ADB:Otto V. (Kurfürst von Brandenburg)

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Artikel „Otto V. (Kurfürst von Brandenburg)“ von Emil Theuner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 24 (1887), S. 663–669, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Otto_V._(Kurf%C3%BCrst_von_Brandenburg)&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 02:11 Uhr UTC)
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Otto mit dem spätern Beinamen der Faule oder der Finner, letzter Markgraf von Brandenburg aus dem Hause Wittelsbach, verdient nicht um seiner Thaten oder persönlichen Eigenschaften willen Beachtung, aber indem ein unglückliches [664] Geschick ihn, einen schlaffen, unselbständigen Mann, ohne Thatkraft und zureichende Geistesgaben, in überaus schwieriger und entscheidungsvoller Zeit an die Spitze eines der bedeutendsten Fürstenthümer des Reiches stellte, hat er für die Schicksale seines Landes wie des Reiches eine verhängnißvolle Bedeutung gewonnen. Als sechster Sohn Kaiser Ludwigs des Baiern und als vierter aus dessen zweiter Ehe mit Margarethe von Holland höchst wahrscheinlich gegen Ende 1341 oder zu Anfang 1342 geboren, wuchs er, schon 1347 durch den Tod des Vaters beraubt, anfänglich unter der Obhut der Mutter, seit der Theilung der bairischen Hausmacht 1349 unter der Vormundschaft seines Bruders Ludwig des Brandenburgers in den Niederlanden auf, wo ihn die Kaiserin schon 1346 mit ansehnlichen Einkünften und der Anwartschaft auf die Burggrafschaft Seeland und die Herrschaft Voorne begabt hatte. Nachdem Ludwig der Aeltere durch den Theilungsvertrag von Luckau am Weihnachtsabende 1351 seinen Brüdern Ludwig dem Römer und Otto die Marken Brandenburg und Lausitz abgetreten, ging die Vormundschaft auf den Römer über und dieser behielt, auch als O. 1359 aus den Niederlanden nach der Mark gekommen, mündig geworden und zu Anfang 1360 von Kaiser Karl IV. zu Prag belehnt, in die Mitregierung seines Landes eingetreten war, den entscheidenden Einfluß noch bis zu seinem Tode, sodaß für die allgemeinen Ereignisse dieser Jahre auf den Ludwig den Römer behandelnden Artikel verwiesen werden kann. Jene Reise nach Prag hatte den jungen Markgrafen zuerst in das glanzvolle Leben des kaiserlichen Hofes eingeführt und bald bahnte sich das verfängliche Freundschaftsverhältniß zum Kaiser an, in welchem O. später zu seinem Schaden ganz aufging. Seit er durch die Nürnberger Märzverträge von 1363 der erst fünfjährigen Tochter Karls Elisabeth verlobt worden war, während Karl die ihm früher bestimmte Tochter Herzog Bogislavs V. von Pommern-Wolgast als Gemahlin heimführte, lebte er so oft und lange am Hofe des Kaisers, daß er bald ganz zu einem Gliede jenes fürstlichen Hofstaates desselben geworden schien, den sonst nicht die großen Fürsten des Reiches, sondern hauptsächlich die in böhmischer Lehnsabhängigkeit stehenden schlesischen Herzöge bildeten. Anfangs freilich war es die von Karl dem Markgrafen vorgespiegelte Hoffnung, mit kaiserlicher Hilfe von Böhmen aus das nach ihres Neffen Meinhard kinderlosem Tode den brandenburgischen Brüdern rechtmäßig zustehende, doch von Stephan von Baiern-Landshut in Besitz genommene Oberbaiern zu gewinnen, welche O. 1363 und 1364 in Böhmen festhielt. Karl jedoch, dem nichts ferner lag, als für fremde Interessen Opfer zu bringen, verstand es meisterlich, die Markgrafen hinzuhalten und inzwischen aus ihren leeren Hoffnungen für seine eignen Zwecke Kapital zu