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ADB:Rolevinck, Werner

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Artikel „Rolevinck, Werner“ von Franz Xaver von Wegele in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 29 (1889), S. 72–73, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Rolevinck,_Werner&oldid=- (Version vom 13. Dezember 2024, 09:05 Uhr UTC)
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Rolevinck: Werner R., theologischer und historischer Schriftsteller. Geboren zu Laer bei Horstmar in Westfalen im J. 1425 als Sohn eines Landwirthes von leidlicher Wohlhabenheit. Nachdem er in seiner Jugend den ersten Unterricht zu Hause genossen, wurde er in seinem 12. Jahre zu seiner weiteren Ausbildung auf auswärtige Schulen geschickt, wie man vermuthet, u. a. nach Köln. Wahrscheinlich [73] früh zum theologischen Beruf bestimmt, trat er im J. 1447 in das Karthäuserkloster zur h. Barbara in eben dieser Stadt und hat in demselben mit wenigen Unterbrechungen sein ganzes übriges Leben zugebracht. Am 26. August 1502 ist er hier in einem Alter von 77 Jahren gestorben. Einzelheiten aus dem Verlauf seines Lebens seit seinem Eintritte in das Kloster sind wenige überliefert. Innerhalb seines Ordens nahm er offenbar eine angesehene Stellung ein, wie das seine Thätigkeit auf den Capiteln desselben und auf den Synoden beweist. Außerdem jedoch erwarb er sich in weiten Kreisen hohe Anerkennung durch seine gelehrten Studien und Arbeiten, die ihm die nähere Verbindung mit hervorragenden Zeitgenossen, wie z. B. mit dem Abte Trithemius, eintrugen. R. war ein ungemein fleißiger und fruchtbarer Schriftsteller. Seine Schriften sind theils theologischer, theils geschichtlicher Natur. Die ersteren sind zum geringem Theile gedruckt worden und erwarten noch eine genauere Untersuchung und Würdigung von sachkundiger Seite. Sie verfolgen zum guten Theil erbauliche und praktische, zum Theil aber auch wissenschaftliche Zwecke. In dieser Beziehung hat ihn namentlich die Erklärung der Paulinischen Briefe mehrfach beschäftigt. Indeß das Gedächtniß seines Namens ist nicht an diese sondern an seine historischen Arbeiten geknüpft. Unter diesen hat sein „Fasciculus temporum“ den größten und einen ganz ungewöhnlichen Erfolg gehabt. Das Buch erschien zuerst im J. 1474 zum Köln im Druck und hat eine Verbreitung wie kein anderes Werk dieser Art gefunden. Man zählt mehr als 30 Auflagen, die es noch bei Lebzeiten seines Verfassers erlebt, von den Uebersetzungen in die deutsche und in fremde Sprachen nicht zu reden. Der wissenschaftliche Werth des „Fasciculus“ entspricht diesen seinem äußerlichen Erfolge in keiner Weise und derselbe kann im Vergleiche mit seinen Vorgängern und Vorbildern im Gebiet der universalgeschichtlichen Versuche nicht im mindesten als ein Fortschritt angesehen werden. Ja, es kommt der Wahrheit ziemlich nahe, wenn in neuerer Zeit behauptet worden ist, das Buch dürfe als eine gelungene Speculation des ältesten Buchdrucks betrachtet werden, durch welche es zu unverdientem Ansehen gelangt sei. Dagegen hat sich R. ein gutes nachhaltiges Andenken durch eine andere Schrift geschichtlicher Beschaffenheit gestiftet, nämlich durch die Schrift „De laude veteris Saxoniae nunc Westphaliae dictae“, die zum erstenmale im J. 1478 (in Köln) an das Licht trat. Die warme Liebe zu seiner westfälischen Heimath hat diese Schrift dictirt, die in ihrer Originalität noch heute wohlthuend zum Geiste des Lesers spricht. Der geschichtliche Theil, der die beiden ersten Bücher derselben umfaßt, ist von geringerem Werthe, während das dritte die Schilderung der zur Zeit des Verfassers noch wirksamen Sitten und Gebräuche des westfälischen Landes und Volkes behandelt, wie sie in seiner Erinnerung fortgelebt hatten. Außer Zusammenhang mit seiner Heimath und seinen Landsleuten war er ohnedem niemals getreten. Es war daher ein besonderes Verdienst des um die westfälische Geschichte mehrfach verdienten Dr. L. Troß, daß er eine neue Ausgabe der Schrift nebst Einleitung vorbereitete, die erst nach seinem Tode durch Dr. Hermann Rump veröffentlicht wurde (Köln 1865). – Eine andere historische Schrift Rolevinck’s „De origine Frisonum“ ist nicht gedruckt. Der „Libellus de regimine principum“ und „De regimine rusticorum“ sind praktischer und lehrhafter Natur.

Vgl. u. a. Trithemius, De SS. eccles. I, p. 392 und catalogus de viris illustr. germ. I, p. 170 – Hartzheim, Bibliotheca Colon. (Col. 1747), p. 314–316. – Biographie universelle, ancienne et moderne Tom. 38, p. 469 bis 472. – Potthast, Biblioth. hist. m. aevi p. 818–819. – Al. Elsner, De vita et scriptis historicis Wern. Rolewinck, Vratisl. 1872. – Lorenz, Deutsche Geschichtsquellen II, S. 92 und S. 331.