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ADB:Weber, Johann Jacob

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Artikel „Weber, Johann Jacob“ von Karl Friedrich Pfau in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 41 (1896), S. 311–314, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Weber,_Johann_Jacob&oldid=- (Version vom 23. November 2024, 09:58 Uhr UTC)
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Weber: Johann Jacob W., der Begründer des großen Verlagshauses J. J. Weber in Leipzig, zählt zu den verdienstvollsten Buchhändlern aller Zeiten. Geboren am 3. April 1803 zu Basel, trat er, nach beendigtem Gymnasialunterricht, in die Buchhandlung von Emanuel Thurneysen daselbst als Lehrling ein. Sieben Jahre später, 1825, verließ er diese Handlung, arbeitete alsdann zunächst bei J. J. Pachoud (Genf), dann bei Firmin Didot (Paris), Breitkopf und Härtel (Leipzig) und endlich in der Herder’schen Buchhandlung (Freiburg), um sich in seinem Berufe weiter auszubilden, Firmen, deren Inhaber von wesentlichem Einfluß auf Weber’s inneres Leben und seine geschäftliche Richtung gewesen sind. Im J. 1830 trat W. in das Leipziger Zweiggeschäft der Pariser Firma Bossange père als Geschäftsführer ein, unter welcher Firma er 1833 die Herausgabe des seiner Zeit sehr verbreiteten und allbekannten „Pfennig-Magazin“ leitete. Am 15. August 1834 begründete W. sein eigenes Geschäft als Verleger unter der noch jetzt bestehenden Firma J. J. Weber. Als Verleger schlug W. seine eigenen Bahnen ein, und namentlich war es das Gebiet der Illustration, auf welchem er eine äußerst fruchtbare Thätigkeit entfaltete, womit er zugleich eine Richtung betrat, die für die Folge für sein Geschäft ausschlaggebend sein sollte. Diese Verlagsrichtung wurde zugleich von großem Einflusse auf die Wiederbelebung der deutschen Holzschneidekunst, welche durch [312] Weber’s erfolgreiches Eingreifen hauptsächlich wieder zu Ehren gelangte. Aus der Zahl vorzüglicher Verlagswerke der frühesten Schaffensperiode sei nur eines und wohl das hervorragendste genannt: Kugler’s Geschichte Friedrich’s des Großen, illustrirt von Menzel. Dieses inhaltlich wie künstlerisch gleich bedeutsame Werk erzielte einen glänzenden Erfolg, und wurde außerdem durch Verleihung der „Preußischen goldenen Medaille für Kunst und Wissenschaft“ ausgezeichnet. Diesem folgte bald darauf Pöppig’s Naturgeschichte des Thierreichs, welches in seinen vier Bänden mehr als 4000 Illustrationen aufzuweisen hat und gleichfalls weiteste Verbreitung fand. Eine neue Epoche begann für das junge, emporstrebende Geschäft mit der Gründung der „Illustrirten Zeitung“, deren erste Nummer im J. 1843 erschien. Die Schwierigkeiten, welche damals der Herausgabe illustrirter Werke entgegenstanden, waren sehr bedeutende und sie zeigten sich ganz besonders bei der „Illustrirten Zeitung“. Anfänglich zwang der Mangel an guten deutschen Illustrationen W., seine Zuflucht zumeist nach dem Auslande, hauptsächlich England zu nehmen, ein Zustand, der ihm jedoch bald fast unerträglich wurde. W. schaffte hierin bald Wandel. In Verbindung mit dem trefflichen Holzschneider Kretzschmar wußte er deutsche Künstler zu finden, die nach seinen Angaben die englischen Illustrationen zu ersetzen suchten. W. erreichte seinen Zweck vollkommen, und mit der Geschichte der „Illustrirten