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ADB:Spieghel, Hendrik Laurenszoon

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Artikel „Spieghel, Hendrik Laurenszoon“ von Ernst Martin in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 35 (1893), S. 161–162, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Spieghel,_Hendrik_Laurenszoon&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 11:07 Uhr UTC)
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Spieghel: Hendrik Laurenszoon S., holländischer Dichter und Grammatiker der vorclassischen Zeit. Geboren zu Amsterdam 1549, starb er an den Blattern zu Alkmaar 1612. Er lebte als angesehener Kaufmann und widerstrebte der Betheiligung an öffentlichen Geschäften so sehr, daß er lieber Geldbußen zahlte als daß er in den Admiralitätsrath eingetreten wäre, und schließlich seine Heimath verließ, als er zum Schöffen gewählt wurde. Auch confessionell hielt er sich abgesondert: er blieb katholisch, obschon er die Missbräuche seiner Kirche abgestellt zu sehen wünschte. Nur an den litterarischen und grammatischen Bestrebungen seine Zeit betheiligte er sich eifrig: mit Coornhert und Roemer Visscher war er Mitglied der Amsterdamer Rederijkerkammer In liefde bloeyende und ihm wird hauptsächlich die Ausarbeitung der Lehrbücher zugeschrieben, welche [162] die holländische Orthographie festgestellt haben: „Tweespraack van de Nederduytsche Letterkunst“ (1584) u. a. Auf seine Kosten wurde 1591 die alte Reimchronik von Melis Stoke gedruckt, mit einer Vorrede des Philologen Janus Dousa. Für die Kammer dichtete er Neujahrslieder, welche Duldung und Friedsamkeit anpreisen, in der Form aber sich der älteren Weise anschließen: Strophen mit Geleit (Prince). Auch das Akrostichon verwendet er noch. Eigenthümlicher ist sein Lehrgedicht in cäsurfreien Alexandrinern, der „Hartspieghel“ (Herzensspiegel). Auf neun Bücher nach der Musenzahl berechnet, ist es von ihm nur bis zum 7. vollendet worden und erst nach seinem Tode 1614 u. ö. im Drucke erschienen. Er spricht darin seinen Abscheu vor Geld- und Ehrsucht aus und preist das Landleben, dessen Reize er auf seinem „Musenturmhof“ Meerhuizen, vor dem Utrechter Thor, genoß, oft in Gesellschaft seiner Freunde. Ausgeführte Naturschilderungen mit Einflechtung von platonischen Gedanken machen den Inhalt anziehend. Aber die Sprache ist durch ungewöhnliche Zusammensetzungen und gewagte Wortstellungen entstellt, auch die Bilder zuweilen etwas niedrig. Daher hat der spätere Herausgeber P. Vlaming seiner mit einer Biographie eingeleiteten Ausgabe des Gedichts 1723 einen Commentar beigeben müssen. Eine Neubearbeitung nahm Bilderdijk vor, 1828.