Zum Inhalt springen

ADB:Otto der Fröhliche

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Otto der Fröhliche“ von Alfons Huber in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 24 (1887), S. 708–711, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Otto_der_Fr%C3%B6hliche&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 12:50 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Nächster>>>
Otto von Lonsdorf
Band 24 (1887), S. 708–711 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Otto der Fröhliche in der Wikipedia
Otto der Fröhliche in Wikidata
GND-Nummer 103115099
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|24|708|711|Otto der Fröhliche|Alfons Huber|ADB:Otto der Fröhliche}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=103115099}}    

Otto, Herzog von Oesterreich, der jüngste Sohn des Königs Albrecht I., wurde im Jahre 1301 geboren. Obwohl in Oesterreich und Steiermark seit der Uebertragung dieser Herzogthümer an die Habsburger nicht das Primogeniturgesetz galt, sondern alle Mitglieder des Hauses als Regenten galten, nur thatsächlich die ältesten Herzoge größeren Einfluß hatten, so scheint doch O. noch mehr, als dies sonst bei den jüngeren Herzogen der Fall war, von jedem Antheile an der Regierung fern gehalten worden zu sein. Auch als seine Brüder Leopold und Heinrich (1325 und 1326) durch einen frühen Tod hinweggerafft worden waren, wurde ihm kein größerer Wirkungskreis eingeräumt; König Friedrich verwaltete nach seinem vergeblichen Versuche, die deutsche Krone zu behaupten, die östlichen Herzogthümer, Albrecht II. die sogenannten Vorlande zu beiden Seiten des Oberrheins. Daß er, wie es scheint, seinen Brüdern nicht einmal in finanzieller Beziehung gleichgestellt ward, mußte ihm um so unbilliger erscheinen, als er der einzige war, der von seiner Gemahlin Elisabeth von Niederbaiern männliche Nachkommen hatte. Dazu kam die Verschiedenheit der politischen Grundsätze, indem O. die von seinen Brüdern geschlossenen Verträge mit Ludwig dem Baiern mißbilligte und die Fortsetzung des Kampfes wünschte. Er verlangte daher, die habsburgischen Besitzungen sollten zwischen ihm und Albrecht II. gleich getheilt werden, Friedrich aber sich mit der römischen Königswürde begnügen. Als diese Forderung nicht erfüllt wurde, griff er, von einigen Adeligen unterstützt, zu den Waffen und rief sogar die Könige von Ungarn und Böhmen zu Hilfe, die mit seinem Bruder Friedrich auf gespanntem Fuße standen. Im Sommer 1328 überschritt ein zahlreiches ungarisches Heer die Leitha, während gleichzeitig Johann von Böhmen von Norden her in Oesterreich eindrang. Da O. auf die Versicherung des böhmischen Königs, er wolle für sich selbst keine Eroberungen machen, denselben unterstützte, so war bald der nordöstliche Theil von Oesterreich in dessen Gewalt. Den Gegnern sich nicht gewachsen fühlend, [709] suchten Friedrich und Albrecht im September nicht ohne Opfer einen Ausgleich mit Ungarn und Böhmen zu Stande zu bringen. O. wurde dadurch befriedigt, daß ihm die Stadt und das Schloß Haimburg und ein bestimmter Theil der Einkünfte der österreichischen Länder zugesichert und im folgenden Sommer die Verwaltung der Vorlande überlassen wurde. Der Tod des Königs Friedrich am 13. Januar 1330 und die am 25. März darauf erfolgende Vergiftung Albrechts II., der infolge dessen lebenslänglich an Händen und Füßen gelähmt blieb und zunächst zu jeder Thätigkeit unfähig ward, machten O. für einige Zeit zum eigentlichen Vertreter der österreichischen Politik. Während Ludwig der Baier, der gerade beim Tode Friedrichs von seinem Römerzuge über die Alpen zurückkam, jetzt ganz Deutschland zur Anerkennung seiner Würde zu bewegen hoffte, begann O. gleich in den Vorlanden umfassende Rüstungen, schloß mit den Bischöfen von Straßburg und Constanz und mit mehreren Großen