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ADB:Otto, Rudolph von

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Artikel „Otto, Rudolph, Ritter v.“ von Adolf Schinzl in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 24 (1887), S. 761–764, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Otto,_Rudolph_von&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 05:31 Uhr UTC)
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Otto: Rudolph, Ritter v. O., k. k. General der Cavallerie, Ritter des Militär-Maria-Theresien-Ordens, von 1794–1811 zweiter Inhaber des k. k. Husaren-Regiments Nr. 3, kam am 28. Mai 1735 als Sohn des königlich polnischen und kurfürstlich sächsischen Amtscommissarius und Landrichters Karl Christian O. und dessen Gattin Auguste geb. v. Bauer auf dem Ritter- und Freigute St. Georgenberg bei Weißenfels in Sachsen zur Welt und starb am 7. August 1811 auf seinem Rittergute Johannesberg bei Königgrätz in Böhmen. Ihn erfüllte schon in jungen Jahren das lebhafte Bestreben sich wissenschaftlich zu bilden. Hierfür konnte aber seitens seiner Eltern nicht viel aufgewendet werden, da das nicht unansehnliche Vermögen seiner Vorfahren im Laufe der Zeit durch mehrfache Unglücksfälle und bei der Sorge um eine große Anzahl von Kindern sehr herabgemindert worden war. Dennoch hat es O. verstanden, sich aus eigenem Antriebe und mit rastlosem Fleiße eine gute Grundlage zu umfassenden [762] geographischen, geschichtlichen, mathematischen und namentlich auch cavalleristischen Studien zu schaffen, für welch’ letztere er eine besondere Vorliebe fühlte. Und diese trug wohl andererseits dazu bei, daß sich O. bei der Nöthigung zur Wahl eines Lebensberufes, etwa im J. 1753, zu dem in Polen bequartirten königlich polnischen und kurfürstlich sächsischen Chevauxlegers-Regimente Prinz Karl als Fahnenjunker einreihen ließ. In diesem Verbande betheiligte sich O. während des siebenjährigen Krieges in den Feldzügen 1756, 1757, 1758 an vielen der stattgehabten Kämpfe, dann 1759 an der Belagerung von Neiße. Nun trat aber O. als kaiserlicher Unterlieutenant in das „deutsche Freijäger-Corps“, welches sein Bruder, der damalige Hauptmann Wilhelm Ludwig Otto „ex propriis“ errichtet hatte. Seinem Befehle wurden 100 Jäger unterstellt. Mit diesen überfiel O. im Winter 1760 ein feindliches Husaren-Commando an der Haselbrücke im Voigtlande; später führte er dieselben bei Langensalza, Weißenau, Merseburg, Halle etc. als Vorhut so verläßlich, daß er im J. 1761 zum Oberlieutenant ernannt wurde; endlich soll O. im Winter 1762 mit einer von ihm errichteten Chevauxlegers-Escadron bei Arnstadt den preußischen Rittmeister Zicker mit 80 Kürassieren gefangen genommen haben. Als aber nach Auflösung des deutschen Freijäger-Corps im J. 1763 und Otto’s Rückkehr nach Sachsen die ihm versprochene Beförderung zum Capitän nicht statthatte, da wendete er sich gänzlich nach Oesterreich, wo er in der Charge eines Oberlieutenants dem in Ungarn liegenden Dragoner-Regiment Hessen-Darmstadt Nr. 4 zugewiesen wurde. Dort galt O. bald als einer der vielversprechendsten Cavallerie-Officiere, denn er oblag nicht nur mit regem Pflichteifer und scharfem Verständnisse allen Anforderungen des Dienstes, sondern machte sich auch um die Verbreitung militärischer Kenntnisse verdienstlich. In letzterer Hinsicht stammen von O. die mit taktischen Bemerkungen versehene Beschreibung seiner Erlebnisse im siebenjährigen Kriege, dann die Abhandlungen: „Der Parteigänger“ und „Ein Bild des gewesenen Otto’schen Jäger-Corps“. Und wenngleich nun diese Arbeiten nur im Manuscripte circulirten, so gelangten dieselben doch bald zur Kenntniß selbst seiner höchsten Vorgesetzten und veranlaßten Otto’s Beförderung zum Capitän im J. 1769. Auch dürfte er mit Rücksicht auf seine hervortretende Brauchbarkeit von dem um die Reorganisirung der Cavallerie erfolgreich wirksam gewesenen Feldmarschall-Lieutenant Josef Karl Grafen d’Ayasassa bei dessen Studien und Entwürfen verwendet worden sein. Jedenfalls brachte O. in den nächsten Jahren