Zum Inhalt springen

ADB:Pasman, Hieronymus

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Pasman, Hieronymus“ von l. u. in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 25 (1887), S. 192–194, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Pasman,_Hieronymus&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 13:16 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Pasch, Georg
Nächster>>>
Pasor, Georg
Band 25 (1887), S. 192–194 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Hieronymus Pasmann in der Wikipedia
Hieronymus Pasmann in Wikidata
GND-Nummer 12895423X
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|25|192|194|Pasman, Hieronymus|l. u.|ADB:Pasman, Hieronymus}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=12895423X}}    

Pasman: Hieronymus P., Stifter der nach ihm genannten, noch heute in gutem Rufe stehenden Paßmann’schen (richtiger Pasman’schen) Schule in Hamburg, wurde am 10. April 1641 in Hamburg geboren, wo sein Vater ein Blechschläger war. Nachdem er in Gießen und Jena Theologie studirt und an der letzteren Universität 1663 Magister geworden war, wurde er in seiner Vaterstadt [193] unter die Candidaten des Ministeriums aufgenommen. Er mußte lange auf eine Anstellung warten. Am 9. Juni 1678 ward er sodann zum dritten Diakonus (Prediger) an der großen St. Michaelis-Kirche gewählt; nachdem er am 28. Juni das Colloquium bestanden hatte, wurde er am 9. Juli in sein Amt eingeführt. Die Gemeinde, an die er berufen war, hatte erst seit wenigen Monaten die vollen Rechte eines besonderen Kirchspiels erlangt und war noch nicht völlig als ein solches eingerichtet; sie umfaßte die Neustadt, die schon damals zu einem großen Theile von ärmeren Leuten bewohnt war. Die neue Kirchenverwaltung hatte bei der Einrichtung der Armenpflege besondere Schwierigkeiten zu überwinden; als P. ins Amt kam, geschah für den Unterricht der Kinder der Armen in dem nun auf sich selbst angewiesenen Kirchspiel noch nichts. Er sah die täglich wachsende Verwilderung der Jugend; nachdem er vielfach auch andere auf den Schaden hingewiesen, beschloß er auf Zureden des Syndikus Wolder Scheele selbst eine Armenschule zu gründen. Sein Vorbild dabei war die seit dem Jahre 1612 in der Altstadt errichtete Knackenrüggische Armenschule, die in Segen wirkte. Der Bürgermeister Heinrich Meurer (s. A. D. B. XXI, 532 ff.) billigte seinen Plan und im Januar 1682 legte P. ein Subscriptionsbuch an und forderte zur Zeichnung von Gaben auf. Neben ihm nahm sich hauptsächlich der Diakonus Caspar Theodor Fürsen zu St. Petri (Sohn des Bd. VIII, S. 211 erwähnten F.) der Sammlung an, die einen überraschenden Erfolg hatte. Um diese Zeit gerieth P. in unangenehme Streitigkeiten mit angesehenen Mitgliedern seines Kirchencollegiums. Nachdem er schon vorher mit seinem Hauptpastor Georg Haccius (s. A. D. B. X, 288 f.), der wegen seiner Unfriedfertigkeit bekannt war, über die Vertheilung der Armengelder einen Streit gehabt hatte, glaubte er auch Anlaß zur Klage über die Art zu haben, wie die Leichnamsgeschworenen (so hießen die Verwalter des wichtigsten Theiles des Kirchenvermögens) mit den Armengeldern umgingen. P. brachte diese Sache auch auf die Kanzel. Als er dann aber doch nicht seinen Vorwurf juristisch beweisen konnte, und auch nicht auf der Kanzel revociren wollte, wurde er am 15. September 1682 ab officio suspendirt. Er supplicirte zu Rath; und als er dem Rathe Gehorsam gelobt hatte, ward er am 22. November desselben Jahres wieder restituirt. Der Zwischenfall scheint seinen Bemühungen für die Armenschule um so weniger geschadet zu haben, als man in der Bürgerschaft ihm sachlich Recht gegeben zu haben scheint; auch persönlich war er während der Zeit seiner Suspension mit Wohlthaten überhäuft worden. Im Anfang des Jahres 1683 waren 20 000 Mark Courant für die Schule gesammelt; auf Pasman’s Ansuchen ward durch Rathsdecret vom 30. März 1683 „die Anrichtung einer Armenschule in der Neustadt“ genehmigt und zu deren Verwaltung der von P. vorgeschlagene Vorstand berufen. Hiernach bestand der Vorstand aus P., seinem Freunde Fürsen, zwei Mitgliedern des Rathes und zwei Bürgern. Im Mai 1684 ward die Schule mit einer Einweihungspredigt Pasman’s in der kleinen Michaeliskirche eröffnet; sie war zunächst in einem gemietheten Hause, konnte aber schon im October 1684 ihr eigenes Haus, in welchem sie sich noch befindet, beziehen; um diese Zeit war sie schon von 500 Kindern beiderlei Geschlechtes besucht, die von mehreren Lehrern und Lehrerinnen unterrichtet wurden. Als Fürsen am 13. April 1684 gestorben war, wurde statt seiner der Hauptpastor zu St. Michaelis Johan Winckler, der Nachfolger von Haccius, am 1. April 1685 in den Vorstand (das Patronat) der Schule berufen. Es ist wahrscheinlich, daß August Hermann Francke bei seinem ersten Aufenthalt in Hamburg (1683) in der Pasman’schen Schule unterrichtet hat. Als der Andrang zur Schule immer größer wurde, sind auf Winckler’s Betrieb noch mehrere, bis zu seinem Tode noch vier, solcher Armenschulen in [194] der Neustadt gegründet. – Nach Wincklers Tode hatte P. noch mancherlei Widerwärtigkeiten zu erleben; durch Winckler’s Nachfolger im Seniorat glaubten er und einige andere Prediger sich in den Ministerialconventen behindert, frei nach ihrem Gewissen zu votiren; P. und sein College Eustathius Köten blieben in Folge davon jahrelang aus den Conventen fort, bis am Anfang des Jahres 1710 dieser Zwist durch Vermittlung des Rathes friedlich beigelegt ward. P. starb am 21. April 1716 morgens 1 Uhr, 75 Jahre alt, nachdem er sich während 33 Jahre des guten Fortganges der von ihm gestifteten Schule hatte erfreuen können. Die Predigten, welche er bei der Einweihung der Schule und hernach bei der Grundsteinlegung gehalten hat, sind von ihm in Druck gegeben, die letztere mit einem Anhang zur Geschichte der Neustadt in Hamburg.

Fabricii memoriae Hamburgenses VII, pag. 205 ff.; hier ist der eben erwähnte Anhang abgedruckt. – Johannes Geffcken, Johann Winckler, Hbg. 1861, S. 246 f. – Lexikon der Hamb. Schriftsteller V, S. 648 f. – (Gädechens), Die Paßmann’sche Schule in Hamburg 1683 bis 1883, Hamburg (1883).