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ADB:Rieter, Heinrich (Maler)

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Artikel „Rieter, Heinrich“ von Carl Brun in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 28 (1889), S. 592–593, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Rieter,_Heinrich_(Maler)&oldid=- (Version vom 18. Dezember 2024, 02:07 Uhr UTC)
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Rieter: Heinrich R., Maler und Radirer, geboren am 15. September 1751 in Winterthur, † 1818 in Bern. Sein Vater war ein einfacher Tuchscherer, der jedoch die Einsicht hatte, dem Sohne die Berufswahl freizustellen. Er kam zu Johann Ulrich Schellenberg in die Lehre und von diesem nach Neuenburg, wo er Zeichenunterricht gab und sich als Porträtmaler einen Namen machte. Von dort ging er nach Dresden, zu seinem Landsmann Graf. Hatte er bisher nur Bildnisse gemalt, so fand er nunmehr, in der herrlichen Dresdner Galerie, durch die Meisterwerke eines Rembrandt, van Dyk, Rubens, Ruisdael, Berghem, Both, Claude Lorrain die mannichfaltigsten Anregungen. Er versuchte sich zunächst im historischen Genre, aber ohne Glück und sah bald, daß er mehr zu einem Landschafter tauge. Am meisten zogen ihn die Niederländer an; es ihnen gleich zu thun war sein Traum, sie an der Quelle kennen zu lernen seine [593] Sehnsucht. Es wurde ihm denn auch das Glück zutheil, bevor er seine Wanderjahre abschloß, Holland zu besuchen. Im J. 1775 wandte sich R. als fertiger Künstler wieder der Heimath zu und wurde in Zürich wie in Winterthur gut aufgenommen. 1777 ließ er sich in Bern nieder, wo er sich zehn Jahre später verheirathete, achtunddreißig Jahre lang als Zeichenlehrer an der öffentlichen Schule wirkte und sein Leben beschloß. R. hatte fünf Kinder, und zwei seiner Söhne haben sich ebenfalls künstlerisch bethätigt. Gottlieb R. war dem Vater beim Ausmalen seiner Radirungen behülflich, sein ältester Sohn Heinrich (1788–1835) lebte in Winterthur und ist dort in der Kunsthalle mit zwei Gemälden (Nr. 54 und 55: Bauernhäuser im Canton Luzern) gut vertreten.

Den ersten Anstoß, sich der Landschaftsmalerei zu widmen, hatte R. in Dresden von Zingg erhalten, derjenige Meister jedoch, welcher auf seinen Entwicklungsgang den hervorragendsten Einfluß ausübte, war Johann Ludwig Aberli. Aberli, selbst Landschafter, hatte, wohl hauptsächlich wegen der damals herrschenden Moden, gegen die Porträtmalerei eine unüberwindliche Abneigung, und da sein Freund diese theilte - selbst Männer, die im damaligen Bern eine gewisse Rolle spielten, wie den Seckelmeister v. Wattenwyl porträtirte derselbe ungern – so konnte er ihn leicht dazu bestimmen, sich fortan ausschließlich der Landschaftsmalerei zuzuwenden. Unter Aberli’s Leitung copirte R. anerkannt tüchtige Vorbilder und studirte fleißig nach der Natur, dabei aber von vorn herein einen größeren Maßstab einhaltend als sein Lehrer. Er malte in Oel- und Wasserfarben und stellte seine Zeichnungen meistens in Tusch und in schwarzer und weißer Kreide her. Studien gelangen ihm durchschnittlich besser als Gemälde, die ihn nie ganz befriedigten, ein Vergleich seines Bildes z. B. in der Kunsthalle von Winterthur (Nr. 53: der Reichenbach; s. Wegweiser 1879 S. 8) mit den Einlagen in den Malerbüchern des Zürcher Künstlergutes (vgl. Bd. 6, Bl. 28: Felspartie, Bleistiftzeichnung von 1808 und Bd. 17, Bl. 39: Wasserfall, Oelstudie) fällt sehr zu Gunsten der Letzteren aus. Von Rieter’s Bildern seien noch genannt eine italienische Landschaft, 1819 im Besitz des Schultheiß von Mülinen, und die Aare bei Bern, bis 1847 in der Keller’schen Gemäldesammlung zu Mailand. Im J. 1786, nach Aberli’s Tode, unternahm es R., im Anschluß an die Manier des Meisters, dessen colorirte Radirungen um eine Anzahl neuer Blätter zu vermehren. Dieselben stellen ausschließlich Schweizer Ansichten dar: Wasserfälle, Veduten, Schlösser, Brücken, See- und Flußufer u. s. w., zum Theil mit Staffage, Figuren und Thieren versehen, die ihm dann Freudenberger oder Niklaus König zu zeichnen pflegten. Nagler führt 21 solcher Blätter auf, und seinem Verzeichniß ist noch hinzuzufügen das Grqufol. Bl.: „Rousseaumonument auf der Insel im Bielersee“, bez. H. R. sc. Alle diese Ansichten sind deshalb von bleibenden Werthe, weil sie vom Künstler selbst und ohne Ausnahme nach der Natur gezeichnet wurden; es offenbart sich in ihnen, wie auch in einem in der Kunsthalle zu Winterthur aufbewahrten Album mit Aquarellen Rieter’s (Schweizer Ansichten und Berner Costüme) ein ernstes Streben nach Vervollkommnung.

S. Neujahrsstück der Zürcher Künstlergesellschaft von 1819. – Nagler, Künstlerlexikon XIII, 174–176.