die Abrichtung des Cavalleristen und seines Pferdes in ein Lehrsystem und entwickelte gleichfalls schriftlich die Grundsätze für den Vorpostendienst. Und da sich sohin O. im Cavalleriedienste sowol theoretisch als praktisch tüchtig erwies, so beförderte ihn Feldmarschall-Lieutenant v. Gräven im J. 1778 zum Major in seinem Husaren-Regimente Nr. 4 mit der Bestimmung, dasselbe vom Grund aus für die Verwendung im Felde brauchbar zu machen. Dieser in ihn gesetzten Erwartung entsprach O. noch in den Friedensjahren derart zufriedenstellend, daß er vom Kaiser im J. 1783 vom zweiten Major zum Oberstlieutenant und im J. 1784 zum wirklichen Obersten und Regimentscommandanten ernannt wurde. In dem bald hierauf ausgebrochenen Türkenkriege bethätigten sich aber glänzend seine im Regimente vorgenommenen Einführungen, sowie seine Einflußnahme auf Disciplin, Geist, Feldtüchtigkeit und Manövrirfähigkeit. Ganz besonders geschah dies im J. 1788 am 17. und 18. April bei der unter höchst schwierigen Marsch- und Kampfesverhältnissen im unwegsamen hohen Gebirge durchgeführten Diversion gegen Csernest in der Wallachei, wodurch die zum Törzburger Passe vordringenden Türken empfindlich in der Flanke bedroht wurden; dann während der Operationsbewegungen im Banate, ferner auf dem Rückzuge von Laßmare nach Mehadia [763] Nachts vom 28. zum 29. August, bezüglich welchem General Vécsey berichtete, „daß ihm der Oberst Otto auf die thätigste und ersprießlichste Art an die Hand gegangen sei“. O., welcher sich während dieser Zeit wiederholt, so auch bei Uj-Palanka am 21. October die kaiserliche Anerkennung errungen, wurde nun am 2. November 1788 außer seiner Rangstour zum Generalmajor befördert. Als Brigadier machte O. den Feldzug 1789 mit und ehrten ihn unter anderem die Streifung gegen Nissa, wobei er am 18. September Bollecz besetzte, dann die Nöthigung Semendria’s zur Capitulation am 21. October, ferner das Zurückweisen des Seraskiers Abdy Bassa bei Wegnahme von 28 Kanonen und drei Roßschweifen bei Csupria am 1. November, sowie die unermüdliche, aufmerksame Leitung der Vorposten des Heeres bis zum Waffenstillstande im J. 1790. Noch in diesem Jahre übernahm O. das Commando einer Brigade zu Ofen; 1791–1792 befehligte er den Grenz-Cordon bei Tarnow in Galizien, worauf er im J. 1793 auf Wunsch des Feldmarschalls Prinzen Coburg nach den Niederlanden beordert wurde. Dort hatte sich O. im Angesichte des Feindes sowol durch selbständige Verwendbarkeit, sowie durch zielbewußtes, stets entschiedenes Eingreifen in die allgemeinen Operationen bewährt. So vornehmlich bei der Blokade von Condé sur l’Escaut wobei er am 9. April als Vorhutcommandant durch die Vertreibung der Franzosen aus den auf dem rechten Scheldeufer liegenden Ortschaften Thivencelles, Vicq und Onnaing, die Einschließung der Festung vollendete, dann am 13. April, indem er den Feind aus den Dörfern St. Saulve, Saultain etc. bis gegen die Höhen hinter Valenciennes zurücktrieb, ferner am 23. Mai in der Schlacht bei Famars, weil er als Commandant der vierten Colonne den Gegner bei Villerspol überfiel, bis an die Festung Quesnoy drängte und durch Wegnahme der jenseits der Ronelle zwischen Mareche und Villerspol gelegenen Werke der Hauptcolonne den Uebergang erleichterte. Anerkennung fanden 1793 auch Otto’s wachsame und sorgsame Besorgung des Vorpostendienstes vor der Beobachtungsarmee bei Valenciennes, seine schneidige Betheiligung an der Einnahme des Camp de César zwischen Bouchain und Cambrai am 7. August, für welche Unternehmung er den ersten Vorschlag und Entwurf gemacht haben soll, dann die mehrfach kämpfend bewirkte Deckung der Festung und Gegend von Valenciennes, sowie endlich der vereint mit Kray durchgeführte gelungene Ueberfall und die Eroberung von Marchiennes am 30. October 1793. Noch in diesem Jahre wurde O. zum Feldmarschall-Lieutenant ernannt, 1794 in besonderer Auszeichnung mit einem speciell zusammengestellten Corps der englischen Armee des Herzogs von York beigegeben. Dieses in ihn gesetzte Vertrauen hat O. in einer längeren