schlagen. Der Vertrag von Pirna im April 1364 war sein nächster Erfolg. Dort theilten unter seiner Mitwirkung die Brüder ihre bis dahin gemeinsam beherrschten Lande. O. erhielt neben der Lausitz und der Neumark die südöstlichen Theile der Mittelmark, und während die Lausitz, von Karl und Herzog Bolko von Schweidnitz-Jauer aus der Meißnischen Pfandschaft gelöst, letzterem zu lebenslänglichem Pfandbesitze überlassen ward, wurde auf die märkischen Gebiete Otto’s Mitgift und Leibgedinge seiner Braut, außerdem aber noch der größte Theil derselben dem Kaiser und der Krone Böhmen zu einer „Wiederstadung“ verschrieben, für den Fall, daß durch etwa eintretenden Tod Wenzels, des Sohnes des Kaisers, die Fürstenthümer Schweidnitz und Jauer dereinst der künftigen Gemahlin Otto’s als Erbin zufielen und diese dieselben im Besitze behalten wollte. Somit war Karl dem Angelpunkte seiner Politik in jenen Jahren: der Sicherung dieser schlesischen Erwerbungen, um ein Beträchtliches näher gekommen. Die bairische Angelegenheit war indessen auf dem alten Flecke geblieben und der unerwartete Tod Ludwigs des Römers zu Anfang [665] 1365, dem bald Herzog Rudolf von Oesterreich, der Hauptgegner der Baiern und Bundesgenosse der Markgrafen, folgte, brachte sie völlig zum Einschlafen. O., nunmehr Kurfürst und Herr über ganz Brandenburg, eilte im Frühjahr 1365 zur Besitzergreifung der Lande Ludwigs des Römers nach der Mark, freilich nur um sich aller Regierungssorgen um das seit den Waldemarischen Wirren in heillose Zerrüttung gerathene Land sofort gänzlich zu entschlagen. Da eben die Zeit ablief, auf welche die Brüder in ihrer Hilflosigkeit gegenüber der Lage des Landes und in drückender Geldnoth 1362 die Verwaltung desselben dem Erzbischofe Dietrich von Magdeburg übertragen gehabt, so fand O., der den schwierigen Verhältnissen noch weniger als sein Bruder gewachsen war, nur den einen Rath, die Regentschaft nunmehr in die Hände seines väterlichen Freundes zu legen. Er ernannte Karl auf sechs Jahre zum Verweser der Mark, die er innehaben solle und besitzen „als ein Vormünder von des Markgrafen wegen“. Beide setzten zum Landeshauptmann den Grafen Heinrich von Schwarzburg, einen vertrauten Hofgenossen des Kaisers, über die Mark und gaben ihm einen durchweg aus Ausländern gebildeten Rath an die Seite. O. lebte von nun an ganz in Prag, wo ihn, wie es scheint, auch die Liebe gefesselt hielt. Nach dem Tode ihres Gemahls war die um ihrer Schönheit, Klugheit und feinen Bildung von den Zeitgenossen gerühmte Katharina von Oesterreich an den Hof ihres Vaters zurückgekehrt. O., der sich gewiß nur ungern an ein noch nicht achtjähriges Kind gefesselt sah, bewarb sich um die ihm gleichaltrige Witwe und auch dem Kaiser konnte dieser Brautwechsel nur erwünscht sein, da er das durch den Tod Rudolfs gelockerte Familienband mit den Oesterreichern nun durch die Verlobung Elisabeths mit dem jungen Herzoge Albrecht aufs neue befestigen konnte, und da zugleich die Verbindung Otto’s mit der dem Vater treu ergebenen Herzogin dem Einflusse desselben die letzte Festigung verlieh. Am 19. März 1366 erfolgte die Doppelhochzeit beider Töchter des Kaisers. Ein neuer Erfolg in Karls brandenburgischer Politik ließ nicht lange auf sich warten. Im October 1367 im Vertrage zu Guben verstand sich O., der endlich einmal im Herbst 1366 zu längerem Aufenthalte nach seinem Lande gekommen war, zum Verkaufe der Lausitz an seinen Schwiegervater, da er in seiner anhaltenden Bedrängniß doch