Bündnisse und Soldverträge und bewog jene süddeutschen Städte, welche einst Friedrich als König anerkannt hatten, auch jetzt Ludwig die Huldigung zu verweigern. Die Entscheidung über die Frage, ob er den Kampf gegen Ludwig wieder aufnehmen solle, machte er ganz vom Gutdünken des Papstes abhängig, welcher ihn dafür mit Lobsprüchen überhäufte und ihm eine große Geldsumme und die deutsche Königskrone in Aussicht stellte. Da aber Ludwig doch beinahe überall im Reiche Anerkennung fand, so wagten die Habsburger allein auch nicht den Krieg zu beginnen und ließen sich mit dem Kaiser in Unterhandlungen ein. Scheint O. auch zunächst verlangt zu haben, daß Ludwig noch einen Versuch mache, sich mit der Kirche auszusöhnen, so bestand er dann doch nicht weiter darauf, als der Papst eine schroff ablehnende Haltung einnahm. Am 6. August 1330 schloß er unter Vermittlung des Königs von Böhmen mit Ludwig den Frieden von Hagenau, erkannte für sich und seinen Bruder Albrecht diesen als König und Kaiser an und überlieferte ihm die Reichsinsignien. Es kam sogar in der nächsten Zeit eine sehr enge Verbindung der Herzoge von Oesterreich mit dem Kaiser zu Stande, da sich beide Theile durch die Läudersucht des Königs Johann von Böhmen, besonders durch dessen Versuch, Kärnten und Tirol mittelst einer Vermählung seines zweiten Sohnes Johann Heinrich mit Margarethe (Maultasch), der Tochter des Herzogs Heinrich, an sein Haus zu bringen, in ihren Interessen bedroht fühlten. Denn die Habsburger sowenig wie der Kaiser konnten es mit gleichgiltigen Augen ansehen, wenn ihre Länder durch die Besitzungen der ohnehin sehr mächtigen Luxemburger von zwei Seiten umfaßt wurden. Auch hielten es die Herzoge von Oesterreich für billig, daß Kärnten nach dem Tode des Herzogs Heinrich ihnen verliehen werde, da sie dessen nächste männliche Verwandten waren, indem ihre Mutter Heinrichs Schwester gewesen war. O. und König Ludwig schlossen daher am 26. November 1330 bei einer Zusammenkunft in Augsburg einen geheimen Vertrag, nach welchem dieser nach dem Tode des Herzogs Heinrich die Herzoge von Oesterreich mit Kärnten belehnen, diese aber ihm zur Eroberung Tirols Beistand leisten sollten. Als dann Johann von Böhmen in wenigen Monaten einen großen Theil von Oberitalien in seine Gewalt brachte, kam O. im folgenden Mai noch einmal mit dem Kaiser in München zusammen, wo die Verbindung zwischen den Wittelsbachern und den Habsburgern eine noch engere wurde. Am 4. Mai 1331 ernannte der Kaiser den Herzog O. für den Fall, daß er selbst sich nach Italien oder Norddeutschland begäbe, lebenslänglich zum Reichsvicar und ließ ihm als solchen durch die Reichsstädte die Huldigung leisten. Auf einem bald darauf gehaltenen Reichstage in Nürnberg nahm es O. auf sich, die Könige von Ungarn und Polen zu einem Bündnisse gegen Johann und zu einem gemeinschaftlichen Angriffe auf Böhmen zu bewegen, und brachte auch in der That am 2. September [710] eine Allianz mit Ungarn zu Stande. Doch hatte sich unterdessen der böhmische König mit dem Kaiser in der italienischen Frage vollständig geeinigt und dadurch den wichtigsten seiner Gegner gewonnen. Durch einen Zug gegen Posen zwang er auch den König von Polen zu einem Waffenstillstande und rückte dann anfangs November an die mährisch-österreichische Grenze, da sein Reich durch ein österreichisch-ungarisches Heer unter Führung des Herzogs O. bedroht wurde. Die geringe Kriegslust beider Theile und die vorgerückte Jahreszeit ließen es zu keiner ernsten Waffenthat kommen. Nachdem im folgenden Frühjahre ein böhmisches Corps durch die Oesterreicher eine Niederlage erlitten hatte, wurde am 12. Juli 1332 ein Friede geschlossen, nach welchem mehrere österreichische Städte, die 1323 für die Freigebung des bei Mühldorf gefangenen Herzogs Heinrich an den König von Böhmen verpfändet worden waren, von