Zum Inhalt springen

ADB:Reuwich, Erhard

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Rewich, Erhard“ von J. Braun in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 28 (1889), S. 347–348, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Reuwich,_Erhard&oldid=- (Version vom 21. November 2024, 18:22 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Revius, Jacob
Nächster>>>
Reyberger, Anton
Band 28 (1889), S. 347–348 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Erhard Reuwich in der Wikipedia
Erhard Reuwich in Wikidata
GND-Nummer 11859897X
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|28|347|348|Rewich, Erhard|J. Braun|ADB:Reuwich, Erhard}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=11859897X}}    

Rewich: Erhard R. (auch Reuwich, Renwich, Rewig genannt), hervorragender Maler, Formschneider und Buchdrucker, war aus Utrecht gebürtig. Als im J. 1483 Bernhard v. Breydenbach (s. A. D. B. III, 285) mit dem Grafen zu Solms und Ritter Philipp v. Bicken eine Reise nach Palästina und Aegypten unternahm, begleitete diese drei Pilger R. auf Kosten Breydenbach’s, um Städteansichten, Trachten, Thiere und Pflanzen abzumalen und später in Holz zu schneiden. Im J. 1484 kehrte die Gesellschaft nach Mainz zurück, wo Breydenbach unter seinem Namen ein Werk über ihre Reise, die erste gedruckte Reisebeschreibung, vorbereitete. R. hatte unterdessen seine Bilder in Holz geschnitten, die Holzschnitte vermuthlich auch selbst illuminirt, und erwarb nun von Peter Schöffer einen größeren Vorrath von Lettern, der ihm jedenfalls auch die Presse dazu aufstellte. Das Werk erschien dann 1486 zuerst in lateinischer [348] Sprache unter dem Titel „Opusculum sanctarum Peregrinationum ad sepulcrum Christi in Jierusalem“ und einige Monate später auch in deutscher Sprache. Wie aus diesem „B. v. Breydenbach’s heylige reyssen gen Jherusalem“ hervorgeht, war es R., „der all dis gemelt in diesem buch hat gemalet, vnd die Druckerey in seinem huß volfuret“, auch findet sich am Schlusse Rewich’s Firma als Drucker. Das Buch ist mit der ersten rein deutschen Schrift, der sogenannten „Schwabacher“, gedruckt, die Schöffer zum erstenmale in dem Werk „Johannes v. Cuba: Hortus sanitatis vff teutsch eyn gart der gesundheit“ 1485 angewendet hat. Wie dieses Buch sehr schöne Holzschnitte enthält, deren Hersteller wahrscheinlich R. war, so ist auch das Reisewerk Breydenbach’s durch die vielen Holzschnitte von R., die eine für jene Zeit ungewöhnliche technische Leistung genannt werden müssen, ganz besonders werthvoll. Das Werk erregte damals solches Aufsehen, daß bald darauf Uebersetzungen in die französische, spanische und niederländische Sprache nöthig wurden, an welchen R. neben der lateinischen und deutschen Ausgabe auch jene in holländischer Sprache unter dem Titel: „Die heylighe beuaerden tot dat heylighe grafft in iherusalem“ druckte, und zwar in dem gleichen Jahre 1488, in dem auch Anton Sorg zu Augsburg die deutsche Ausgabe nachdruckte. Auf der Stadtbibliothek zu Elbing befindet sich noch eine andere deutsche Ausgabe mit ausführlicherem Titel und ohne Druckort, Firma und Jahreszahl, es scheint demnach noch von anderer Seite nachgedruckt worden zu sein, wie dies auch 1487 von Prüß in Straßburg geschehen ist. Da außer diesen drei Ausgaben der Breydenbach’schen Reise ein anderer Druck Rewich’s nicht bekannt ist, nimmt man an, daß er die Lettern von Schöffer nur entliehen hat, die Herstellung aber jedenfalls „in seinem Haus zu Mainz“ vornehmen ließ. Ueber eine anderweitige Thätigkeit, sowie über seine Lebensverhältnisse ist nichts bekannt.

Nagler, Künstlerlexikon XIII, S. 55. – Zapf, Geschichte S. 94 ff. – Schaab, Geschichte I, S. 530, 632; III, S. 422. – Faulmann, Geschichte S. 172, 203, 207, 220. – Lorck, Geschichte S. 41. – Falkenstein, Gesch. S. 149. – Kapp, Geschichte S. 78. – Klemm, Katalog S. 32, 33, 429. – Passavant, Peintregraveur I, S. 63. – Naumann, Archiv III, S. 221. – Serapeum 1842, S. 56 ff., 65 ff., 81 ff.; 1861, S. 231. – Panzer, Annalen I, S. 63, 64. – Rumohr, Formschneidekunst S. 77. – Lempertz, Beiträge I, u. s. w.