niemals hoffen konnte, die Pfandsumme zur Einlösung derselben aufzubringen. Nach Abzug der letzteren erhielt er noch 11 866 Schock böhmische Groschen ausgezahlt und da er gleichzeitig seine niederländischen Besitzungen und Einkünfte seinem Bruder Albrecht für eine Abstandssumme von 19000 Gulden überlassen hatte, so hatte er zum ersten Male ein größeres Capital in Händen, mit dem er wenigstens einen kleinen Anfang zur Ablösung der zahlreichen Pfandverschreibungen machen konnte, durch welche fast alle landesherrlichen Güter und Einkünfte in den Marken in fremden Besitz gekommen waren. Schloß, Stadt und Land Boizenburg in der Uckermark gelangte so an den Markgrafen zurück und bald begann in der Umgebung des Markgrafen eine Bewegung, welche eine umfassendere und gründlichere Lösung dieser drückenden Verhältnisse anstrebte. Denn es trat ein vollständiger Umschwung in dem Verhältnisse Otto’s zum Kaiser ein, da dieser zu Anfang 1368 seinen zweiten Römerzug unternahm und O. somit fast zwei Jahre lang dem unmittelbaren, persönlichen Einflusse desselben entrückt, leicht der Spielball anderer Berather wurde, welche sich in seiner Nähe festzusetzen wußten. Der Anstoß hierzu ging von Herzog Magnus dem Jüngeren von Braunschweig und Lüneburg aus. Denn eben damals schmolzen die beiden großen Fragen, welche den ganzen Norden Deutschlands auf das Mächtigste bewegten: der Kampf Mecklenburgs und der Hansen mit Dänemark um die Herrschaft in der Ostsee und der Streit der Welfen und Ascanier um Lüneburg, in eine zusammen und trennten alle norddeutschen Mächte in zwei große feindliche [666] Heerlager, da Magnus sich dem Bunde anschloß, den König Waldemar 1368 aus seinem Lande entflohen mit Hülfe der mitgeführten großen Schätze gegen seine Widersacher zustande brachte. Auch O., durch die Lage seines Landes, vielfache Interessengemeinschaft, alte Bundesverhältnisse und überlieferte Politik in diese Händel verstrickt, hätte wol nur dann in den einer großen Entscheidung zudrängenden Verwicklungen eine unabhängige und zuwartende Stellung sich bewahren können, wenn er als mächtiger Herrscher an der Spitze eines festgefügten Staatswesens gestanden hätte und mit Vorsicht und starkem Willen allen Versuchungen zu Abenteuern und während des entbrennenden Kampfes im Trüben zu fischen widerstand. Ein großer Theil des schloßgesessenen Adels der Altmark nun stand zu Magnus, dem alles daran lag, den Markgrafen in diese Wirren hinein und auf seine Seite zu ziehen, in Sold- und Lehnsverhältnissen; diese unternehmungslustigen Herren begannen zweifellos auf des Herzogs Veranlassung sich im Laufe des Sommers 1368 am Hofe des Markgrafen einzunisten und bald gelang es ihnen, die ausländischen Rathgeber desselben, welche ihn bisher in den Bahnen der kaiserlichen Politik gehalten hatten, gänzlich zu verdrängen. Mehrere von Alvensleben, von Schulenburg – darunter Bischof Dietrich von Brandenburg –, ein Rochow, ein Bartensleben und Klaus von Bismarck, der thatkräftige und kluge Begründer dieses Geschlechts, waren die einflußreichsten, ihnen gesellte sich Graf Albrecht von Lindow, Bischof Peter von Lebus und als einziger vom Adel der östlichen Landestheile der Hofrichter Otto Mörner hinzu. Sogleich ward ein Plan zur Wiedervereinigung aller noch im auswärtigen Besitze befindlichen Landestheile mit der Mark in Angriff genommen. Durch den Verkauf des Münzrechtes an die Stände gewann man die Mittel, um wenigstens die den Anhaltern verpfändeten Städte