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ADB:Praetorius, Matthäus

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Artikel „Prätorius, Matthäus“ von Franz Heinrich Reusch in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 26 (1888), S. 529–530, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Praetorius,_Matth%C3%A4us&oldid=- (Version vom 24. November 2024, 02:16 Uhr UTC)
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Prätorius: Matthäus P., irenischer Theologe und Historiker, geboren zu Memel, † 1707. P. war der Sohn eines lutherischen Pfarrers zu Memel, studirte zu Rostock und Königsberg Theologie und wurde 1661 Adjunctus ministerii zu Memel, 1665 Pfarrer zu Niebudzien bei Insterburg. 1682 übersandte er der theologischen Facultät zu Königsberg das Manuscript einer Schrift mit dem Titel: „Tuba pacis ad universas dissidentes in Occidente ecclesias, sive discursus theologicus de unione ecclesiarum romanae et protestantium necnon amica compositione controversiarum fidei inter hosce coetus, in Dei O. M. quam maximam gloriam universae J. C. ecclesiae bono exhibitus.“ Er erhielt das Manuscript mit tadelnden Bemerkungen des Dr. Melchior Zeidler erst nach zwei Jahren zurück. Es wurde dann 1685 unter dem angegebenen Titel gedruckt (88 S. 4°) – auf dem Titelblatt wird in einigen Exemplaren Joh. Pauli in Köln, in anderen Alex. Lintmann in Amsterdam als Verleger angegeben –, mit Widmungen an Papst Innocenz XI., Kaiser Leopold I., die Könige von Polen, Frankreich, England, Dänemark und Schweden, die Kurfürsten von Sachsen und Brandenburg. In der nicht datirten Widmung an Innocenz XI. sagt P., er sei Pfarrer zu Niebudzien, habe kürzlich von dem König (Johann III.) von Polen den Titel eines Historiographen und Secretärs erhalten und sei religione Augustanae Confessioni addictus, animo, cum sanctis ecclesiae patribus ac conciliis sentiens, catholicus. Als das Buch erschien, war er aber schon 1684 zu Oliva zur katholischen Kirche übergetreten. – In den nächsten Jahren erschienen Entgegnungen der protestantischen Theologen Joh. Fecht (anonym: Kurzes Bedenken über M. Prätorii jüngsthin herausgegebene Tuba pacis oder theologischen Discurs von Vereinigung der römischen und protestirenden Kirchen, 1686 (s. A. D. B. VI, 593), M. Zeidler (Refutatio Tubae pacis, 1688; dazu 1689 Notae et animadversiones in scrutatorem veritatis, gegen den Jesuiten Fr. Haack, der P. geholfen haben sollte), Bernhard van Sanden (Diatriba brevis opposita Tubae pacis Praetorii, im Anhang zu seiner Theologia symbolica, 1688) und Sam. Schelwig (Sex disputationes de unione ecclesiarum Tridentinae atque Augustanae confessioni addictarum, 1689). Auch in Rom war man mit P. nicht zufrieden; sein Buch wurde 1687 von der Inquisition verdammt und in den Index gesetzt. Nach seinem Tode erschien es noch einmal (expurgirt?) bei Servatius Rönthen zu Köln 1711. Im J. 1820 gab A. J. Binterim eine deutsche Uebersetzung (von Pf. Spenrath) „mit einer [530] theologischen Vorerinnerung und mehreren Anmerkungen“ heraus. – P. wurde 1688 katholischer Pfarrer zu Strasburg in Westpreußen, später Propst zu Weiherstadt in Kassubien. – Schon seit 1670 hatte sich P. mit Studien über preußische und polnische Geschichte beschäftigt; er befreundete sich mit dem auf demselben Gebiete arbeitenden Christoph Hartknoch (s. A. D. B. X, 665), mit dem er aber später zerfiel. Gedruckt wurden von ihm: „Scutum regium“, ein Panegyrikus in Versen auf Johann III., 1684; „Orbis Gothicus“, 1688 und „Mars Gothicus“, 1691 (er hielt die Polen für Nachkommen der Gothen), und ein ausführlicher „Syllabus materiarum in opere intitulato Deliciae antiquitatum Prussicarum exponendarum“. Das in diesem Prospect in Aussicht gestellte Werk vollendete P. 1703 unter dem Titel: „Historia Prutenica absolutissima oder Preußische Schaubühne“; er schickte es nach Berlin in der Hoffnung, die preußische Regierung werde es drucken lassen. Das geschah aber nicht; das Manuscript liegt noch in der königlichen Bibliothek zu Berlin. Nach einer Abschrift hat Michael Lilienthal (s. A. D. B. XVIII, 650) einige Abschnitte drucken lassen: „Nachricht von der Littauer Arth, Natur und Leben“ (Erleutertes Preußen I, 125); „Bericht von der Müntze in Preußen“ (ebenda III, 243); „Historische Nachricht von der alten preußischen Sprache“ (Acta Borussica II, 55). Von einer Schrift „Von dem Herkommen und glorwürdigen Thaten Herrn Conradi Tiberii von Wallersrod, weiland Hochmeisters“, ist nur ein Auszug gedruckt (Erl. Preußen II, 670).

(Lilienthal), Selecta historica et literaria continuata, Regiom. 1719, p. 107. – Erleutertes Preußen I, 114. – Pisanski, Entwurf der preußischen Literaturgeschichte, 1853, S. 130. – A. Räß, Die Convertiten 8, 342.