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ADB:Sattler, Christian Friedrich

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Artikel „Sattler, Christian Friedrich“ von Eugen Schneider in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 30 (1890), S. 409–410, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Sattler,_Christian_Friedrich&oldid=- (Version vom 26. Dezember 2024, 09:51 Uhr UTC)
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Sattler: Christian Friedrich S., der fleißige Darsteller der württembergischen Geschichte, am 17. November 1705 in Stuttgart geboren, wurde nach Beendigung seiner juristischen Studien zum Hofgerichtsadvocaten daselbst ernannt. 1735 trat er in den für ihn so sehr passenden Archivdienst und rückte 1741 zum [410] wirklichen Geheimen Archivar, seit 1776 mit dem Titel eines Regierungsraths vor. Als solcher starb er am 18. Mai 1785 in seiner Vaterstadt. Sein Hauptbestreben war die Sammlung der auf die Geschichte seines Heimathlandes bezüglichen Urkunden; schon 1740 konnte er dem Herzog Karl Eugen eine historische Beschreibung des württembergischen Wappens vorlegen, die trotz ihrer Tüchtigkeit ungedruckt blieb; gleichzeitig machte er sich an die Fortsetzung des Gabelkover’schen Geschichtswerkes. Bald aber entschloß er sich, die ganze Landesgeschichte selbständig zu bearbeiten: 1752 erschien seine „Topographie Württembergs“; 1767 die „Geschichte des Herzogthums und der angrenzenden Gebiete bis 1260“; 1767–1768 die „Geschichte Württemberg’s unter den Grafen“ in 4 Theilen; 1769–1783 diejenige unter dem Herzogen in 13 Theilen. Das Ganze, ein Zeugniß erstaunlicher Arbeitskraft, reicht bis zum Jahre 1714. Eine im Manuscript hinterlassene Fortsetzung bis 1727 sollte von dem Archivar Erbe veröffentlicht und bis zum Tode des Herzogs Eberhard Ludwig (1733) fortgeführt werden. Aber der Plan kam, offenbar wegen des vielfach heiklen Gegenstandes, nicht zur Ausführung, die Handschrift ging verloren. Die Censur, der sich S. zu unterziehen hatte, hemmte überhaupt die Darstellung. Erstreckte sie sich doch nicht nur auf das, was der Ehre des Fürstenhauses und Landes schädlich sein konnte, sondern auch auf den Stil und die Auffassung des Verfassers. Es ist oft wirklich ergötzlich zu beobachten, wie der recensirende Geheimerath und der Geschichtsforscher in Bemerkungen und Gegenbemerkungen sich herumstreiten; zeichnete sich der eine durch umfassendere Bildung und weiteren Blick aus, so steifte sich der andere auf den Wortlaut seiner Urkunden. In einem Punkte hatte die Censur jedenfalls Recht, daß die Darstellung des Verfassers ziemlich schwerfällig und von unbeholfener Urkundensprache beeinflußt sei; aber zu weit ging sie, wenn sie Enthaltung von eigenem Urtheil und rein thatsächliche Erzählung verlangte. Beides zusammen hat bewirkt, daß S. trotz des großen Ansehens, das er bei seinen Zeitgenossen im In- und Ausland sich erwarb, fast nur noch als Sammler Anerkennung findet. Namentlich die große Zahl seiner urkundlichen Beilagen ist sehr werthvoll; seine Geschichte selbst leidet an dem Mangel von Durcharbeitung, Begründung und Beziehung auf das Allgemeine. Im übrigen ist das reichhaltiges Werk heute noch für jeden Forscher über die württembergische Geschichte unentbehrlich. Zu seinen Lebzeiten wurde er durch die Mitgliedschaft des großbritannischen Instituts zu Göttingen und der preußischen gelehrten Gesellschaft zu Frankfurt a. O. geehrt.

Archivalacten. – Klüpfel, in Vierteljahrshefte für Württ. Landesgeschichte 1887, 92. – v. Georgii, Biographisch-genealogische Blätter. – v. Wegele, Geschichte der deut. Historiogr. S. 930 u. Anm. 3.