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ADB:Wisbeck, Georg

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Artikel „Wisbeck, Georg“ von Sigmund Ritter von Riezler in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 43 (1898), S. 536–538, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Wisbeck,_Georg&oldid=- (Version vom 18. Dezember 2024, 13:24 Uhr UTC)
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Wisbeck: Georg W. (Wispeck), Ritter, bair. Feldhauptmann, † angeblich 1518, Sohn des Achatz W., Erbkammermeisters und Hauptmanns zu Salzburg, und der Luneta v. Gumppenberg, entstammte einem alten niederbairisch-salzburgischen Geschlecht, das vor Zeiten von einem im Salzburgischen gelegenen Gute den Namen Winkler geführt haben soll, wie auch sein Wappen einen rothen Winkel in weißem Felde aufweist. „Die Wispecken, lassen sich nicht gern schrecken“ singt der Ehrenhold Holland in seinem Reimspruch auf den bairischen Adel. Sie waren salzburgische Erbkämmerer und salzburgische wie bairische Landstände. Georg’s Gemahlin war Katharine Nothaft, die ihm einen Theil von Wernberg in die Ehe mitbrachte, während er den andern Theil dieser Herrschaft durch Kauf erwarb. Ein Streithandel mit dem Erzstift Salzburg führte W. so weit, daß er dem Stift Fehde ansagte; Herzog Georg vermittelte 1502 zu Moosburg ein Abkommen, laut dessen der Erzbischof an W. 7000 fl. auf einmal und auf seine Lebtage jährlich 400 fl. zahlte. Einige Jahre soll W. dem Könige Ladislaus von Polen gedient haben, dann durch Neider und falsche Ankläger vertrieben, an den Hof Albrecht’s IV. nach München gegangen sein, wohin ihn jedoch die Anfeindungen verfolgt hätten. Im Landshuter Erbfolgestreit stand W., wie der niederbairische Adel fast ausnahmslos, auf der pfälzischen Seite, sei es nun, daß die Anhänglichkeit an des verstorbenen Landesfürsten Tochter Elisabeth oder die reichen Schätze, über die deren Gemahl, Pfalzgraf Ruprecht verfügte, hierin den Ausschlag gaben. Unter den Feldherren auf pfälzischer Seite hat keiner mehr Rührigkeit und Thatkraft entfaltet als W., in dessen Kriegführung freilich nach Sitte der Zeit das Ausplündern und Niederbrennen von Ortschaften fast die Hauptrolle spielte. Am 17. April 1504 rückten er und Hauptmann Rosenberg mit etwa 1000 Mann von der Trausnitz herab in die Stadt Landshut und eröffneten durch deren Besetzung die Feindseligkeiten. Von dort aus unternahm dann W. wiederholt verheerende Streif- und Eroberungszüge in die Lande Herzog Albrecht’s. Auf dem ersten dieser Züge, den er am 19. April antrat, bemächtigte er sich der Städte Moosburg, Erding, Neuötting, Kraiburg und beschoß Braunau mit glühenden Kugeln. Ein zweiter, im Juni unternommener Streifzug ging über Moosburg durch die Holletau in den Donaugau. An 60 Ortschaften wurden auf diesem Zuge von Wispeck’s Truppen eingeäschert, darunter Pfaffenhofen, wiewol diese Stadt vorher Brandschatzung gezahlt hatte. Am 13. Juli wurde W., der nun Ruprecht’s oberster Hauptmann genannt wird, in dem Scharmützel vor Landshut ein Pferd unter dem Leibe erschossen. Der bald [537] darauf in Albrecht’s Lager gelangten Kundschaft, daß Ruprecht W. habe gefangen setzen lassen (Kölner 83), fehlt weitere Bestätigung und innere Glaubwürdigkeit, zumal da W. nach dem Tode dieses Fürsten den Kampf als Oberbefehlshaber der pfälzischen Streitkräfte unter der Fahne Elisabeth’s fortsetzte. Im Sommer vereinigte er sich auf dem nördlichen Kriegsschauplatze mit den böhmischen Hülfstruppen, ward jedoch nicht in die Niederlage verwickelt, die K. Maximilian diesen bei Wenzenbach beibrachte, da er mit seinen 600 Reitern vorausgeeilt und den Verfolgern nach Amberg entkommen war. Auch nach Elisabeth’s Tode setzte W. den Krieg und seine Raubzüge in die oberbairischen Landstriche unverdrossen fort. Er eroberte Vohburg und nahm in Geisenfeld mehrere Hauptleute Albrecht’s, darunter Kaspar Winzerer und den Oberfeldherrn Grafen Andreas von