ADB:Ribov, Georg Heinrich

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Ribov, Georg Heinrich“ von Julius August Wagenmann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 28 (1889), S. 804–805, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Ribov,_Georg_Heinrich&oldid=- (Version vom 29. März 2024, 05:58 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 28 (1889), S. 804–805 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Georg Heinrich Riebow in der Wikipedia
Georg Heinrich Riebow in Wikidata
GND-Nummer 11650417X
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|28|804|805|Ribov, Georg Heinrich|Julius August Wagenmann|ADB:Ribov, Georg Heinrich}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=11650417X}}    

Ribov *): Georg Heinrich R., protestantischer Theolog des 18. Jahrhunderts, geboren am 8. Februar 1703 zu Lüchow in Hannover, † am 22. August 1774 als Consistorialrath in Hannover. – Als Sohn eines Bürgers zu Lüchow erhielt er in der Schule seiner Vaterstadt und zu Salzwedel eine gründliche Vorbildung und studirte dann 1720–22 in Halle Philosophie, Mathematik und Theologie. Seine theologischen Hauptlehrer waren die der pietistischen Schule angehörigen Breithaupt, Anton, A. H. Francke, J. Lange und Herrnschmidt, orientalische Sprachen trieb er bei Chr. B. und J. H. Michaelis, mit besonderer Vorliebe aber beschäftigte er sich mit der Philosophie Christian Wolf’s. 1722 wurde er Hauslehrer in Bremen und erhielt den Auftrag, zugleich am lutherischen wie am reformirten Gymnasium den Unterricht in Mathematik und Philosophie zu übernehmen. Nach fünfjährigem Aufenthalt in Bremen ging er 1727, besonders von Mosheim angezogen, nach Helmstedt, habilitirte sich hier, nachdem er zuvor in Wittenberg die Magisterwürde sich erworben, als Docent, wurde 1731 Adjunct der philosophischen Facultät und hielt mit Beifall philosophische Vorlesungen. Aber schon 1732 verläßt er die akademische Laufbahn wieder und geht nach Quedlinburg als Pastor primarius, erhält 1733 die erste Hofpredigerstelle und den Charakter eines Consistorial- und Kirchenraths. 1736 folgt er einem Ruf nach Göttingen als Prediger an der Johanniskirche und Superintendent, hält philosophische Vorlesungen an der neugegründeten Universität, wird im September 1737 bei der feierlichen Eröffnung der Universität Dr. theol., 1739 ordentlicher Professor der Philosophie, 1742 außerordentlicher, 1745 ordentlicher Professor in der theologischen Facultät, geht aber 1759 nach 23jähriger akademischer Wirksamkeit als Consistorialrath und Generalsuperintendent nach Hannover, wo er im 72. Lebensjahre starb, mit dem Ruhm eines mit gründlichen philosophischen und theologischen Kenntnissen ausgestatteten Gelehrten und denkenden Kopfes, eines bedachtsamen und prüfenden Anhängers der Wolfischen Philosophie. Als Docent scheint er anfangs mit großen Prätensionen aufgetreten zu sein, machte aber mit seinem gravitätisch-scholastischen Wesen und einer gewissen natürlichen Unbeholfenheit trotz der einflußreichen Protection Mosheim’s nicht allzuviel Glück, weshalb er wol auch bald nach seines Gönners Tode die akademische Wirksamkeit mit einer kirchenamtlichen vertauschte. Seine philosophischen Predigten, in welchen er die schwülstige Begriffmacherei der Wolfischen Schule auf die Kanzel brachte, erschienen den Zuhörern als gründlich, aber als trocken und unangenehm zu hören. Seine meist zu Göttingen entstandenen Schriften verfolgen vorzugsweise den Zweck, einerseits die sogenannte demonstrative oder scientifische Methode Wolf’s in die Theologie einzuführen, andererseits aber den Beweis zu liefern, daß die geoffenbarte Religion nicht könne aus der Vernunft bewiesen werden: so besonders seine „Erläuterung der vernünftigen Gedanken Wolfs“ 1726, seine „Vertheidigung des Offenbarungsglaubens gegen Tindal“ 1740, und sein (freilich unvollendetes) Hauptwerk, ein Lehrbuch der Dogmatik u. d. T. „Institutiones theologiae dogmaticae methodo demonstrativa traditae“. Göttingen 1740, 8°, sowie verschiedene [805] kleinere Abhandlungen, Dissertationen und Programme, darunter auch eine kleine populäre Schrift: „Warnung vor dem Nationallaster der Deutschen“. Bremen 1725.

Ueber sein Leben s. Strodtmann, Geschichte jetzt lebender Gelehrter 10, 371. – J. J. Moser, Beitr. zu einem Lexikon der Theologen, S. 880 ff. – Pütter, Göttinger Gelehrtengeschichte I, 77; II, 27. – Schröckh, Kirchengeschichte, fortges. von Tzschirner, VI, 101; VIII, 33. – G. Frank, Geschichte der prot. Theologie II, 407, und in der Real-Encycl. für prot. Theologie, 1. Ausg. Bd. 21, S. 428; 2. Ausg. Bd. 17, S. 284. – Döring, Die gelehrten Theologen Deutschlands III, 581 ff. – Das Verzeichniß seiner Schriften s. bei Meusel, Lexikon XI, 250. – Jöcher-Rotermund VI, 2001. – Döring a. a. O.

[804] *) Zu S. 406.