ADB:Waagen, Karl

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Artikel „Waagen, Karl“ von Hyacinth Holland in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 54 (1908), S. 780–781, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Waagen,_Karl&oldid=- (Version vom 19. März 2024, 08:54 Uhr UTC)
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Waagen: Karl W., kgl. preußischer Geh. Hofrath, Maler und Kunstfreund (Vater der Vorigen), geboren 1800 in Hamburg, † am 26. November 1873 zu München, erhielt als Sohn des Porträt- und Landschaftsmalers und Kunsthändlers Friedrich Ludwig Heinrich W. in dessen Zeichnungsschule und Akademie die erste praktische Anleitung, während Karl’s Bruder Gustav W., der nachmalige Kunsthistoriker (Vgl. Lier in A. D. B. XL, 410–414), der wissenschaftlichen Forschung sich zuwendete. Von Altwasser (bei Waldenburg in Schlesien), wohin sein Vater zuletzt übersiedelte, besuchte Karl W. die Akademien von Prag und Dresden, wo er, namentlich durch die persönliche Bekanntschaft seines mütterlichen Oheims Ludwig Tieck, gleicher Weise der Poesie wie der bildenden Kunst oblag. Seinen dichterischen Versuchen hat er in späteren Jahren selbst den Stab gebrochen, doch blieb er zeitlebens der Feder getreu, mit der er endgültig die Palette vertauschte. Vorerst machte er sich zu München noch mit der Technik der Freskomalerei vertraut, malte mehrere kleine Oelbilder für einige Freunde in Schlesien, ging mit Porträtaufträgen nach Breslau, bethätigte sich als Gemälderestaurateur am königl. Museum in Berlin, nachdem er durch zweijährige Vorbereitung unter Schlesinger’s Anleitung die nöthigen Kenntnisse erworben. Längere Zeit weilte W. in Wien, wo er in der höheren Gesellschaft durch seine Kunst Zutritt und Einfluß gewann. So erzählt Führich in seiner „Selbstbiographie“ dankbar, wie W. „aus allen Kräften seines edlen und kunstbegeisterten Herzens sich Führich’s erster Schöpfungen (‚Genofeva‘) annahm, ohne den Schöpfer derselben vorerst persönlich zu kennen“. Ebenso begeisterte W. den jungen Schwind, dessen „Hochzeitszug des Figaro“ die Aufmerksamkeit der maßgebenden Kreise erregte. 1828 ging W. nach Rom, wo er Skizzen und Studien zu einer Landschaft sammelte (welche später der Kunstverein in Berlin erwarb) und im Café Greco mit allen Künstlern im lebhaftesten Austausch verkehrte, namentlich mit Führich und Dr. Oesterley aus Göttingen. In München machte sich W. mit der Lithographie so tüchtig bekannt, daß er 1831 einen ehrenvollen Ruf als Director des kgl. Lithographischen Instituts erhielt; er lehnte ab, weil seine Braut, die gefeierte Sängerin Nanette Schechner (geb. 1806) contractlich an München gefesselt war; sie wurde 1832 seine Gattin. W. schuf mehrere historische und [781] religiöse Bilder, darunter eine „Madonna“, „Christus als Weltrichter“ (1834), Bildnisse in Miniatur und Oel (Porträt seiner Gattin 1835 vgl. Raczynski, Geschichte d. neueren Kunst, 1840, II, 446), beschäftigte sich mit kunstgeschichtlichen Studien, deren Resultate in Fachschriften und Journalen niedergelegt wurden. In seinem Auftrag unterzog sich Heinrich Merz (s. A. D. B. XXI, 482) der vier Jahre in Anspruch nehmenden Aufgabe, Kaulbach’s „Zerstörung Jerusalems“ in Kupfer zu stechen, ein Unternehmen, welches trotz der meisterhaften Lösung nicht des verdienten materiellen Lohnes sich erfreute.

Tief erschüttert durch den Tod seiner edlen Gattin (1860), griff W., der früher schon an der Lösung politischer und socialer Fragen sich versucht und manche Flug- und Streitschrift mit und ohne seinen Namen veröffentlicht hatte, wieder zur Feder, insbesondere vor und nach dem Concil (1870), wo er, obwohl Convertit, mit beinahe jugendlicher Begeisterung seine Parteistellung gegen Rom manifestirte und in leidenschaftlichem Feuereifer die Sache des Altkatholicismus mit Ausdauer und zäher Festigkeit bis zu seinem Lebensende vertheidigte.

Vgl. Nagler, Künstlerlexikon XXI, 28. – Hamburger Künstlerlexikon 1854, S. 279. – Beilage 333 der Allg. Zeitung, 29. November 1873. – Trautmann in der „Wartburg“ 1873, Nr. 8.