ADB:Reyser, Michael

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Artikel „Reyser, Michael und Georg“ von J. Braun in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 28 (1889), S. 368–369, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Reyser,_Michael&oldid=- (Version vom 23. April 2024, 13:45 Uhr UTC)
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Reyser: Michael und Georg R., zwei Incunabelndrucker, sehr wahrscheinlich Brüder, waren in Eichstädt geboren und führten daselbst die Buchdruckerkunst ein. Das erste in dieser Stadt gedruckte Buch ist 1478 unter dem Titel: „Henrici de Segusio s. de Bartholomaeo vulgo Hostiensis summa super titulis Decretalium“ erschienen; der Drucker hat sich zwar nicht genannt, ist aber ohne Zweifel Michael R. gewesen, der bis 1500 gemeinschaftlich mit Georg R. in ihrer Vaterstadt eine Officin besaß, aus welcher bis 1500 verschiedene, meist lateinische Werke hervorgegangen sind. In Eichstädt muß wohl Michael R. die in gemeinsamem Besitz befindliche Druckanstalt geleitet haben; denn schon im J. 1479 hatte der Bischof Rudolf v. Scherenberg in Würzburg Georg R. zu sich berufen, um hier mit zwei Genossen die erste Presse aufzustellen. Seine Gesellschafter waren Joh. Bekenhub, der acht Jahre in Heidelberg studirt und hierauf einige Zeit in Gemeinschaft mit Georg Husner in Straßburg die Druckkunst ausgeübt hatte, und Stephanus Dold. Das erste von dieser Buchdruckergesellschaft hergestellte Werk war das „Ordo divinorum secundum Chorum Herbipolensem. Breviarium Diocesis Herbipolensis. Herbipoli, St. Dold, Jeorius Ryser et Joan. Bekenhub“, welches 1479 die Presse verließ. Dieser erste Druck Würzburg’s ist zugleich das erste in Deutschland durch einen Kupferstich illustrirte Buch. Nach Vollendung dieses Breviers trennten sich die Typographen, und R. führte die Druckerei allein fort, während wir Bekenhub 1484 in Bamberg bei Sensenschmidt, 1487 als Buchführer in Regensburg und 1489–1491 bei Koberger in Nürnberg als Corrector wieder antreffen, dagegen Dold’s Spur verloren geht. R. druckte in Würzburg bis 1504 hauptsächlich Agenden, Breviere, Meß- und Choralbücher, bischöfliche Mandate, Todesanzeigen, Leichenzettel, Schießbriefe und Kalender. In dem ersten Druck findet sich ein vom 20. September 1479 datirtes Privilegium des Bischofs, vermöge dessen die oben genannten drei Drucker (artis impressoriae peritissimi magistri) kanonische Bücher drucken und denselben das Wappen des Bischofs beifügen dürfen. Doch als R. alleiniger Eigenthümer der Druckerei wurde, erhielt er von dem Domcapitel [369] einen neuen „Schutz-, Schirm- und Befreiungsbrief“ auf sechs Jahre, der ihm von Zeit zu Zeit erneuert wurde und der in einigen Drucken von 1481 bis 1484 und 1491 mit eingefügt ist. Durch seine vortrefflichen Leistungen hatte sich R. so sehr die Zufriedenheit des Bischofs Rudolph († 1495) erworben, daß dieser ihn seinen „getreuen beeidigten Buchdrucker-Meister“ nannte, und ebenso erfreute er sich der Gunst des Nachfolgers, Lorenz v. Bibra, und wurde sogar mit dem Ehrenbürgerrecht und der Befreiung von bürgerlichen Abgaben versehen, wie aus den geistlichen Fiscalatsrechnungen von 1503 und 1504 zu ersehen ist. Die Zahl seiner bekannt gewordenen Drucke, die zum Theil in wiederholten Auflagen erschienen, beträgt mit Einschluß von zwei Wandkalendern 22. Das erste von ihm allein gedruckte Werk ist: „Liber missalis Eccles. Herbipol.“ von 1480, dem dann 1482 die „Agenda eccles. Dioec. Herbipol.“ folgte. In dem lateinischen Texte dieses Buches finden sich auffallender Weise auch einzelne deutsche Worte, ja sogar ganze Sätze in deutscher Sprache. Ein sehr schöner Druck von R. ist ferner: „L. Brunonis Episc. Herbipol. Psalterium latinum c. comm.“ von 1486. Die zwei Kalenderdrucke aus seiner Presse von 1485 und 1486 sind betitelt: „Diez almanach helt aderlasz und artzny gebung.“ Was die Ausstattung seiner Drucke betrifft, so zeichnet sie sich durch einen eigenthümlichen, eine Zeitlang beliebten Typenschnitt (die sogenannte „R.“’sche oder „Eichstädter“ Type) aus; ob die verschiedentlich beigegebenen Holzschnitte von seiner Hand stammen, läßt sich nicht bestimmen, es wird vielmehr von einer Seite als Formschneider sein Nachfolger Schubart bezeichnet. Von der Eichstädter Officin sind noch anzuführen: „Rituale Benedictionale siue Obsequiale“ 1483, „Statuta Synodalia“ 1484 und die „Missale“ von 1486, 1489 und 1494, sowie Albertus Magnus de secretis mulierum“, welches Werk, wie auch der „Breviarius cathedralis ecclesiae Eystettensis“ u. a. ohne Firma und Jahrzahl erschienen sind (s. Nachtrag zu diesem Band). Ueber das Leben und den Tod der beiden Brüder R. ist nichts bekannt: die Eichstädter Officin scheint 1500 und die Würzburger 1504 zum letzten Male in Thätigkeit gewesen zu sein.

Schelhorn, Anleitung, S. 110. – Meusel, Magazin II, 307. – Gropp, Coll. scriptor. Wirceb. I, 161. – Schwindel, Bibl. univers. IV, 2. – Leich, De orig. typogr. 12, 24. – Sprenger im Litterar. Magazin für Katholiken I, 1 ff. – Ebert, Lexikon II, 135. – Serapeum 1840, 97–104. 1845, 165. 1858, 377. 378. – Naumann, Archiv II, 184–189. – Panzer, Annales I, 385–92. 450, 460, 461. V, 525. – Annalen, Suppl. 28. – Weller, Annalen II, 296. – Denis II, 521. – Kapp, Geschichte 85, 174, 334. – Falkenstein, Geschichte, 178. – Schmidt, Geschichte d. Bibl. 80. – Jäck und Heller, Beiträge, 85 u. s. w.