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ADB:Klüpfel, Karl

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Artikel „Klüpfel, Karl“ von Eugen Schneider in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 51 (1906), S. 244–245, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Kl%C3%BCpfel,_Karl&oldid=- (Version vom 1. Dezember 2024, 20:18 Uhr UTC)
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Klüpfel: Karl August K., geboren am 8. April 1810 in Darmsheim bei Leonberg, † am 11. April 1894 in Tübingen, hat sich als Bibliothekar und Historiker verdient gemacht. In der Lateinschule zu Schorndorf vorgebildet, kam er auf das Stuttgarter Obergymnasium, von wo ihn häufige Besuche nach Großheppach, dem neuen Pfarrsitz des Vaters führten. Hier, im Hause des Ministerresidenten v. Abel wurde ihm das Interesse für die Welt und schon die Vorliebe für Preußen eingepflanzt. 1828 bezog er die Universität Tübingen und wählte, ohne durch Zugehörigkeit zum Stift dazu veranlaßt zu sein, das Studium der Philosophie und Theologie. Bald traten ästhetische und litteraturgeschichtliche Neigungen in den Vordergrund; namentlich Uhland fesselte ihn. Dennoch unterzog er sich der theologischen Prüfung und wurde Gehülfe seines Vaters. Er hatte dabei Muße genug, um 1834 mit einer Arbeit über die pseudoisidorischen Dekretale zu promoviren. Eine längere Reise führte ihn namentlich nach Berlin, wo er von Ranke freundlich aufgenommen und auf die Geschichte des Schwäbischen Bundes hingewiesen wurde. Die Frucht dieser Studien reifte erst später, indem er 1846 bis 1853 in der Bibliothek des Literarischen Vereins Stuttgart zwei Bände Urkunden zur Geschichte des Bundes veröffentlichte. Seine Verlobung mit Sophie, der Tochter des Dichters Gustav Schwab veranlaßte ihn 1836 auch noch die theologische Dienstprüfung zu bestehen. Aber sein Herz gehörte der Geschichte. So bearbeitete er denn in Ludwig Bauer’s Weltgeschichte die beiden Bände von der Reformation bis zur französischen Revolution, legte sich, von Albert Schott angeregt, auf die Geschichte des Nationallebens, woraus das Buch über die deutschen Einheitsbestrebungen (1. Bd. 1853, 2. 1873) entstand, und widmete den Halleschen Jahrbüchern seine Mitarbeit. Das Jahr 1841 brachte die Anstellung als zweiter Universitätsbibliothekar in Tübingen und die Hochzeit; erst 1863 stieg er zur ersten Stelle auf, von der aus er 1881 in den Ruhestand trat.

In stiller, fleißiger Arbeit waltete er seines Amtes und betrieb daneben seine geschichtlichen Studien. Zunächst schrieb er in das von Ludwig Baur herausgegebene Sammelwerk „Schwaben, wie es ist und war“, Aufsätze über den Schwäbischen Bund und über die Kreisverfassung Schwabens (1842). [245] Lebhaften Antheil nahm er an der Gründung der Jahrbücher der Gegenwart, die 1843 unter A. Schwegler’s Leitung ins Leben traten, und betheiligte sich mit regelmäßigen Bücherbesprechungen. Um dieselbe Zeit veröffentlichte er in der Cotta’schen Vierteljahrsschrift eine Abhandlung über das philosophische Princip in der Geschichtschreibung, in der er dieser die Aufgabe stellt, die Entwicklung der Ideen in der Geschichte aufzusuchen und darzustellen. Durch buchhändlerische Anregung kam er auf den Gedanken, die Geschichte der einzelnen deutschen Staaten und eine deutsche Gesammtgeschichte ins Leben zu rufen. Die Vorbereitungen dazu führten ihn aber zu der Erkenntniß, daß die Vorarbeiten dazu fehlten. Dahin zielende Veröffentlichungen bestimmten den König Ludwig I. von Baiern, ihm seine Unterstützung, und Fr. Andr. Perthes, ihm die Schaffung einer Zeitschrift für die gesammte deutsche Geschichtforschung anzubieten (1844). Da aber zufällig gerade A. Schmidt in Berlin seine freilich nur wenige Jahre lebensfähige „Zeitschrift für Geschichtswissenschaft“ gründete, verzichtete der bescheidene K., um keine Zersplitterung herbeizuführen, auf das Anerbieten und betheiligte sich selbst an der neuen Zeitschrift. In ihr hat er namentlich eine wahrhaft prophetische Abhandlung über die Centralisirung der deutschen Geschichtsvereine und ihrer Zeitschriften mit ihrer oft planlos herumtappenden Forschung veröffentlicht. Sehen wir noch, daß er in den Jahrbüchern der Gegenwart damals über nationale Bestrebungen in der deutschen Geschichtschreibung sich verbreitete, so haben wir das Bild eines hervorragend praktischen, weitsichtigen, wahrhaft patriotischen Mannes vor uns. Seine Nüchternheit und sein ausgesprochen politischer Standpunkt mögen der Grund gewesen sein, warum er den späteren Versuch, gleichzeitig als Docent an der Hochschule zu wirken, bald wieder aufgeben mußte.

Seit 1846 gab er, zunächst mit Gustav Schwab, den „Wegweiser durch die Literatur der Deutschen“ heraus, der in mehreren Auflagen mit zeitweiligen Nachträgen erschien. Das Jahr 1848 bestärkte ihn in dem Bestreben, die Führerschaft Preußens in Zeitungen und Zeitschriften zu verfechten. Daneben veröffentlichte er neben den schon oben genannten Werken 1849 eine Geschichte der Universität Tübingen, 1858 eine Biographie Gustav Schwab’s, 1863 eine solche Uhland’s, 1864 ein Werk über Kaiser Maximilian I. In der Historischen Zeitschrift behandelte er 1866 die Lostrennung der Schweiz von Deutschland, 1881 die Friedensverhandlungen Württembergs mit der französischen Republik.

Klüpfel’s Arbeiten zeugen von großer Gründlichkeit und Zuverlässigkeit, warmem Eindringen und klarem Verständniß. Er gehört nicht zu den Bahnbrechern der Geschichtschreibung, aber zu denen, die den Blick ständig auf die Höhen richteten und andere darauf hinwiesen. Er begnügte sich mit einem stillen Gelehrtenleben, woran auch die Berufung in den Ausschuß des Literarischen Vereins Stuttgart und des Germanischen Museums in Nürnberg nichts änderte.

Familienpapiere. – Schwäbischer Merkur 1894, S. 725.