Brandenburg, Alt- und Neustadt; Prenzlau und Görzke auf friedlichem Wege zurückzuerwerben. Die mecklenburgischen – Liebenwalde, Zehdenik, Gransee, Wittenberge und den Schnakenburger Elbzoll – und die sächsischen Pfandschaften – Zossen und die Vogtei Saarmund – getraute man sich durch die Gewalt der Waffen im Anschlusse an Herzog Magnus zu gewinnen, während man die pommerschen einstweilen aus dem Spiele lassen mußte, da die Wolgaster Herzöge dem Bunde gegen Mecklenburg bereits angehörten, die Stettiner wol noch gewonnen werden sollten. Der neue Rath drängte zum Kriege und nachdem bereits im November 1368 ein erster Vertrag das wichtige Lenzen dem Herzoge Magnus für den Krieg gegen Mecklenburg geöffnet hatte, kam zu Osterburg im folgenden April ein Angriffsbund beider Fürsten auf Mecklenburg zu stande, von dem O. nicht blos die Wiedereroberung der Pfandschaften, sondern noch weitere Erwerbungen von Dänemark erwartete. Der Kampf im Sommer 1369, an dem sich auf mecklenburgischer Seite gezwungen die Wolgaster, freiwillig die Stettiner betheiligten, brachte, obgleich Magnus’ Hiife ausblieb, Liebenwalde, vielleicht auch die übrigen Pfandschaften der Mecklenburger, in die Gewalt des Markgrafen, aber ein entscheidender Schlag ward nicht geführt und schnell erschöpften sich die Mittel desselben, der wieder durch jährlich wachsende Verpfändungen an Schlössern und Gefällen die Kosten der andauernden Kriege aufzubringen sich genöthigt sah. Da kehrte Karl im Herbste nach Deutschland zurück und sofort warf sich O. dem Schwiegervater wieder in die Arme, aber dieser fand die Lage diesseits der Alpen so bedenklich verändert, daß er die brandenburgische Frage zu einer schnellen Entscheidung zu treiben sich entschloß, um sich in den Besitz des Landes zu setzen, ehe neue Wechselfälle die großen Verheißungen der Nürnberger Erbverträge vereiteln könnten. Ludwig von Ungarn nämlich hatte inzwischen durch den Hinweis auf den ihrem Hause drohenden Verlust Brandenburgs die Baiern und Pfälzer zum Abschlusse eines Bündnisses [667] gegen den Kaiser bewogen, dem sich auch Kasimir von Polen anschloß, während zugleich unter den hervorragendsten Fürsten Oberdeutschlands wachsende Verstimmung gegen Karl offen zu Tage trat. Karl ging mit gewohnter Thatkraft, Umsicht und Gewandtheit zu Werke. Während O. den größten Theil des Frühlings und Sommers 1370 wieder in alter Weise an seinem Hofe verlebte, gelang es Karl durch Verhandlungen Kasimir zu beschwichtigen, durch die Vermählung seines Sohnes Wenzel mit einer Tochter Albrechts von Straubing-Holland diesen aus dem wittelsbachischen Bunde auf seine Seite herüber zu ziehen, durch ein Bündniß mit den Städten den Fürsten in Oberdeutschland Schach zu bieten, endlich fast alle Nachbarn der Mark: die Sachsen, Mecklenburger, Pommern, Magdeburg sich zu verbinden und selbst durch ein Spiel von bodenloser Tücke und Heuchelei sich mit Magnus von Braunschweig zu verständigen, der kein Bedenken trug, den Markgrafen an den Kaiser zu verrathen. Dazu traf Karl militärische Anstalten. Er ließ sich das Städtchen Fürstenberg oberhalb Frankfurt an der Oder von dem Kloster Neuzelle verkaufen, ummauerte es, überbrückte den Strom und sicherte sich so einen Uebergang über die wichtige und damals nur schwer passirbare Oderlinie. O. that während alledem nichts und erhob nicht einmal Widerspruch, als Karl vor seinen Augen durch jenen Brückenbau und die zum Schutze desselben angelegten Befestigungen eine dreiste Verletzung seines