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ADB:Schink, Johann Friedrich

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Artikel „Schink, Johann Friedrich“ von Franz Brümmer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 31 (1890), S. 297–298, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schink,_Johann_Friedrich&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 12:17 Uhr UTC)
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Schink: Johann Friedrich S. wurde am 29. April 1755 zu Magdeburg geboren, erhielt seinen Unterricht theils durch Privatlehrer, theils auf der Schule des Klosters unserer lieben Frauen in seiner Vaterstadt. Seine Geistesanlagen entwickelten sich schnell bei reger Wißbegierde und rühmenswerthem Fleiße; sein poetisches Talent offenbarte sich frühzeitig und fand in dem als Dichter und Kanzelredner geschätzten Prediger Joh. Sam. Patzke, einem Freunde des elterlichen Hauses, einen ermunternden Förderer. Im J. 1773 bezog S. die Universität Halle, wo er sich neben dem Studium der Theologie viel mit poetischen Versuchen beschäftigte. Den ersten Flug als Dichter wagte er in den Leipziger und Göttinger Musenalmanachen, und auch das Leipziger „Taschenbuch für Dichter und Dichterfreunde“ empfing mehrere seiner Beiträge. Nach Beendigung seiner Studien begab er sich nach Berlin, wo er als Candidat des Predigtamtes lebte, aber je länger je mehr seinem Berufe entfremdet ward und sich dafür um so eifriger der dramatischen Dichtkunst widmete. „Ohne eigentlich schöpferisches Talent zu haben, besaß er die Gabe, fremde Vorbilder bis zu einem gewissen Grade selbständig nachzuahmen; zugleich war er mit den Anforderungen des Theaters wohl vertraut, und da seine Darstellung gewandt war, erwarben sich seine Dramen zum Theil den Beifall des Publicums.“ Das in zwei Tagen hingeworfene Trauerspiel „Adelstan und Röschen“ (1776), nach der bekannten Ballade Hölty’s, erregte schon die Aufmerksamkeit der damaligen Kritiker; doch gründete er seinen Ruf erst durch das Trauerspiel „Gianetta Montaldi“ (1777), das ihm auch den in Hamburg ausgesetzten Preis von 20 Friedrichsd’or eintrug. Kurze Zeit darauf erschien seine Tragödie „Lina von Waller“ (1778) und sein „Marionetten-Theater“ (1778); in letzterem persiflirte er nicht ohne Glück, wenn auch in etwas übertriebener Weise, die Verirrungen der „Originalgenies“, besonders der „kleinen nachklaffenden Hunde“. Bedeutender als alle diese dramatischen Arbeiten war indeß seine Schrift „Ueber Brockmanns Hamlet“ (1778), die eine Würdigung des Spiels dieses bekannten Schauspielers in dem gleichnamigen Trauerspiel Shakespeare’s enthält, und wodurch er sich als Dramaturg sofort einen geachteten Namen machte. Im J. 1779 ging S. nach Hannover, wo er bei der Nouseuil’schen Schauspielergesellschaft als Dichter angestellt wurde, [298] aber schon 1780 nach Wien und im folgenden Jahre nach Graz in Steiermark, wo er als Privatmann lebte und eine Reihe beifällig aufgenommener dramaturgischer Arbeiten verfaßte, wie „Dramaturgische Fragmente“ (IV, 1781–84); „Grätzer Theaterchronik“ (1783); „Das Theater zu Abdera“ (II, 1787–88); „Dramatische und andere Skizzen, nebst Briefen über das Theaterwesen in Wien“ (1783). Im August 1789 folgte S. einem Rufe Fr. Ludw. Schröder’s als Dramaturg und Dichter am Hamburger Theater, und in diesem Wirkungskreise verlebte er angenehme Jahre. Zu Schröder stand er in dem besten Verhältniß; ihm zu Liebe wählte er, nachdem er seit 1797 in Ratzeburg gewohnt hatte, 1806 Rellingen in Holstein zu seinem Wohnsitz, um mit dem Freunde täglich verkehren zu können, und als Schröder 1816 starb, übernahm es S., das Leben des Freundes und seine erfolgreiche Thätigkeit in den „Zeitgenossen“ (1818) zur Darstellung zu bringen. Von seinen dramatischen und sonstigen litterarischen Arbeiten während dieses Zeitraums verdienen genannt zu werden „Coriolan. Ein Trauerspiel“ (1790); „Die Leidenschaften. Ein Trauerspiel“ (1790); „Moralische Dichtungen“[WS 1] (II, 1799–1800); „Johann Faust, dramatische Phantasie“ (II, 1804), die allerdings mit dem Goethe’schen Meisterwerk nicht in Vergleich gesetzt werden darf; „Romantische Erzählungen“ (1804); „Gesänge der Religion“ (1811), die sogar eine 3. Auflage erlebten; „Satans Bastard. Eine Reihe von dramatischen Scenen aus der Zeitgeschichte von 1812–1814“ (1816). – Nach Beendigung des Freiheitskrieges begab sich S. nach Berlin, wo ihn der Fürst von Hardenberg zu einer Anstellung am Nationaltheater empfohlen hatte, doch sah sich S. in seiner Hoffnung getäuscht. Erfreulich aber war es für ihn, damals seine Bekanntschaft mit Göckingk, Tiedge und Elise von der Recke erneuern zu können, welche ihm ihre Achtung und Theilnahme in thatkräftiger Weise bekundeten. Letztere war es auch, die ihn 1819 in Löbichau der Herzogin von Kurland vorstellte; diese geistreiche Fürstin setzte dem Dichter ein Jahrgehalt aus, das ihn vor Sorgen schützte, und nach ihrem Tode berief ihre Tochter, die Herzogin von Sagan, S. zu sich und ernannte ihn zu ihrem Bibliothekar. Er lebte nun frei und unabhängig in den glücklichsten Verhältnissen zu Sagan, fort und fort schriftstellerisch thätig, bis er am 10. Februar 1835 in hohem Alter starb.

Neuer Nekrolog der Deutschen, Jahrg. 1835, S. 161. – H. Kurz, Geschichte der deutschen Nationallitteratur III, 379.


Anmerkungen (Wikisource)

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