Reihe rasch aufeinander folgender Operationen und Kämpfe im besten Sinne gerechtfertigt. Schon bei der Vorrückung zur Einschließung der Festung Landrecies schlug er am 17. April bei Vaux en Arrouaise eine in Verschanzungen und Wäldern postirte gegnerische Colonne und nahm derselben 14 Kanonen ab. Der Herzog v. York schrieb diesbezüglich: „Je ne saurais assez me louer de l’assistance de Son Excellence Monsieur le Lieutenant-Général de Otto tant pour les dispositions de l’attaque que pour l’exécution. Il a fait tout ce qu’on pourrait attendre de l’expérience et de la prudence la plus consommée et je me félicite de l’avoir avec moi.“ Mit fast gleichem Erfolge drängte O. den Feind bei Villers en Cauchie am 29. April zurück. Entscheidend war ferner Otto’s Theilnahme an der Schlacht bei Cateau Cambrècis am 26. April, in welcher auf seinen Antrag der Herzog v. York sogleich den nicht gedeckten feindlichen linken Flügel angreifen ließ, was zum vollständigen Siege des Tages und zu der vier Tage später erfolgten Capitulation von Landrecies wesentlich beitrug. Wie bedeutungsvoll weiterhin seine Einflußnahme auf die günstigen Erfolge des [764] Gefechtes bei Tournay, Bouvines und Pont à Tresin am 10. Mai gewesen, erhellt aus den nachstehenden Worten York’s, welcher berichtete: „Ich verdanke den Sieg der Klugheit, Thätigkeit und Kriegskenntniß des Feldmarschall-Lieutenants Otto. Er hat an jenem Tage, von welchem das Schicksal von Tournay abhing, glänzende Proben seiner vorzüglichen Eigenschaften abgelegt“. Hervorragendes Gedenken gebührt schließlich noch Otto’s selbständig eingeleiteten Maßnahmen und seiner aufopfernden Thätigkeit bei Tourcoing am 17. und 18. Mai; denn dort hat O. zum Schutze des in große Gefahr gerathenen Centrums der alliirten Macht rechtzeitig eine wohlgewählte Stellung zwischen Lannoy und Leers besetzt, diese mit seinen Grenadieren und dem hessen-casselschen Leibregiment heldenmüthig vertheidigt und es hierdurch allein möglich gemacht, die geschlagenen Colonnen wieder zu sammeln. O., welcher erst auf Befehl des Kaisers die erwähnte Reserve-Stellung verließ und am 24. Mai zu Tournay für seine Leistungen bei Vaux am 17. April und Cateau Cambrècis am 26. April mit dem Ritterkreuze des Militär-Maria-Theresien-Ordens ausgezeichnet wurde, übernahm nun nach den innerhalb der alliirten Armee stattgehabten Trennungen einige leichte Truppen als Avantgarde-Commando des Prinzen Coburg. Den schweren Anforderungen dieser Stellung konnte jedoch der wiederholt verwundete, körperlich stark geschwächte General nicht lange mehr genügen; schon Ende Juni mußte O. vom Kriegsschauplatz gebracht werden, worauf er, da ihm die Aerzte die thunlichste Schonung empfahlen, 1795 um die Versetzung in den Ruhestand bat. Diese wurde ihm bei Belassung des vollen Gehalts bewilligt. Da sich aber der pflichterfüllte General nach einiger Erholung neuerlich 1796–1797 bei den Vertheidigungsmaßregeln in Böhmen, 1798–1800 bei einer Militär-Hof-Commission, 1801 beim Hofkriegsrathe verwenden ließ, so ernannte ihn der Kaiser im J. 1803 noch zum General der Cavallerie. Erst jetzt zog sich O. gänzlich vom Dienste zurück und schloß hiermit eine Thätigkeit, die mit den erreichten Erfolgen stets im besten Einklange stand; auch hat er sein hohes Ziel, den kaiserlichen Waffen, namentlich aber der kaiserlichen Cavallerie nützlich und dienstbar zu sein, in vollem Maße erreicht; denn was er im Hinblicke auf cavalleristische Bedürfnisse ersonnen und niedergeschrieben, wurde im Heere nicht nur verbreitet, sondern auch verwerthet, und auf dem Kampffelde war O. jederzeit ein Beispiel hehrer Tugenden, ein vorzüglicher Meister des kleinen Krieges, dabei aber überdies ein kluger, siegreicher Feldherr und glücklicher Berather.

Wurzbach, Biogr. Lex. d. Kaiserth. Oesterreich. 21. Th. Wien 1870. – Hirtenfeld, der Milit.-Maria-Theresien-Orden etc. Wien 1857. – (Schels’) Oest. milit. Zeitschr. 4. Bd. Wien 1842. – Amon, Gesch. d. k. k. Hus.-Rgts. Nr. 4. Wien 1882. – Ow, Gesch. d. Erzh. Ferdinand 3. Hus.-Rgts. Sáros-Patak 1843.