Sonnenburg, gefangen. Am 9. August überrumpelte er das Städtchen Kufstein, belagerte dann das Schloß und bewog (13. August) den Pfleger Hans von Pienzenau zur Uebergabe. Ein wenig wahrscheinliches Gerücht will wissen, er habe denselben mit 30 000 fl. bestochen. Während dann der König Kufstein belagerte, unternahm W. am 11. October mit 1400 Reitern und 2000 Fußknechten von Landshut aus einen Zug auf Erding, Schwaben, Ebersberg und einen Angriff auf München, wobei alle auf dem Marsch berührten Ortschaften zuerst geplündert, dann niedergebrannt wurden. Vor München stellte er seine Artillerie auf dem rechten Isarufer beim Spital am Gasteig auf und eröffnete, 12. October um 1 Uhr Mittags, das Feuer auf die Stadt. Da sich die Beschießung bald als fruchtlos erwies, zogen die Pfälzer nach dem nahen Grünwald, plünderten dieses Jagdschloß und traten dann den Rückmarsch an, wobei noch ein Angriff auf Schwaben unternommen ward. Im December raffte W. noch einmal die letzten Kräfte der Partei zu einem Angriffstoße auf Vilshofen zusammen. Nachdem ein Versuch, die Stadt durch Ueberrumpelung zu gewinnen, gescheitert war, eröffnete er am 9. December mit etwa 6000 Mann eine regelmäßige Belagerung, aber nach heißen Kämpfen, nach drei abgeschlagenen Stürmen und nach dem Eintreffen von Ersatztruppen beim Gegner mußte er von der Stadt ablassen. Seinen böhmischen Landsknechten hatte er vor dem Sturm ihre Forderung bewilligt, daß in der Stadt Niemand verschont werden sollte, der über zehn Jahre alt wäre. Mit diesem verlustreichen und mißglückten Unternehmen war die Kraft der Pfälzer erschöpft, doch warf sich W., als in dem sogenannten „Kehrab“ des Feldzugs Maximilian’s Feldherr Reinbrecht von Reichenberg mit königlichen und bairischen Truppen das östliche Niederbaiern vom Feinde säuberte, diesem nochmals entgegen. Am 23. Januar 1505 stieß er bei Gangkofen auf den Gegner und hier kam es, als schon der Abend dämmerte, zum letzten Treffen auf dem bairischen Kriegsschauplatze. W. forderte den königlichen Hauptmann Georg von Seinsheim zum Zweikampf angesichts der beiden Heere heraus. Zuerst rannten sie mit den Speeren gegen einander, als diese zersplitterten, griffen sie zu den Schwertern, dann aber soll ein Knecht Wispeck’s, seinem Herrn beispringend, Seinsheim erstochen haben. Nach Hund’s Darstellung hätte W. Seinsheim vom Pferde gerannt, so daß er nur noch am Sattel hing, worauf dieser von einem Dritten erstochen und der Kampf allgemein geworden sei. In diesem schrieben sich beide Theile den Sieg zu. Der Ausgang des Krieges hatte für W. zunächst die Folge, daß seine Schlösser und Güter von den Siegern eingezogen wurden, doch erlangte er bald durch neuen oberpfälzischen Besitz Entschädigung für diese Verluste und Belohnung für die opferwilligen Dienste, die er der pfälzischen Sache geleistet hatte. Am 13. März 1515 treffen wir Georg W. zu Velburg noch in einem Schiedsgerichte auf Wernberg thätig; politisch und militärisch scheint er nach Beendigung des Krieges nicht mehr hervorgetreten zu sein. Er lebte damals auf seiner Herrschaft Velburg, deren [538] Lehensbesitz ihm Pfalzgraf Friedrich als Vormünder der jungen Neuburger Pfalzgrafen 1507 übertragen hatte (nach anderer Angabe soll er diese Herrschaft schon vom H. Georg dem Reichen zu Lehen erhalten haben, so daß des Pfalzgrafen Friedrich Uebergabs- und Verleihungsbrief nur als Lehenserneuerung aufzufassen wäre), und starb, im selben Jahre wie seine Gemahlin, 1518. Ein Streit, den er mit den benachbarten Herrn von Wolfstein hatte, ward durch einen für ihn günstigen Vergleich geschlichtet.

Hund, Bairisch Stammenbuch I, 372. – Die Quellen zur Gesch. d. Landshuter Erbfolgekriegs, bes. Kölner in Verhandl. d. hist. Ver. f. Niederbayern I; zerstreute Angaben in diesen Vereinsschriften, bes. XII, 191. – Ignaz Brunner, Beschreibg. des Schlosses und der Stadt Velburg (1818), S. 107–109 u. 148 f. – Würdinger, Kriegsgeschichte Baierns II. – Riezler, Gesch. Baierns, III.