Gebietes wagte. Ohne eine Ahnung von der Lage der Dinge reiste er im Herbste 1370 von Karl freundlich aufgefordert zur Vermählung seiner Nichte mit König Wenzel nach Nürnberg, „um hier mit dem Kaiser fröhlich zu sein“. Hier aber wurden ihm plötzlich und unverhofft die Augen geöffnet. Denn auch Herzog Friedrich von Baiern, der Sohn Stephans von Landshut, war hier zugegen und durch ihn machten ohne Zweifel die Wittelsbacher den Versuch, wieder mit dem Markgrafen Fühlung zu gewinnen. Ob so Otto’s Mißtrauen endlich erweckt worden oder ob Karl die Frucht für reif zum Pflücken erachtete und unumwunden an O. das Ansinnen, Brandenburg zu räumen gestellt hat – genug, es kam hier zum völligen Bruche. Im Zorn ritt O. davon, freilich nicht um sorglich nun alle seine Kräfte für die Abwehr des drohenden Schlages zusammen zu fassen, sondern nur um sie ziellos in neuen Abenteuern zu verzetteln und vollends aufzureiben, während er unbedacht dem Kaiser selbst den erwünschten Anlaß zu sofortigem Einschreiten bot. Denn am 17. April 1371 erklärte er zu Soldin die Nürnberger Erbverträge einfach für null und nichtig und ließ hier die Neumark, darauf auch die übrigen Marken dem durch Ungarn und Polen herbeigereisten Herzoge Friedrich zu Händen seines Vaters und seiner Brüder die Erbhuldigung für den Fall seines Ablebens ohne Namenserben leisten. Im Frühjahr 1371 entbrannte der Kampf aufs Neue. Die Treulosigkeit des Braunschweigers hatte für einen Augenblick eine seltsame Verschiebung der Parteiverhältnisse zur Folge: während Erich von Lauenburg sich mit den Mecklenburgern gegen O. verband, war dieser ein Bündniß mit den Sachsen gegen Magnus eingegangen und hatte in wachsender Geldnoth bereits zu einem verzweifelten Gewaltmittel gegriffen, indem er sich der von Waldemar zu Königsberg in der Neumark hinterlegten Schätze bemächtigte. Die Mecklenburger wurden im Anfang September zu einem nachtheiligen Frieden zu Prenzlau gezwungen, den Friedrich von Baiern vermittelte; von den Pommern gelang es durch dessen und König Waldemars Bemühungen im Juli sogar eine Verständigung zu einem freilich nur vorübergehenden Bündnisse zu erreichen. Karl hatte im Juni die Kriegserklärung an O. erlassen, war aber durch eine schwere Erkrankung aufgehalten worden. Als er endlich ins Feld kam, war O. bereits mit den übrigen Gegnern versöhnt; so konnte Karl nichts Erhebliches mehr ausrichten und mußte sich mit der Eroberung von Müncheberg und der von Görzke [668] durch den Erzbischof von Magdeburg einstweilen zufrieden geben. Die Baiern hemmten Fehden mit den Städten, den Ungarkönig die Besitzergreifung von Polen nach dem Tode Kasimirs an nachdrücklichem Eingreifen. Eine Waffenruhe zu Pirna Mitte October vereinbart, machte auf 11/2 Jahre dem Kriege ein Ende und öffnete den Verhandlungen freien Spielraum, da namentlich der Papst durch den Patriarchen von Alexandrien eifrig die Aussöhnung Karls und Ludwigs betrieb. Zwar kam es nicht zu bindenden Abmachungen, aber bei einer Zusammenkunft der Herrscher an ihren Landesgrenzen näherten sie sich doch so, daß Karl nunmehr sicher wußte, Ludwig werde ihm bei der Erneuerung des Angriffs auf Brandenburg nicht in den Arm fallen. Indem er zugleich die Wettiner auf seine Seite zog, beraubte er O. seiner letzten Stütze in Norddeutschland. Dieser hatte inzwischen schon die planlosen Kämpfe mit seinen Nachbarn wieder begonnen und durch Erneuerung alter Grenzstreitigkeiten mit Polen selbst das Wohlwollen König Ludwigs aufs