Zum Inhalt springen

ADB:Sigrist, Georg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Sigrist, Georg“ von Franz Heinrich Reusch in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 34 (1892), S. 302–303, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Sigrist,_Georg&oldid=- (Version vom 27. November 2024, 02:49 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Sigrich (Verweisung)
Band 34 (1892), S. 302–303 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Kein Wikipedia-Artikel
(Stand Mai 2019, suchen)
Georg Sigrist in Wikidata
GND-Nummer 143183907
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|34|302|303|Sigrist, Georg|Franz Heinrich Reusch|ADB:Sigrist, Georg}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=143183907}}    

Sigrist: Georg S., katholischer Geistlicher, geboren am 3. Januar 1788 zu Görz in Illyrien, † am 13. Mai 1866 zu Rohrdorf im Kanton Aargau. Sein Vater war ein geborener Luzerner, der als Beamter in Görz angestellt war. S. bildete sich unter Pestalozzi als Lehrer aus; 1811 veröffentlichte er in Wien „Briefe an Schmid über seine Ansichten und Erfahrungen der Erziehungsinstitute“. Er studirte dann in Landshut Theologie und wurde ein Lieblingsschüler von Sailer, kam durch diesen auch in freundliche Beziehungen zu Cl. Brentano, J. K. Passavant und Fr. L. Stolberg. In einem Briefe an die Gräfin Stolberg vom 17. December 1817 (bei J. Janssen, Fr. L. Stolberg S. 484) sagt Sailer: „Unter allen reinen, gottseligen Menschen auf Erden, die ich kenne, habe ich noch keinen gefunden, der so demüthig, so engelrein, so innig, so sich ganz opfernd ist wie Sigrist. Wenn katholisch einen Superlativ hätte, so wäre S. der katholischste.“ 1813 kehrte S. nach der Schweiz zurück, wo er sich an andere Schüler Sailer’s, Widmer, Gügler und Schiffmann anschloß. 1815 übernahm er die Seelsorge in Horn, 1825 in Wohlhusen. 1840 wurde er Pfarrer in Luzern. Nachdem er 30 Jahre in der Seelsorge thätig gewesen war, wurde er 1845 Chorherr in Beromünster. Er sehnte sich aber bald nach einer praktischen Thätigkeit zurück, dachte daran, als Missionar nach Amerika zu gehen, nahm aber 1846 die Wahl zum Pfarrer in Aarau an und wurde dort auch Mitglied der kantonalen Armencommission, der geistlichen Prüfungscommission und des katholischen Kirchenrathes. Im Mai 1848 wurde [303] er als Kantonsschulinspector und Mitglied des Erziehungsrathes nach Luzern berufen, 1852 auch zum nichtresidirenden Domherrn des Bisthums Basel ernannt. Noch in demselben Jahre legte er seine Stelle in Luzern nieder, übernahm für einige Wochen die Direction der Pestalozzi-Anstalt (für verwahrloste Knaben) zu Olsberg, dann im April 1853 die Pfarrei Birmensdorf. 1860 legte er, über 70 Jahre alt, diese Stelle nieder und verlegte seinen Wohnsitz nach Bütlikon, wo er ohne Anstellung dem Pfarrer in der Seelsorge aushalf. Er dachte daran, sich in die nahe gelegene Einsiedelei St. Wendelin zurückzuziehen, ließ sich aber im September 1863 bestimmen, die Stelle eines Curatcaplans in Rohrdorf bei Baden anzunehmen, wo er 1864 sein fünfzigjähriges Priesterjubiläum feierte und dabei selbst mit jugendlichem Feuer die Festpredigt hielt. – S. gab mit einigen Freunden zusammen 1825–26 die „Schweizerlegende“ (Legende der Heiligen für das katholische Volk) heraus, die mehrere Auflagen erlebte. Ferner veröffentlichte er „Der selige Nikolaus von der Flüe“, 1843, und mehrere Jugend- und Volksschriften (u. a. „Schweizerseppeli“) und Predigten.

Ein jüngerer Bruder von Georg S., Joseph, geboren am 11. September 1789 zu Görz, † 15. Februar 1875 zu Ruswyl im Kanton Luzern, war in dem Pestalozzi’schen Institute zu Ifferten erst Schüler, dann Lehrer, darauf einige Zeit Hofmeister bei einem ungarischen Grafen. 1809 war er einige Zeit in Rom. Von 1811 an studirte er zu Landshut Theologie, wurde 1815 Priester, war dann an mehreren Orten in der Schweiz Hülfsgeistlicher und wurde 1823 Pfarrer in Ruswyl, was er bis zu seinem Tode blieb. 1826 reiste er noch einmal nach Rom. 1848 war er Mitglied des Erziehungsrathes in Luzern. 1863 wurde er von den Pfarrern des Landcapitels Sursee einstimmig zum Decan gewählt, 1865 bei Gelegenheit seines fünfzigjährigen Jubiläums von Pius IX. zum Cameriere ernannt. In seinen jüngeren Jahren war er Mitarbeiter der Wiener Zeitschrift „Iris“, später mit seinem Bruder an der „Schweizerlegende“. Außerdem sind einige Gebetbücher, Predigten und religiöse Gedichte von ihm gedruckt.

N. Schürch, Nekrolog von Georg Sigrist, in der Katholischen Kirchenzeitung für die Schweiz, 1866 (auch besonders abgedruckt). – Nekrolog von Jos. Sigrist in derselben Kirchenzeitung, 1875, Nr. 12. 13. – Das Jubelfest in Ruswyl, Luzern 1865. – A. Lütolf, Leben und Bekenntnisse des J. L. Schiffmann, 1860, S. 247.