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ADB:Schönichen, Georg

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Artikel „Schönichen, Georg“ von Georg Müller in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 32 (1891), S. 308–309, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Sch%C3%B6nichen,_Georg&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 19:17 Uhr UTC)
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Schönichen: Georg S., Schuhmacher und Schriftsteller der Reformationszeit, besuchte in seiner Jugend die Schule zu Halle unter M. Peter Eisenberg und brachte es so weit, daß er einen leidlichen deutschen Stil schrieb und lateinische Citate verwenden konnte. Später finden wir ihn in Eilenburg. Die lebhafte reformatorische Bewegung in dieser Stadt fand an ihm einen eifrigen Vertreter. Wol durch das Vorbild seines Zunftgenossen Hans Sachs wurde er bestimmt, schriftstellerisch aufzutreten. Jedenfalls auf seine Veranlassung wurden einzelne Schriften des Nürnberger Meisters in Eilenburg gedruckt. S. reichte bei dem Propste des Klosters auf dem Petersberge, Johann von Kanitz, eine Beschwerde gegen den Eilenburger Caplan, Valentin Bauling, ein, welche eine Klage bei dem Kurfürsten und Herzog Georg zur Folge hatte. Als jetzt der Dresdener Caplan, Wolfgang Wolfer, Schönichen’s Einwürfen gegenüber für die Lehren der römischen Kirche eintrat, veröffentlichte dieser 1523 das Schreiben mit längeren, in den Text eingefügten Bemerkungen und einer Einleitung, die manches Persönliche enthält, unter dem Titel: „Allen brudern zcu Dresden dy den Ewangelio holt sein etc.“ Drei Predigten, die er im Mai desselben Jahres in Leipzig gehört hatte, veranlaßten ihn anfangs Juni zur Herausgabe einer, nochmals aufgelegten Schrift: „DEn achtbarn vnd hochgelerten zu Leypßck, Petro Mosellano Rectori, Ochsenfart prediger zu S. Nicolao, Andree Camiciano, meynen günstigen herren vnd lieben brüdern in Christo Jhesu etc.“ Er kämpft hier gegen fünf Sätze der Leipziger Prediger, daß die Kirche nicht irren könne; wer nicht vollkommenen Glauben habe, solle im Glauben der Kirche bleiben; der Mensch solle sich zur Gnade vorbereiten; von der Genugthuung, von dem Bau der Gotteshäuser, dem Opfer an die Priester, sowie vom Fasten. Während nun Mosellanus und Camitianus nicht antworteten, schrieb der dritte der Angegriffenen die „Antwort Hieronymi Tungerßheim von Ochsenfart auf Jorgen Schonigen von Eylenburg tzuschreyben“. Bereits am 5. Juli antwortete dieser mit einer Schrift: „Auff die vnderricht des hochgelerten Doctoris, Ern. Hieronimy Tungirßheim, von Ochsenfart Colligat vnd prediger zu leyptzick Antworth etc.“ Im September desselben Jahres hatte sich Luther auf Spalatin’s Veranlassung noch mit Briefen Schönichen’s zu beschäftigen. Seitdem verschwindet Letzterer, der in seinen Flugblättern eine ziemliche Gewandtheit und eingehende Bibelkenntniß gezeigt hatte. Die Erzählung, daß er 1522 von Herzog Georg aus Leipzig vertrieben worden sei, ist unbegründet.

de Wette, Dr. Martin Luther’s Briefe, II, 399. Berlin 1826. – Spalatini Annales ap. Menck. II, 626. – Kapp, Nachlese II, 597. – Chr. Schöttgen, Der löblichen Buchdrucker-Gesellschaft zu Dreßden Jubelgeschichte, S. 97. Dresden 1740. – J. K. Seidemann, Beiträge zur Reformationsgeschichte, I, 61–66. Dresden 1846. – J. K. Seidemann, Erläuterungen [309] zur Reformationsgeschichte, S. 37 ff. Dresden 1844. – J. Simon, Eilenburgische Chronica, S. 221. Eilenburg 1696. – F. Gundermann, Chronik der Stadt Eilenburg, S. 427, 439. Eilenburg 1879. Hier wird S. 43 berichtet, daß sich im Gemeinsamen Ernestinischen Archiv zu Weimar handschriftliche Angaben über S. finden. – Th. Kolde, Gleichzeitige Berichte über die Wittenberger Unruhen im J. 1521 und 1522, in Brieger’s Zeitschrift für Kirchengeschichte V, 321. – Th. Kolde, Annalecta Lutherana, S. 35 f. Gotha 1883. – Th. Kolde, Martin Luther, II, 34. Gotha 1889. – J. Köstlin, Martin Luther, I, 516. Elberfeld 1883. – Zu Wolfgang Wolfer vgl. D. Martin Luther’s Werke VIII, 245 f. Weimar 1889.