Zum Inhalt springen

ADB:Appold, Karl

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Appold, Karl“ von Hyacinth Holland in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 46 (1902), S. 26–27, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Appold,_Karl&oldid=- (Version vom 3. Dezember 2024, 17:53 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Aepli, Arnold Otto
Nächster>>>
Arends, Leopold
Band 46 (1902), S. 26–27 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Karl Appold in der Wikipedia
Karl Appold in Wikidata
GND-Nummer 130552976
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|46|26|27|Appold, Karl|Hyacinth Holland|ADB:Appold, Karl}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=130552976}}    

Appold: Karl A., Kupferstecher, Maler und Illustrator, geboren am 25. Januar 1840 zu Nürnberg, lernte zuerst bei seinem Vater Johann Leonhard A. (geboren am 12. October 1809 zu Dennenlohe bei Wassertrüdingen, † am 5. December 1858 zu Nürnberg, wohlbekannt durch kleine, treffliche Farbenstiche, darunter auch die „Triktak-Spieler“ nach Ostade), gab aber bald ob frühzeitigen Augenleidens, Kupferstich und Aetzcurse auf, um zu München an der Akademie (1860) sich als Maler zu bilden. Er besuchte die Schule von Ph. Foltz und Moriz v. Schwind, in dessen Vortrag und Manier er sich auf das liebevollste und eingehendste vertiefte, obwol er die persönliche Unterweisung des bisweilen, selbst für den treuesten Scholaren sehr unwirschen Meisters nur kurze Zeit genoß. A., bei völliger Mittellosigkeit nur auf sich angewiesen, war genöthigt für Buchhändler und Zeitungen zu illustriren. Voll rastlosen Fleißes, unermüdlich bestrebt, sich weiter zu bilden, arbeitete der junge augenleidende Mann, zeichnete fremde Bilder mit gewissenhafter Treue und tiefem Verständnisse auf Holz, entwarf eigene Compositionen, Alles in der Hoffnung, einen kleinen Schatz zu erwerben und sich damit als Maler weiter zu fördern. Es wird wol nimmer gelingen, all die Blättlein zu sammeln, welche dieser emsige, elastische Geist für Kalender, Journale, Zeitschriften und Bücher erfand und mit möglichster Formvollendung ausführte. So entstand beispielsweise das köstliche leicht aquarellirte Albumblatt für eine Braut, wo ein als Professor des kanonischen Rechts gravitätisch aufgeputzter Eros einem gemischten Zuhörerkreise ein Privatissimum vorträgt über den Ehering und warum derselbe, mit wissenschaftlicher Verweisung auf Isidor’s Decretalen[WS 1] und Spangenberg’s „Ehespiegel“ – am vierten Finger der linken Hand zu tragen sei (1865). Eine andere Zeichnung schilderte (1866) den Herzog Eberhard von Württemberg, welcher bei einer plötzlichen Ueberschwemmung kühn die Wasser durchreitend die in Stuttgarts Straßen auf einen Brunnen geflüchteten Kinder rettet. Auch Neckbilder, Buchstabenräthsel und Anagramme ersann A. mit geistvollem Scherz und schlug die Rechenpfennige des Volkswitzes zu gangbaren Münzen, erfand allerlei Widersprüche und Antithesen, dichtete Märchen-Cyklen, darunter beispielsweise die Bilderbogen „Vom weißen Wolf“ (Nr. 360) und „Das Lumpengesindel“ (Nr. 375) für Braun und Schneider, alles mit feingefühlter Noblesse im Arrangement. Die von August Heinrich Spieß und Eduard Ille für König Ludwig II. componirten großen Aquarellzeichnungen zu „Tristan und Isolde“ und zur „Märe vom Tannhäuser“ copirte A. mit so verständnißinniger Treue, daß von der Jury der Internationalen Kunstausstellung 1869 gerade diese Copien, welche durch eine erst später aufgeklärte Verwechslung in den Glaspalast kamen, als die Originalarbeiten ausgezeichnet und prämiirt wurden. Für einen Nürnberger Verleger zeichnete A. an hundert, meist nur 8 cm breite und 6 cm hohe, ganz originelle Compositionen zu einer Bilderbibel, für einen [27] Schweizer Kalender die tief durchdachten, wohlgerundeten Cyklen einer St. Christoph-Legende (1880), auch „Robert der Teufel“ (1882) und Scenen „Aus den Katakomben“ (1884). Obwol nicht löblich reproducirt und schlecht gedruckt zeigen diese Arbeiten doch von dem begeisterten Streben eines jungen Mannes, welcher die Werke von Dürer und Holbein, von Alfred Rethel, Cornelius, Führich, Schwind, Steinle und Richter zum leuchtenden Vorbilde nahm und sein möglichstes daran setzte, denselben Ehre zu machen. Auch dieses that A. um mageren Sold mit kranken Augen und bei hochgradigem Herzleiden, welches ihn schließlich monatelang an das Krankenlager fesselte, bis ihn am 25. September 1884 ein sanfter Tod erlöste. Sein reicher Nachlaß blieb unbeachtet liegen und gelangte erst in jüngster Zeit bei Auctionen in die Oeffentlichkeit. Dabei kamen auch die Arbeiten wieder an das Tageslicht, welche A. in der ersten Zeit seiner Schwind-Begeisterung entwarf, ganz gefüllt mit wörtlichen Reminiscenzen und Reproductionen; A. dachte bei seiner Ehrlichkeit und Treue gewiß nicht im geringsten daran, Falsarien zu liefern. Als er rechtzeitig zur Einsicht gelangte, wie wenig ihm davon gebühre, ließ er sie arglos und in völliger Vergessenheit liegen. Nun traten selbe im Nachlaß zu Tage, wurden von unbefugten Händen „entdeckt“ und als echte Originale Schwind’s auf den Markt gebracht, zur Verzweiflung der wahren Kenner, welche von ihrer schuldlosen Entstehung keine Ahnung hatten.

Vgl. Beilage 41 d. Allgem. Ztg. v. 10. Februar 1885.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Zu Ende des 8. u. zu Anfang des 9. Jahrh. erschien in Mainz eine Sammlung von Decretalen, welche dem Bischof Isidor von Sevilla zugeschrieben wurden und dem Papst sehr weitgehende Vollmachten zugestanden. (Quelle: Pierer’s Universallexikon).