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ADB:Werner, Paul von

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Artikel „Werner, Paul von“ von Bernhard von Poten in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 42 (1897), S. 63–66, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Werner,_Paul_von&oldid=- (Version vom 28. Dezember 2024, 12:10 Uhr UTC)
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Werner: Johann Paul v. W., königlich preußischer Generallieutenant, geboren am 11. December 1707 zu Raab in Ungarn, trat 1724 beim Husarenregimente Ebergényi, später Csaky, jetzt Nádasdy Nr. 9, in welchem auch sein Vater stand, in den österreichischen Heeresdienst, machte 1734 den Feldzug in Italien und 1737 bis 1739 den Türkenkrieg mit, zeichnete sich aus, kam aber nur langsam vorwärts, woran wol theilweise die Schuld trug, daß es ihm an Fürsprache fehlte, daß er lutherischen Glaubens und unbemittelt war. Im August 1741 sandte Feldmarschall Graf Neipperg dem Hofkriegsrathe ein Gesuch ein, in welchem W. um Conferirung einer Compagnie bat. In den beiden schlesischen Kriegen zeichnete dieser sich mehrfach aus. Ueber die Thaten, welche er damals gethan hat, berichtete Winterfeld (s. u.) bei den demnächstigen Verhandlungen über Werner’s Uebertritt in das preußische Heer, daß er „1. derjenige gewesen, welcher im Anfang der 1. Campagne den Coup auf die Schulenburg’sche Escadron bei Baumgarten und zwar mit 60 Husaren gemacht, 2. den Oberst Malachowski bei Glumpenau gefangen genommen, 3. die Enterprise auf das Bandemer’sche Regiment bei Leubus geführt habe“. Auch in den Niederlanden focht er aus Anlaß des österreichischen Erbfolgekrieges. Als er zu diesem Ende 1746 mit der Vorhut des Herzogs Karl von Lothringen über den Rhein ging, erhielt er eine Wunde am Fuße, die einzige in seinem langen Kriegsleben. Aber man wollte ihm in Oesterreich nicht wohl. Als er 1747 bat, ihn unter Belassung einer Compagnie in ein anderes Regiment zu versetzen, berichtete sein Chef Nádasdy, daß er zu keiner Stabscharge tauglich sei.

Anders dachte über ihn Friedrich’s des Großen Generaladjutant Hans Karl v. Winterfeld, welcher die Zeit seiner Curaufenthalte in Karlsbad gern benutzte, um aus österreichischen Diensten brauchbare Officiere, namentlich von den Husaren, in preußische herüberzuziehen. W. hatte neue Verdrießlichkeiten gehabt. [64] „In der letzten niederländischen Campagne“, schreibt Winterfeld, „wäre ihm ein junger nichtswürdiger Mensch zum Major vorgezogen worden, welcher den Platz vom General Nádasdy erkauft, und als er sich darüber beschwert und seine Entlassung begehrt habe, hätte ihn Nádasdy zum Profoß setzen lassen. Prinz Karl hatte sich zwar dafür interessirt, das geschehene Unrecht durch Beförderung wieder gut zu machen; indeß, es blieb halter beim alten und W. suchte preußischen Dienst“. Schon 1749 kommt er in den Standesacten des k. k. Heeres nicht mehr vor, am 5. December 1751 ward er als aggregirter Oberstlieutenant beim Husarenregimente v. Wechmar (Nr. 6) in preußischen Diensten angestellt, am 26. October 1753 erhielt er eine frei gewordene Escadron, am 3. Februar 1757 wurde er, als Wechmar (s. A. D. B. XLI, 368) den Abschied nahm, an seiner Stelle Chef des braunen Husarenregiments und Oberst. Winterfeld hatte damals berichtet, daß W. nicht allein besonders brav sei, sondern auch die Husaren-Maximen aus dem Grunde verstände, an den Expeditionen, wodurch der General Nádasdy sich Ruhm erworben, habe W. allezeit mit den größten Antheil gehabt und Prinz Karl hätte ihn öfters in den wichtigsten Angelegenheiten gebraucht, da er denn allezeit, was ihm committiret, geschickt und glücklich ausgeführt habe. Von all diesen ihm nachgerühmten guten Eigenschaften hat W. im siebenjährigen Kriege vielfache Proben abgelegt.

