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Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen I. Section/H18

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Heft 17 des Leipziger Kreises Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen von Gustav Adolf Poenicke (Hrsg.)
Heft 18 der Section Leipziger Kreis
Heft 19 des Leipziger Kreises
Die Beschreibungen sind auch als Einzeltexte verfügbar unter:
  1. Eythra
  2. Kaufungen
  3. Ehrenberg
  4. Schönfeld bei Leipzig


[137]
Eythra.


Eythra liegt in einer schönen von der weissen Elster bewässerten Aue, nur eine halbe Stunde nordwestlich von dem Städtchen Zwenkau, 3 Stunden südwestlich von Leipzig, 2 Stunden nördlich von Pegau.

Eythra ist das im elften Jahrhundert schon erwähnte Städtchen Idern, und das 1018 dem Merseburger Stifte geschenkte Vbedern.

Die Fluren gränzen mit Bösdorf und den preussischen Orten Kleinskorlopp, Kutzen und Zitzschen. Zu Eythra selbst gehört Bösdorf, Mausitz an der preussischen Grenze bildet ein Nebengut, so wie auch Groitzsch als Zubehör von Eythra betrachtet wird. Eben so gehört zum Gute die Wüstung Hitzschen.

Im Dorfe giebt es einen Gasthof, eine schöne grosse Mühle mit 6 Gängen, Hirse- und Oelstampfen und mit Sagemühle.

Das im ausgezeichneten Style erbaute Schloss mit seinem vorzüglichen Park, der von Leipzigs Bewohnern und der ganzen Umgegend häufig besucht wird, um in ländlicher Zurückgezogenheit die Genüsse der grossen Stadt auf Zeit zu vergessen, zeichnet diesen Ort aus. Der Blitzableiter des drei Etagen hohen Schlosses gehört zu den ersten in Sachsen, so wie auch das Gut selbst zu den schönsten und besten gezählt wird.

Erst vom Anfange des funfzehnten Jahrhunderts finden wir einzelne Geschlechter im Besitze des Gutes und zunächst die Familie der Pflugke, welche damals, ausser dem noch jetzt mit Eythra verbundenen Gute Mausitz, auch Zöbigker und Knauthain besass. Unter diesen ältesten Besitzern ist besonders der kurfürstliche Rittmeister Siegmund von Pflugk merkwürdig, welcher sich 1421 bei Brix gegen die Hussiten auszeichnete. Die Tugend des Vaters erbte fort auf seinen Sohn Nicolaus auf Knauthain, welcher 1450 vom Kurfürsten Friedrich dem Sanftmüthigen zum Ritter geschlagen wurde und den Beinamen des Eisernen erhielt. Beide aber wurden überstrahlt an Ruhm durch einen Sohn des Nicolaus, Cäsar Pflugk auf Eythra und Pegau, ein wohlerfahrener Rechtsgelehrter und der beste Redner seiner Zeit. Er war kurfürstlicher Land- und Appellationsrath, auch Ritter des goldenen Vliesses. Unzufriedenheit mit den religiösen Neuerungen in den Landen seines Fürsten veranlassten ihn, in die Dienste des Herzogs Georg zu treten, der ihn zum Kanzler erhob. Bei der in Leipzig im Juni 1519 zwischen Luther und Eck stattgehabten Disputation, führte Pflugk als herzoglicher Commissar nebst dem geh. Secretär Dr. Küchel und dem Schlosshauptmann von Wiedebach den Vorsitz. [138] Bei dieser Gelegenheit verschaffte er Dr. Eck gegen die von einigen Studenten ihm gedrohten Misshandlungen Schutz und sprach auch seine Unzufriedenheit über die von Dr. Luther gehaltene Predigt aus, so dass er ausrief: „Ich wollte Dr. Martinus hätte seine Predigt bis gen Wittenberg gespart.“ Er starb im Jahre 1524 zu Pegau als Leipziger Stadtcommandant und ruht in der Leipziger Paulinerkirche.

Die religiöse Ueberzeugung Cäsars und dessen Abneigung gegen die Lehre Luthers ging auf seinen Sohn Julius über, der von ihm in erster Ehe mit Magdalena geb. von Carlowitz erzeugt wurde.

Dieser Julius von Pflugk, der durch seine Gelehrsamkeit sowohl wie durch seine Schicksale berühmt geworden ist, war in Eythra 1499 geboren. Er studirte 1517 zu Bologna, ward später Domdechant zu Meissen und Domprobst zu Zeitz, und 1541 von dem Domkapitel zu Naumburg heimlich, ohne des Kurfürsten Johann Friedrichs Einwilligung, zum Bischoff erwählt. Obschon die Kirchenverbesserung seit einer geraumen Zeit in das Stift eingedrungen war, so widersetzte sich doch Bischoff Julius der evangelischen Lehre. Johann Friedrich der Grossmüthige hatte zur Förderung der Reformation Nicolaus von Amsdorf nach Naumburg gezogen. Aber das Domkapitel erkannte ihn nicht an und erwählte statt seiner den katholischen Domherrn Julius von Pflugk, welchem auch Amsdorf, nachdem Johann Friedrich in Gefangenschaft gerathen war, weichen musste. Julius Pflugk war übrigens der letzte Bischoff von Naumburg und zwar vom Jahre 1547–1564. Mit diesem Jahre hörte die bischöffliche Würde auf und das Stift erhielt einen Administrator aus dem Hause Sachsen. Von Stiftung des Bisthums Naumburg bis auf Julius Pflugk hatte Naumburg 36 Bischöffe gehabt. Julius von Pflugk starb am 3. September 1564 zu Zeitz, wo derselbe auch begraben liegt, während sein Grabdenkmal zu Naumburg aufgestellt ist.

