ADB:Speth, Peter
Vorgenannten, erhielt den ersten Elementarunterricht zu München, kam 1784 nach Frankfurt a./M. zu seinem Oheim Georg Weber, welchem die Ausführung eines auf der Zeil gelegenen [145] Gebäudes für Herrn v. Schweizer (nach den Plänen des kurpfälzer Baudirectors Pigage) übertragen wurde. Speth’s Talent für die Baukunst entwickelte sich schnell; schon in seinem zwanzigsten Jahre wurde ihm der Bau des sogenannten Schmidt’schen Hauses selbständig anvertraut und S. führte denselben zur Bewunderung seiner Umgebung. Dann fertigte er für den Neubau des Nonnenklosters zu Engelthal bei Frankfurt die Pläne, welche jedoch über der Säcularisation liegen blieben. Mehrere Jahre verlebte S. bei seinen Freunden Strütt und G. Primavesi zu Heidelberg, unausgesetzt mit künstlerischen Studien beschäftigt; er lieferte z. B. Zeichnungen und Stiche zu Primavesi’s „Ansichten des Heidelberger Schlosses“ und Entwürfe zu Baumgärtners „Magazin“; sein Plan zu einem Badehaus in Schwalbach erhielt den von der Regierung ausgesetzten Preis, die Ausführung aber unterblieb. Ebenso blieb ein großes Todtendenkmal, welches ein ungarischer Edelmann erbauen wollte, ein unausgeführtes Project; S. hatte die Preisconcurrenz mit dem Historienmaler Kalliauer zu theilen, zeichnete aber die Ansicht auf Stein, ein Werk, welches zu den seltensten Incunabeln der Lithographie gehört. Durch den Hofgartenintendanten Skell erhielt S. die Stelle eines Architekten am Hofe des Fürsten von Leiningen zu Amorbach, wo er Pläne zu mancherlei Gebäuden entwarf und der Fürstin von Leiningen (Mutter der Königin Victoria von England) Unterricht im Zeichnen ertheilte. Hierauf kam S. als Landbaumeister an den Hof des Großherzogs Ferdinand von Würzburg, welcher selbst nach Uebernahme seiner italienischen Erbstaaten von Florenz aus unsern S. mit Aufträgen zu Privatgebäuden und Landkirchen betraute, ihm die Restauration des Schneidthurmes, des Capitelhauses und der Thorwache an der Zellerstraße übergab, ebenso den Neubau des Zuchthauses, dessen Vollendung jedoch nach der inzwischen erfolgten Uebergabe des Großherzogthumes an Baiern in andere Hände kam. S. verwendete seine unerwartete Muße auf die Ausbildung jüngerer Kräfte, concurrirte mit einem Project zum Bau der Donaubrücke bei Nußdorf nächst Wien und übernahm viele Privatbauten, bis er 1826 durch Graf Kotschubei dem Kaiser von Rußland und dem Grafen Woronzow empfohlen, als Provinzialarchitekt nach Bessarabien berufen wurde, wo er den Bau der neuen Metropolitankirche in Kischenew bis zu seinem 1831 erfolgten Ableben leitete. S. war einer der ersten Baukünstler in Deutschland, welcher die Resultate von Niebuhr’s Reisen in Arabien und Bonaparte’s ägyptischer Expedition auszunützen suchte und die neugewonnenen orientalischen Formen mit den herkömmlichen classischen Elementen in Einklang zu bringen strebte. So bildete S. den Uebergang von der zügellosen Willkühr der Barockzeit zur l’Empire-Periode. Dabei war ihm alles ängstliche Anschließen und Nachahmen der Form verhaßt und zuwider; die Vorbilder stimmten ihn nur zu selbständigen Productionen in einer idealen Höhe. „Das Imponirende, Massige und Räumliche war sein liebstes Feld, womit er Bequemlichkeit, Ordnung und weise Oekonomie zu berücksichtigen suchte.“ Dieses bestätigte S. auch bei den Festilluminationen, welche ihm die Stadt Würzburg bei mehrfachen Anlässen übertrug. Auch fertigte er für größere Gefängnisse wahre Musterentwürfe, welche unter der Regierung des Vicekönigs Eugen in Mailand veröffentlicht wurden, wobei S. schon 1810 das Zellensystem zur Anwendung brachte. Auf dem Gebiete der Landschafts- und Architekturzeichnung machte er zwei neue „Kaustographie“ benannte Erfindungen – eine Manier ohne Farben zu tuschen und doch jeglichen Gegenstand auf dem Papier in Schatten und Licht darzustellen; die eine dieser Erfindungen hat die Eigenschaft, daß sie bei Zeichnungen des rohen Gesteins die Natur bis zur höchsten Täuschung darstellt, die andere vollendet ohne Zuthun irgend einer Farbe jeglichen Gegenstand durch alle Abstufungen von Schatten und Licht. – Als Kupferstecher lieferte S. u. A. [146] ein Porträt des Frankfurter Thier- und Schlachtenmalers Joh. Georg Pforr (1745 bis 1798), zwei Landschaften mit Thieren und ein Reiterbild nach demselben Künstler. – Zu Speth’s Eigenheiten gehörte, daß er im Gegensatz zu seinem vorgenannten Bruder, seinen Namen immer Speeth zeichnete, als die angeblich ursprüngliche Schreibung seiner Familie.
Speth: Peter S., Baumeister, Zeichner und Kupferstecher, geboren zu Mannheim 1772 als der ältere Bruder des- Vgl. Nagler, 1849, XVII, 127.