ADB:Steyndorffer, Maternus

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Artikel „Steyndorffer, Maternus“ von Johannes Bolte in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 36 (1893), S. 160–161, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Steyndorffer,_Maternus&oldid=- (Version vom 18. April 2024, 01:40 Uhr UTC)
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Steyndorffer: Maternus St. (oder Steindorf), ein Humanistenschüler und lateinischer Dichter des 16. Jahrhunderts. Er war um 1517 zu Erfurt geboren und wurde schon 1527 unter dem Rectorate seines Pathen, des Professors und einstigen Hauptes der Erfurter „Poeten“ Maternus Pistorius (s. A. D. B. XXVI, 201), an der dortigen Universität immatriculirt, wenn er auch erst 1533 den Studenteneid ablegen durfte. Von Maternus und von Eobanus Hessus wird der junge Erfurter zum Studium und zur Nachahmung der Alten angeregt worden sein. Außer einem Glückwunschgedichte „Ad Guntherum comitem Schwarzburgensem gratulatoria acclamatio“ (Erfurt 1539. 4°) ließ er 1540 eine lateinische [161] Prosacomödie erscheinen, die ganz nach der Weise der älteren Humanisten einen im Volksmunde umlaufenden und später von Montanus (Wegkürtzer 1565, Bl. 4a), Kirchhof (Wendunmut 3, 213), im Schildbürgerbuche (Cap. 31), in Frischlin’s Facetien und anderwärts erzählten Schwank in Scene setzte: „Comoedia lectu utilis, et iucunda, tractans de matrimonio aliisque rebus scitu dignis. Moguntiae excudebat Ivo Schoeffer. Anno MDXL“. 8°. Der Schulzensohn Contz verspricht seiner Geliebten Metz, der Tochter der Gänsehirtin Geut, die Ehe unter der Bedingung, daß sie ein Jahr lang darüber schweige. Aber das Geheimniß wandert von Mund zu Mund und kommt auch dem Schulzen Heintz zu Ohren, der nun eilig seinen Sohn mit einem reichen Mädchen Neß verloben will. Die neue Braut hört von dem Liebeshandel der armen Metz und rühmt sich spottend, sie habe im gleichen Falle viel besser Verschwiegenheit bewahrt. Diese unbedachte Aeußerung führt zur Aufhebung des Verlöbnisses: Contz und Metz werden miteinander vereinigt, Neß aber ihrem alten Buhlen zugesprochen. In der Anlage der Verwicklung wie in der Schilderung der einzelnen Charaktere verräth sich ein hübsches Talent, das unter den anders gearteten Zeitgenossen ziemlich allein steht. Im Personenverzeichniß, aber nur hier, sind den deutschen Eigennamen antike wie Coridon, Martha, Nisa, Menalcas, Palaemon zur Seite gestellt. Im selben Jahre erschien bei demselben Verleger eine anonyme Verdeutschung des Stückes, die wahrscheinlich von St. selber besorgt ist: „Ein hubsch Lustig vnd nutzlich Comödia, darinnen vil puncten der ehe, kinder zu zihen, in widerwertigkeiten gedult vnnd in gluck kein hoffart zu haben, auch waß man heimlich wöl halten, solchs nit vilen zu offenbaren gelernt wirt“. Meintz bei Iuo Schäffer. Anno M.D.XXXX. 71 S. 4°. Auffallenderweise bedient der Uebersetzer sich nicht der gewöhnlichen achtsilbigen Reimpaare, sondern wie Albrecht v. Eyb einer guten und gewandten Prosa. Eine zweite Auflage wurde noch 1565 zu Frankfurt a. M. für S. Feyerabend und S. Hüter gedruckt (8 Bogen 8°).

Goedeke, Grundriß2 II, 137. – Weller, Annalen II, 249. – Acten der Erfurter Universität, herausg. von J. C. H. Weißenborn II, 334 (1884). – Stiefel und Roethe, Zeitschrift f. deutsches Alterthum XXXVI, 225. – Bolte, ebenda XXXVI, 364.