Spiel zu setzen sich nicht gescheut. Die Bedingungen des Friedens von Prenzlau wurden nicht erfüllt, die kurze Freundschaft mit den Pommern schlug in neue Feindschaft um. Kasimir von Stettin begann den Krieg in der Neumark mit solchem Nachdruck, daß O., obgleich der junge Herzog bald darauf vor den Mauern Königsbergs den Tod fand, empfindliche Nachtheile erlitt und zu einem neuen Frieden von Prenzlau im November 1372 gezwungen wurde. Als der Waffenstillstand mit dem Kaiser zu Pfingsten 1373 ablief, sahen sich O. und Friedrich rings von Feinden umgeben, von den Bundesgenossen verlassen und durch die fortgesetzten Kämpfe völlig erschöpft außer Stande, den Krieg mit Erfolg und im offenen Felde gegen Karl aufzunehmen, der besser gerüstet als 1371 die Einnahme Frankfurts als erstes Ziel seiner Unternehmungen ins Auge faßte und bald die Lage der Stadt zu einer hoffnungslosen machte. Aber noch ehe sie fiel, verstanden sich O. und Friedrich, diesmal wenigstens eben noch den richtigen Augenblick erfassend, ehe ihr Verzicht erheblich an Werth verlor, im Frieden zu Fürstenwalde zur Abtretung Brandenburgs gegen eine Gesammtentschädigung von 500 000 Gulden, von denen ein Fünftel durch Ueberlassung der oberpfälzischen Besitzungen des Kaise:s an O. gedeckt, der Rest theils baar, theils als ablösliche Rente dem Markgrafen gezahlt werden sollte. Außerdem behielt er noch Kur- und Erzkämmererwürde auf Lebenszeit.

So zog O. aus der Mark, für welche die Zeit der wittelsbachischen Herrschaft eine Kette ununterbrochener Leiden bis zum äußersten Maaße der Zerrüttung gewesen war. Wenigstens die oberpfälzischen Gebiete rettete der Vertrag dem Stammlande, da O. bald seine Besitzungen mit denen des Landshut-Münchener Zweiges vereinigte. Nur als Theilnehmer an mehreren diesbezüglichen Hausverträgen wird O. hinfort noch erwähnt, ohne mehr irgendwie aus dem Behagen seiner Bedeutungslosigkeit hervor zu tauchen. Selbst des Rechtes der Führung seiner Kurstimme begab er sich, als Karl 1376 seinen Sohn Wenzel zum römischen Könige wählen ließ. Karls zweiter Sohn, der erst achtjährige Sigmund, führte sie als Markgraf von Brandenburg. O. beschloß seine Tage zu Wolfstein, einer Burg an der Isar unweit Landshut, am 15. November 1379 und ward im Kloster Seligenthal bestattet. Man hat in neuerer Zeit versucht, ihn von der Hauptschuld an dem Verluste Brandenburgs rein zu waschen und es muß zugegeben werden, daß Ludwigs des Römers Kurzsichtigkeit und Verblendung den Markgrafen auf die unselige Bahn wies, von der sich los zu ringen O. ganz unfähig war. Aber es ist durchaus unbegründet in jenen Unternehmungen während Karls Romzuge ein kraftvolles Aufraffen und einen Anlauf zu zielbewußtem Handeln zu sehen. Er that nichts, um den drohenden Untergang aufzuhalten und sein Beiname bezeichnet treffend [669] die hervorstechendste Seite seines Charakters: träge, schlaffe Unthätigkeit. Daß er ein von klein auf in Lüsten verkommener Mensch gewesen sei, kann aus den Quellen nicht erwiesen werden; die von Veit Arnpeck erzählte Liebschaft mit dem Müllergretel von Wolfstein hat er wol erst angeknüpft, nachdem den hellen Geist seiner Gemahlin, wie berichtet wird, der Wahnsinn umnachtet hatte. Sie giebt uns kein Recht zu so hartem Urtheil und läßt eher eine andere Beurtheilung zu.

Ueber ihn handelt außer des Verfassers: Der Uebergang der Mark Brandenburg vom Wittelsbacher an das Luxemburger Haus, besonders Scholz, Die Erwerbung der Mark Brandenburg durch Karl IV.