebenjährigen Krieges, die mit Wein einem jungen Burschen zum Schmerze eines weinenden Mädchens lebhaft zusetzen; eine Scene „Im Rathskeller“, „Die Würfelspieler“ und 1873 die „Kriegsabenteuer-Erzählung“ – ein kleines Bild von außerordentlich coloristischer Zartfühligkeit, wodurch M. fast gleichzeitig mit Anton Seitz (s. Bettelheim, Jahrbuch V, 138) und Wilhelm Löwith zum eigentlichen Cabinetsstück überging. Damit errang M. den wohlverdienten Ehrennamen eines „deutschen Meissonier“ und gefeierten Kleinmeisters. Im J. 1874 erschienen die „Maler auf der Studienreise“, die „Schachspieler“; 1876: ein „Festessen“, die „Weinprobe“; 1878: eine „Wichtige Berathung“, das „Bildniß der Geliebten“; 1879: das „am Burgfenster“ Tauben-fütternde Edelfräulein; 1883 der seine in der Schlacht von Leuthen gewonnenen Erlebnisse berichtende Reiter; 1886 eine „Portraitsitzung“ in Rococokostüm, ebenso „Ein Accord“ (ein Dämchen am Clavier, vierhändig spielend mit einem Cavalier, wobei ein anderer mitfühlend zuhört); 1888 der mit Pistolen im Walde hoffentlich nicht lebensgefährlich in Action tretende „Ehrenhandel“; 1889: das „Billet“; 1890: eine „Sonate“; neckende Unterhaltung beim „Nähunterricht“, zwei gelehrte Bücherwürmer; eine Scene „In der Bibliothek“ (1892), eine figurenreiche, spannende „Testamentseröffnung“ (1895), ein „Toast“ und dergleichen mehr oder minder aufregende Vorgänge, alle im zierlichen Zopfkostüm und in bester Gesellschaft abspielend.

In früheren Jahren lieferte M. heitere Tanzkarten zu den Faschingsfesten und Maientagen „Jung-Münchens“ und der „Tafelrunde“ (1862) mit musicirenden Amoretten und neckischen Genien; mit Robert Beyschlag (1838 bis 1903) eine Serie von Schattenbildern „Aus dem Anglerleben“ zum „Deutschen Fischertag“ (1885). Der kerngesunde, blühende Mann erlag mitten im besten Schaffen einer plötzlichen Lungenentzündung. Holzschnitt und Photographie haben einen großen Theil seiner Illustrationen und Bilder vervielfältigt. Sein reicher Nachlaß wurde zugleich mit den Sammlungen des Malers Karl Appold (s. A. D. B. XLVI, 26) Ende Januar 1897 durch Georg Mößel versteigert.

Vgl. Wurzbach, Biogr. Lexikon, 1868. XIX, 461. – Morgenblatt 62 der Allgem. Zeitung v. 3. März 1896. – Kunstvereins-Bericht f. 1896, S. 79. – Bettelheim, Biogr. Jahrbuch, 1897. I, 54. – Luise v. Kobell, König Ludwig II., 1898. – Fr. v. Bötticher, 1898. II, 114.