diesem zurückgestellt wurden. Am 2. April 1335 starb der Herzog Heinrich von Kärnten-Tirol, dessen Tochter Margaretha, Gemahlin des böhmischen Prinzen Johann, der Kaiser im Februar 1330 die Nachfolge in den Ländern ihres Vaters zugesichert hatte. Jetzt aber dachte derselbe nicht mehr daran, dieses Versprechen zu erfüllen. Den Bestimmungen des geheimen Vertrages vom 26. November 1330 entsprechend, belehnte der Kaiser die Herzoge von Oesterreich auf einer Zusammenkunft in Linz am 5. Mai 1335 mit Kärnten, ja auch mit Südtirol, während Nordtirol an seine eigenen Söhne kommen sollte. Herzog O. begab sich nun selbst nach Kärnten und Krain (das an die Herzoge von Kärnten verpfändet gewesen war), um die Einwohner zur Huldigung zu bewegen. Die Krainer leisteten dieselbe ohne Verzug, die Kärntner anfangs Juni, da sie innerhalb der von ihnen erbetenen Frist keine Unterstützung erhalten hatten. König Johann von Böhmen lag nämlich damals an den bei einem Turniere erhaltenen Wunden in Paris darnieder, sein Sohn, der Gemahl der Tochter Heinrichs von Kärnten, war ein Knabe von erst dreizehn Jahren. Als der böhmische König am 30. Juli nach Prag zurückkam, erließ er allerdings gleich ein Aufgebot gegen den Kaiser und die Herzoge von Oesterreich. Doch schloß er, noch ehe es zu einem Kampfe gekommen war, am 16. September einen achtmonatlichen Waffenstillstand, den er zur Gewinnung Ungarns und Polens benützte. Noch ehe derselbe abgelaufen war, anfangs März 1336, er mit einem großen Heere Oesterreich an. Herzog O. brachte zwar endlich eine fast ebenso starke Macht zusammen. Da aber zu den Böhmen auch ungarische Hilfstruppen stießen, während er seinen eigenen Leuten nicht recht traute, so floh er in der Nacht auf den 24. April nach Wien zurück, so daß Oesterreich nördlich von der Donau den Feinden völlig preisgegeben war. Erst der Angriff des Kaisers auf das Gebiet des Herzogs Heinrich von Niederbaiern, des Schwagers und Verbündeten Johanns von Böhmen, bewog diesen in der zweiten Hälfte des Juli zum Abzuge aus Oesterreich. Wie König Johann, so wendete sich auch Herzog O. nach Baiern, wo er sich mit dem Kaiser vereinigte und an der untern Isar sich aufstellte. Da sie jetzt den Feinden bedeutend überlegen waren, so suchten sie diese zu einer Schlacht zu bewegen, ohne ihre Absicht erreichen zu können. Auf den Rath des Herzogs O. brach daher der Kaiser Ende August nach Oberösterreich auf, um über Linz in Böhmen einzufallen. Doch ward auch dieser Plan vereitelt, indem der böhmische König, der ihn rechtzeitig gemerkt hatte, zur Deckung seines Reiches bei Budweis Stellung genommen hatte. Da die Tiroler alle Angriffe auf ihr Land mit Erfolg abwehrten, also der Kaiser den Lohn seines Bündnisses mit Oesterreich nicht erhalten konnte, andererseits ihm die Herzoge auch die Abtretung von vier oberösterreichischen Städten zum Ersatz der Kriegskosten verweigerten, so zog er sich mißmuthig vom Kampfe zurück. Ohne seine Unterstützung konnten die Oesterreicher aber auch Südtirol nicht zu erobern [711] hoffen, so wenig wie die Luxemburger Aussicht hatten, das verlorene Kärnten wieder zu gewinnen. Es kam daher schon am 4. September zum Präliminarfrieden von Freistadt, am 9. October zum definitiven Frieden von Enns, nach welchem die Herzog von Oesterreich Kärnten mit Krain, der Sohn des Königs Johann und seine Gemahlin Tirol behielten. Nur kurze Zeit hat O. diesen Frieden noch überlebt. Er starb schon am 17. Februar 1339, noch nicht einmal achtunddreißig Jahre alt, mit Hinterlassung zweier Söhne, Friedrich und Leopold, die ihm auch schon im Jahre 1344 in das Grab folgten.

Eine specielle Bearbeitung der Geschichte Otto’s gibt es nicht. Das einschlägige Material muß aus Johann von Viktring und andern gleichzeitigen Chroniken und Annalen wie aus verschiedenen Urkundenbüchern zusammengesucht worden.