ADB:Tanner, Adam
[381] zu Ingolstadt, namentlich unter Gregor von Valencia und Jakob Gretser. 1596 wurde er Professor des Hebräischen zu Ingolstadt, dann zu München Professor der Controversen und der Moraltheologie. 1599 veröffentlichte er dort seine erste Schrift „De verbo Dei scripto et non scripto et de judice controversiarum“. Im November 1601 wurde von dem Herzog Maximilian von Baiern und dem Pfalzgrafen Philipp Ludwig von Neuburg zu Regensburg ein Religionsgespräch veranstaltet, bei dem hauptsächlich de norma doctrinae christianae et de controversiarum religionis judice disputirt wurde, also über die Punkte, die T. in seinem Buche behandelt hatte. Die Katholiken waren durch Albert Hunger und J. Gretser vertreten, die Protestanten namentlich durch Aegidius Hunnius, Philipp und Jakob Heilbrunner und David Rungius. Da Gretser erkrankte, trat T. für ihn ein. Er veröffentlichte auch 1602 zu München die „Relatio compendiaria de initio, progressu et fine colloquii Ratisbonensis“ (auch deutsch) und dann mehrere Streitschriften über das Religionsgespräch. (Die reiche Litteratur über das Religionsgespräch ist verzeichnet bei de Backer in dem Artikel T.) Nach Beendigung des Religionsgespräches erhielt T. 1603 den theologischen Doctorgrad und wurde dann Professor der scholastischen Theologie zu Ingolstadt. Dort legte er am 29. October 1617 die vier feierlichen Gelübde ab. 1618 wurde er von dem Kaiser Matthias nach Wien berufen, um für Martin Becanus Theologie zu dociren, kehrte aber schon 1619 nach Ingolstadt zurück. Bald darauf wurde er von Ferdinand II. zum Kanzler der Universität Prag ernannt, legte aber nach kurzer Zeit wegen Kränklichkeit diese Stelle nieder. Er war dann drei Jahre Pater Minister, fünf Monate Rector zu Hall in Tirol, dann Studienrector und Professor der heil. Schrift zu Ingolstadt. 1632 verließ er wegen Krankheit – er litt an der Wassersucht – Ingolstadt, um nach Innsbruck zu reisen. Er mußte wegen der unruhigen Zeiten einen großen Umweg machen und starb in dem Dorfe Unken in der Nähe von Salzburg. – Zu Ingolstadt veröffentlichte T. 1618 „Disputationum theologicarum in omnes partes Summae theologicae S. Thomae ll. 4“, dazu ein „Supplementum“ 1620, dann sein Hauptwerk „Universa theologia scholastica, speculativa, practica“ (1626–27 4 Fol.), ferner mehrere polemische Schriften, u. a. „Anatomia Confessionis Augustanae“ in drei Theilen (1613); „Defensio Ecclesiae libertatis“ (1607, über den Streit Paul’s V. mit Venedig); „Apologia contra Monita privata Societatis Jesu“; „Apologia pro Societate Jesu ex Bohemiae regno proscripta“ (1618, anonym; aber in einer vermehrten Ausgabe mit seinem Namen 1619); außerdem „Astrologia sacra, i. e. orationes et quaestationes V, quibus explicatur, qua ratione fas sit homini de rebus occultis ex astris judicium ferre“ (1615); „Apologeticae orationes pro J. Trithemio“ (1630); auch einige deutsche Schriften: „Ketzerisch Lutherthum“ (1608, gegen J. Heilbrunner); „Dioptra fidei“ (1617, über Messe und Communion unter Einer Gestalt); „Manuductor, Wegweiser oder zehn Kennzeichen, daß die päpstische Kirche die rechte sei“ (1639); „Anti-Mylius, Beweis, daß Luther weder in allen noch in einigen der Apostel Lehre zugethan ist“ (1630).
Tanner: Adam T., Jesuit, geboren zu Innsbruck 1572, † zu Unken am 25. März 1632. Nachdem er in seiner Vaterstadt und zu Dillingen die humanistischen und philosophischen Studien absolvirt hatte, trat er 1591 in den Jesuitenorden, machte zu Landsberg das Noviziat ab und studirte dann TheologieIn seinem Hauptwerke spricht T. an mehreren Stellen in einer für jene Zeit sehr verständigen Weise über Hexerei und Hexenprocesse. Wie Fr. Spee (s. A. D. B. XXXV, 92) berichtet, wurden seine Ausführungen vielfach angegriffen, und äußerten zwei Inquisitoren, sie würden diesen Menschen, sobald sie ihn in ihre Gewalt bekämen, allsogleich auf die Folter spannen. Nach seinem Tode fanden die Bewohner des Hauses zu Unken, in dem er gestorben war, unter seinen Habseligkeiten ein ihm von seinem Ordensgenossen Christoph Scheiner geschenktes Vergrößerungsglas, in welchem eine Mücke eingeschlossen war. Sie hielten das große behaarte Thier in dem kleinen Glase für einen „Glasteufel“ [382] und den Verstorbenen für einen Zauberer, der nicht in geweihter Erde begraben werden dürfe, wurden aber von dem Pfarrer dadurch beruhigt, daß er die Mücke aus dem Glase herausnahm und ihnen in ihrer natürlichen Größe zeigte und eine andere Mücke in das Mikroskop hineinthat, die nun ebenso aussah, wie der „Glasteufel“.
- Fr. X. Kropff, Historia Provinciae S. J. Germaniae superioris. – de Backer. – Hurter, Nomenclator (2) I, 254. – Kobolt, Baier. Gelehrtenlexikon I, 679. – Wurzbach 44, 177 (unter Thanner). – Rapp, Die Hexenprocesse und ihre Gegner aus Tirol, S. 47.