Bald nachdem er das Commando des Regiments übernommen hatte, führte er das letztere ins Feld. Beim Einmarsche von Schwerin’s Heere in Böhmen führte er die Vorhut der von Fouqué befehligten Colonne, erbeutete am 25. April ein großes österreichisches Magazin in Jungbunzlau, focht bei Prag, dann unter Zieten bei Kolin und Moys und ward darauf nach Schweidnitz gesandt, ließ sich aber nicht wie Warnery (s. A. D. B. XLI, 175) in die Festung einschließen, sondern streifte in Schlesien umher und bestand namentlich am 29. October ein glückliches Gefecht gegen die Panduren bei Klettendorf in der Nähe von Breslau. Unter Zieten kämpfte er standhaft und tapfer am 22. November in der verlorenen Schlacht bei Breslau; in der siegreichen, am 5. December bei Leuthen gelieferten, stand er unter Driesen, der sich hier mit Ruhm bedeckte, bei der sich daran schließenden Verfolgung des geschlagenen Feindes nach Böhmen war wieder Zieten sein Vorgesetzter. Bei Beginn des Feldzuges von 1758 rückte er unter dem Könige nach Mähren; als die Belagerung von Olmütz aufgehoben wurde, gehörte er mit seinem Regimente zur Nachhut, welche mit Ordnung und Geschick den Rückzug deckte. Der König wandte sich alsbald nach der Neumark, W. blieb unter dem Markgrafen Karl in Schlesien und erwarb durch mehrere glücklich bestandene Zusammenstöße des Königs Anerkennung, welcher dieser, wie überhaupt seiner Zufriedenheit mit Werner’s und seiner Husaren Diensten, durch des ersteren am 17. December außer der Reihe erfolgte Beförderung zum Generalmajor und durch die Verleihung des Ordens pour le mérite Ausdruck gab. Während des Ueberfalles bei Hochkirch am 14. October befand W. sich bei dem abgesonderten Corps des Generals v. Retzow und vereitelte in Gemeinschaft mit dem Regimente Bayreuth-Dragoner die Versuche der Cavallerie des Prinzen von Baden-Durlach Daun’s Erfolge auszubeuten, am 26. d. M. hatte er an dem ruhmvollen Reitergefechte unter der Landeskrone bei Görlitz Antheil. Den Winter auf 1759 brachte W. mit seinem Regimente, dem General Fouqué unterstellt, in der Gegend von Troppau zu und unter diesem stand er im nächsten Jahre an den Grenzen Schlesiens den Oesterreichern gegenüber, in steter Berührung mit denselben, aber ohne daß er Gelegenheit gehabt hätte sich bei den bedeutenderen Kriegsvorfällen hervorzuthun. Die Winterquartiere, welche er alsdann zu decken hatte, befanden sich in Oberschlesien. Bei Landeshut, wo Fouqué am 21. Juni 1760 gefangen wurde und das eine Bataillon der braunen Husaren [65] focht, war W. persönlich nicht zugegen. Ende Juli war das Regiment in Niederschlesien unter seinem Commando bei der Armee des Prinzen Heinrich wieder vereinigt. Als er am 5. August mit der aus zwei Husarenregimentern und zwei Freibataillonen bestehenden Vorhut bei Parchwitz einen starken feindlichen Posten überfallen und übel zugerichtet hatte, machte ihm der Prinz ein Geschenk von 2000 Thalern. Letzterer stieß dann zur Armee des Königs, W. aber blieb unter General v. der Goltz den Russen gegenüber. Da diese sich unthätig verhielten, ward W. mit seinen Husaren und drei Bataillonen Infanterie zu einem Streifzuge gegen die bei Bunzlau stehenden Oesterreicher unter Beck entsandt, denen er am 27. August die Kriegscasse und viele Gefangene abnahm. Noch glänzender verlief ein Unternehmen, welches ihm im nächsten Monate vom Könige übertragen wurde, der Entsatz der von den Russen und Schweden zu Wasser und zu Lande bedrohten Festung Kolberg. Am 6. September marschirte er zu diesem Zwecke mit seinem Regimente (außer zwei Schwadronen) und drei Bataillonen Infanterie, wozu unterwegs 150 Dragoner stießen, von Glogau an der Oder ab. Kolberg war durch eine russisch-schwedische Flotte, welche ein Belagerungscorps von 6000 bis 8000 Mann herangeführt hatte, von der See und auf der Landseite schwer bedrängt und nur noch einer kurzen Spanne Zeit hätte es bedurft, die Festung in die Hand der Angreifer zu bringen, da erschien am 18. September überraschend der in Gewaltmärschen herangerückte W. und Kolberg war gerettet. Mit Zurücklassung seines Lagers und zahlreicher Geschütze hob der Gegner die Belagerung auf; nur auf dem Wege zur Stadt, in der Nähe der letzteren, hatte W. Gefechte zu bestehen gehabt. Eine Gesellschaft von Vaterlandsfreunden, an deren Spitze der Philosoph Sulzer stand, ließ zum Andenken eine Denkmünze schlagen; zwei Stücke derselben, ein jedes 31 Ducaten schwer, befahl der König in Gold auszuprägen und übersandte sie an W. und an den Commandanten v. der Heyde (s. A. D. B. XII, 346). Während des übrigen Theiles des Jahres 1760 stand W. in Vorpommern wider die Schweden im Felde, im Januar 1761 wurde er gegen die Russen nach Hinterpommern entsandt. Hier empfing er vom Könige aus Leipzig das vom 20. Februar datirte Patent als Generallieutenant, er übersprang dadurch die älteren Husarengenerale Rüsch und Malachowski, auch verlieh der König ihm eine Domherrnstelle zu Minden. In Pommern aber erlitt Werner’s bisher so glücklich verlaufene Theilnahme am Kriege eine jähe Unterbrechung. Am 12. September wurde er von den Russen bei Treptow an der Rega überfallen und, nachdem sein verwundetes Pferd unter ihm zusammengebrochen war, gefangen genommen. Er wurde zunächst nach Königsberg, als Zar Peter III. zur Regierung gekommen aber nach Petersburg gebracht. Dieser überhäufte ihn mit Auszeichnungen und Geschenken und bot ihm den Eintritt in russische Dienste an; als W. den Vorschlag ablehnte, ließ er ihn frei. W. kehrte im Frühjahr 1762 zum Könige nach Schlesien zurück, wo man ihm alsbald den Befehl eines abgesonderten Corps übertrug, mit welchem er in Oberschlesien einen Theil des österreichischen Heeres zu beschäftigen und von der Verwendung auf wichtigeren Kriegsschauplätzen abzuziehen hatte. Er entledigte sich seines Auftrages mit Geschick, wichtigere Ereignisse fielen nicht vor. Als dann die dort befindlichen Truppen verstärkt und dem Herzoge von Braunschweig-Bevern unterstellt wurden, entsandte dieser ihn zu Beitreibungen nach Mähren. Nachdem der Auftrag erfüllt war, blieb W. auf dem Kriegsschauplatze in Schlesien thätig, ohne daß er Gelegenheit gefunden hätte sich besonders hervorzuthun.