Zeitung“ ist jene des deutschen Holzschnitts aufs engste verbunden. Die „Illustrirte Zeitung“ faßte bald Boden; von Jahr zu Jahr gewann sie an Ausdehnung, und unter allen derartigen in- wie ausländischen periodischen Unternehmungen nahm sie bald die erste Stellung ein, ein Erfolg, der ihr bis zur Gegenwart treu geblieben ist. Künstlerisch vollendete Illustrationen und strenge und gewissenhafte Auswahl des Inhalts sind die unentwegt festgehaltenen Factoren, welche der Zeitung ihre Stellung und ihr Ansehen begründeten und bis zur Gegenwart aufrecht erhalten haben. In den zur Zeit complett vorliegenden 106 Bänden ist ein seltener Schatz von künstlerischen Leistungen, sowie ein mächtiges Stück deutscher Geschichte, und zwar in ihren Hauptphasen des diesjährigen Jahrhunderts enthalten. Der „Illustrirten Zeitung“ ging der „Illustrirte Kalender“ zur Seite, welcher 1855 beginnend, mit dem Jahre 1881 aber sein Erscheinen einstellte. Ein besonderes Verdienst um die Hebung des Volksunterrichts hat sich W. durch Herausgabe seiner Sammlung „Illustrirter Katechismen“ erworben, von denen zur Zeit 155 Bände erschienen sind, die fast alle Gebiete des menschlichen Wissens umfassen und sehr erheblich mit zur Verallgemeinerung des Wissens beigetragen haben und noch beitragen. Ein weiteres, von W. mit Vorliebe gepflegtes Gebiet war das der dramatischen und dramaturgischen Litteratur, als deren hervorragendste Vertreter Roderich Benedix, Eduard Devrient, Heinrich Laube, Richard Wagner u. a. genannt sein mögen. Erwähnt seien ferner von Uebertragungen fremdländischer Litteratur insbesondere: Laurent’s Geschichte Napoleon’s, Dickens’ sämmtliche Werke, ferner Werke von J. Michelet, C. Flammarion und dem bekannten Samuel Smiles. Die von W. weiter verlegten trefflichen Werke, wie Schuster-Régnier’s Wörterbuch der deutschen und französischen Sprache (15. Aufl. 1888), Tschudi’s Thierleben der Alpenwelt (11. Aufl. 1890), die Illustrirte Kriegschronik 1870/71 trugen ihm neben materiellem Gewinn nicht weniger an Ehren und Auszeichnungen ein, als das später erschienene Werk von Klencke-Dammer (Lexikon der Verfälschungen der Nahrungsmittel, 3. Aufl. 1887) und die von ihm ins Leben gerufene Serie der „Illustrirten Gesundheitsbücher“, von welch’ letzteren zur Zeit 26 Bände vorliegen. Neben diesen zahlreichen hervorragenden Verlagswerken erhielt das Weber’sche Geschäft auch räumlich eine Vergrößerung durch die Erwerbung der xylographischen Anstalt von E. Kretzschmar (1858) und durch Errichtung einer [313] eigenen Druckerei (1860). Die großartigen von W. erzielten geschäftlichen Erfolge waren naturgemäß von einer ganzen Anzahl ehrender Auszeichnungen begleitet, so wurde er u. a. 1864 zum Mitglied der Meister des Freien Deutschen Hochstifts für Wissenschaften in Frankfurt, 1873 zum Ehrenmitglied der Società scientifica letteraria, artistica ed umanitaria El Chark in Konstantinopel ernannt. Aber keine aller ihm überwiesenen Ehren hat er persönlich höher geschätzt als die ihm von Seiten der schweizerischen Eidgenossenschaft verliehene Würde eines Consuls für die Interessen seiner Landsleute in Leipzig, eine Stellung, welche er seit 1867 in unermüdlicher Ausdauer bis zu seinem Tode bekleidete. Als Mensch war W. eine anspruchslose und bescheidene Natur, der ausschließlich für seinen Beruf lebte, trotz seiner scheinbaren Schroffheit