ADB:Sambucus, Johannes
Maximilian II. an den Hof gezogen und zum Kaiserlichen Rath und Hofhistoriographen erhoben. In dieser Stellung verblieb er auch unter Rudolph II., dem er besonders nahe gestanden zu haben scheint. Sein bedeutendes Vermögen verwendete er vornehmlich zur Sammlung einer großen Bibliothek, für welche er u. A. zahlreiche Handschriften bis dahin unbekannter griechischer und römischer Schriftsteller erwarb. Auch Münzen und andere Kunstsachen sammelte er eifrig. – Seine schriftstellerische Thätigkeit war eine überaus große („Scripta ejus propemodum infinita“ Blount); dieselbe erstreckte sich nur zum kleineren Theile auf Medicin; zahlreicher sind seine geschichtlichen Arbeiten, von denen die Fortsetzung der „Historia Hungariae“ des Bonfinius besonders zu nennen ist; einen weitbekannten Namen erwarb er sich namentlich durch die Ausgaben alter Autoren, welche er aus den Schätzen seiner Bibliothek theils selbst herstellte, theils durch Andere herstellen ließ. Die meisten dieser Ausgaben haben allerdings, da es S. an kritischer Beanlagung und Sorgfalt im einzelnen, auch wol an ausreichenden Kenntnissen fehlte (s. hierüber u. A. Autolyci de Sphaera lib. ed. Hoche 1877, praef.), jetzt nur noch einigen Werth als editiones primae, beweisen aber doch die unermüdliche Schaffenslust und das vielseitige Interesse des Mannes. Zu nennen sind hier die Notae ad Lucianum 1561, die Ausgabe der Ars poetica des Horaz 1564, des Petronius 1565, des Plautus 1566, des Aristaenetus epist. erot. 1566, des Diogenes Laertius 1566, des Eunapius vitae philosophorum 1568, des Nonnus Dionysiaca 1569, u. A. m. Von seinen sonstigen Schriften verdienen nur die 4 Dialoge „De imitatione Ciceronis“ 1561 Erwähnung; seine Gedichte, Briefe u. s. w. sind vergessen. – S. starb infolge eines Schlagflusses in Wien am 13. Juni 1584, noch nicht 53 Jahre alt.
Sambucus: Johannes S., berühmter Polyhistor des 16. Jahrhunderts. Er wurde in Tyrnau in Oberungarn im J. 1531 geboren, besuchte verschiedene Universitäten in Deutschland, Frankreich und Italien und trieb auf diesen die verschiedenartigsten Studien: Medicin, Rechtsgelehrsamkeit, alte Sprachen, Geschichte, Philosophie, beschäftigten ihn gleichzeitig. Nachdem er 1555 in Padua die Würde eines Licentiaten der Medicin erworben und dann noch einige Jahre im Auslande, namentlich auch in Paris, sich aufgehalten hatte, kehrte er – vermuthlich bald nach 1560 – nach der Heimath zurück und ließ sich in Wien als Arzt nieder, wurde von- [308] Th. Pope-Blount, Censura celebriorum autorum 1694, S. 782–84. – Nic. Reusneri icones 1590, S. 394–99, wo auch ein Bildniß von S. sich findet. – G. Ghilini, Teatro d'huomini letterati. o. J. I, S. 166–169. – Czwittingeri specimen Hungariae litteratae. – A. Teissier, Les Eloges des Hommes Savants. I, p. 309–312. – Schriftenverzeichniß bei J. J. Boissard, icones. Vgl. auch Jöcher IV, S. 90.