Nach Friedensschluß bezog das Regiment von neuem seine kleinen oberschlesischen Garnisonen, aus denen der Bairische Erbfolgekrieg dasselbe abrief. W. [66] erhielt das Commando eines fliegenden Corps. So wenig thatenreich der Krieg verlief, so fand er doch Gelegenheit sich auszuzeichnen, indem er am 11. August 1778 das Lager der Avantgarde des Feldmarschalllieutenant Botta unter General v. Knebel bei Glomnitz westlich von Troppau überfiel. – W. starb am 24. Januar 1785 auf seinem Gute Bitschin im Kreise Tost-Gleiwitz, ohne den Schwarzen Adlerorden empfangen zu haben, welchen der König ihm vorenthielt wie er es bei Wedel, dem Dictator (s. A. D. B. XLI, 410), gethan hatte. Werner’s Name ist auf einer der Ehrentafeln des Friedrichsdenkmal’s unter den Linden in Berlin verzeichnet. Daß er den König auf dessen Ritte vom Schlachtfelde bei Molwitz habe entschlüpfen lassen, ist eine Sage, welche aller Begründung entbehrt. – W. war seit 1756 mit einem Fräulein v. Schimonski verheirathet, sein Mannesstamm erlosch schon mit dem einzigen seiner Söhne, welcher ihn überlebte. 1767 hatte der König ihm eine Amtshauptmannschaft verliehen.

Mittheilungen des k. und k. Kriegsarchivs, Neue Folge, I. Band, Seite 213, Wien 1887. – H. Freiherr v. Wechmar, Braune Husaren, Berlin 1893.