ein mildes Wesen besaß, ein Charakter von ureigenstem Typus. Mit seinem Tode im März 1880 verlor der deutsche Buchhandel einen seiner hervorragendsten Vertreter, die deutsche Litteratur und Kunst einen ihrer mächtigsten Förderer. Nach des Vaters Tode übernahmen seine Söhne Hermann, Johannes und Felix W. die Leitung des Geschäfts. Während Johannes an die Spitze der bald darauf gegründeten Zweigniederlassung in Berlin trat und Felix seine Thätigkeit der „Illustrirten Zeitung“ widmete, wendete Hermann W. seine Fürsorge dem Verlage und der Druckerei zu und entfaltete mit unermüdlichem Eifer eine von großem Erfolge gekrönte Verlegerthätigkeit. Unter den größern Illustrationswerken, welche ihm ihre Entstehung und Fortführung verdanken, stehen obenan die „Meisterwerke der Holzschneidekunst“ (18 Bände bis 1896), jenes aus dem reichen Illustrationsschatz der „Illustrirten Zeitung“ hervorgegangene Sammelwerk, das mit Recht als eine Musterleistung deutscher Xylographie und Druckkunst bezeichnet werden kann. An dieses Werk schließen sich die „Bilder für Schule und Haus“, die „Galerie schöner Frauenköpfe“, die „Meisterwerke der christlichen Kunst“, das „Album für Jäger und Jagdfreunde“ u. a. m. Die von seinem Vater geschaffene, für die Volksbildung so überaus wichtig gewordene Sammlung der „Illustrirten Katechismen“ hat Hermann W. mit Glück fortgeführt und die nöthig gewordenen neuen Auflagen zeitgemäß ausgestattet, wie er denn überhaupt der Ausstattung der Verlagswerke nach dem Vorbilde seines Vaters ganz besondere Sorgfalt angedeihen ließ. Unter der Anzahl werthvoller größerer Bücher, welche der Verlagsthätigkeit Hermann Weber’s zu verdanken sind, nennen wir noch das „Bäderlexikon“ von Flechsig, die vollständige Neubearbeitung des „Wörterbuches der deutschen und französischen Sprache“ von Schuster und Régnier, Maurer’s „Entscheidungsschlachten der Weltgeschichte“, die Fortsetzung der Sammlung der „Illustrirten Gesundheitsbücher“ und die „Novellen-Bibliothek der Illustrirten Zeitung“ (18 Bände bis 1896). Die von J. J. Weber begründete Buchdruckerei hat Hermann W. beträchtlich erweitert und war auch für das Gedeihen dieses Geschäftszweiges – er hatte in einer großen Leipziger Buchdruckerei das Gewerbe praktisch erlernt – unablässig bemüht. Zu Anfang des Jahres 1889 ergriff den rastlos Thätigen eine sich immer gefährlicher gestaltende Herzkrankheit, welche nach langem, standhaft ertragenem Leiden seinem Leben am 19. October 1889 ein Ziel gesetzt hat. Dem ältesten Bruder folgte kurz darauf der zweite, Johannes, im Tode nach; am 9. November 1889 erlag auch dieser einem plötzlich eingetretenen Leiden, so daß nunmehr der letzte und jüngste Sohn J. J. Weber’s, Dr. Felix W., alleiniger Leiter der Handlung wurde.

Von den neueren zahlreichen Verlagsunternehmungen der Firma W. wollen wir nur folgende erwähnen, welche Zeugniß davon ablegen, daß der Inhaber einen beständigen weiteren Ausbau der angesehenen Handlung sich zur Aufgabe gemacht hat, nämlich: „Alpenlandschaften“, ein Großfoliowerk mit 97 Holzschnitttafeln, [314] mit Text von Jul. Meurer, „Weber’s Naturwissenschaftliche Bibliothek“ (10 Bände bis 1896), „Die Thier- und Pflanzenwelt des Süßwassers“, ein in Verbindung mit hervorragenden Gelehrten von Dr. O. Zachariae herausgegebenes Werk über die Bewohner des Süßwassers, und vieles andere mehr.