Nachdem Eythra zwei Jahrhunderte hindurch denen von Pflugk gehört hatte, wechselte es seine Besitzer öfter. Zunächst folgten im Besitze die Herren von Rechenberg, von welchen es die von Schleinitz acquirirten. Im Jahre 1751 kam das Gut an Graf von Werthern, von welchem es der Cabinetsminister Senft von Pilsach kaufte, der Schwager des Ersteren. Die verw. Gräfin Senft von Pilsach ererbte dasselbe im Jahre 1817, unter deren Gemahl Eythra oft der Schauplatz grosser Feste und Feierlichkeiten war. Von Letzterer kaufte es der Kammerrath David Anger, welcher auch Groitzsch, Grossdalzig, Zitzschen, Pödelwitz und Zweinaundorf besass. Seit 1839 ist mit Eythra sammt Pertinenzen dessen Sohn, Herr Alexander Anger beliehen. Der vielverdiente Kammerrath Anger war Mitglied der ersten Ständekammer. Auch sein Herr Sohn hat viele Verdienste um Eythra.

Bemerkenswerth ist noch von Eythra, dass in dem sehr kalten Winter des Jahres 1829 auf dem Elsterflusse in der Nähe von Eythra ein Singschwan geschossen wurde, der aus seiner Heimath nur sehr selten in unsere Gegenden kommt.

Das zu Eythra gehörige kleine Städtchen Groitzsch ist bekannt durch seine Pabusenfertigung, welche im siebzehnten Jahrhundert ein gewisser Meyer aus der türkischen Gefangenschaft hierher verpflanzt hat.

Früher war Groitzsch eine Grafschaft, welche den Sommerscheburger Grafen gehörte, die ihren Sitz in einer ungemein festen Burg auf dem Hügel im Westen hatten. Auf derselben residirte der gefürchtete lausitzische Markgraf Wieprecht, sowie dessen Sohn Heinrich, worauf sie Leibgedinge seiner Wittwe ward. Wie aber das Zubehör durch kaiserliche Schenkung an Conrad den Grossen, (welcher hier die prachtvolle Hochzeit seiner Tochter Mathilde mit Albrecht von Brandenburg feierte), so kam auch die Burg selbst an dessen Sohn Carl, welchen jene Wittwe erzogen hatte. Groitzsch wurde später den Pegauer Aebten, welche die Burg völlig schleiften, überlassen. Letztere haben den Ort selbst an die von Groitzsch verliehen. Im Jahre 1200 hatte es ein Friedrich von Groitzsch. Von Friedrich Tuta Groitzsch ging es an Tidemann über, der es 1289 an Friedrich den Freudigen abtrat, es jedoch von diesem nach dem Verluste der Lausitz wieder bekam. Im Jahre 1305 hielt Friedrich in Groitzsch einen besonderen Voigt, nach dem Jahre 1482 wurde es nebst Pegau an die Herren von Pflugk auf Eythra versetzt, wobei es denen von Pflugk für immerwährende Zeiten geblieben ist.

Eythra mit Bösdorf und Mausitz gehört seit der neuen Gerichtsordnung zum Gerichtsamte Zwenkau, zum Bezirksgerichte Borna, zur Amtshauptmannschaft Borna, zum Regierungsbezirk Leipzig, wogegen Groitzsch mit seinen Bewohnern jetzt zum Gerichtsamte Pegau gehört.

Eythra zählt 130 bewohnte Gebäude mit 186 Familienhaushaltungen und 787 Bewohnern.

Eythra als Parochie hat über 1000 Seelen.

In den ältesten Zeiten scheint in Eythra blos eine Kapelle gewesen zu sein, in welcher der Pfarrer zu Bösdorf eine Erbauungsstunde hielt. Später wurde wahrscheinlich die Kapelle zur Filialkirche und noch später zu einer eigenen Pfarrkirche mit einem besonderen Pfarrer erhoben. Der erste Pfarrer von Eythra ist aus Bösdorf dahin gezogen, welche beide Orte früher ihren eigenen Pfarrer hatten; aber wegen des spärlichen Einkommens wurde dann nur eine Stelle für beide Orte gegründet. Daher lässt sich erklären, dass in Eythra nur alle 14. Tage gepredigt wird, während in Bösdorf alle 8 Tage Gottesdienst stattfindet. An dem Sonntage, wo [139] Gottesdienst in Eythra gehalten wird, predigt der Pastor Nachmittags in Bösdorf.

Die Zeit der Erbauung des Gotteshauses in Eythra lässt sich nicht genau bestimmen, da die Urkunden darüber fehlen. Nur so viel ist gewiss, dass im Jahre 1740 das Gotteshaus verwüstet worden ist, indem man mit einem Kostenaufwand von 1500 Thalern der Länge desselben vier Ellen und seiner Höhe drei Ellen zusetzte, den Thurm vom Dache entfernte und vorn am Eingange einen neuen erbaute und die vorige Sacristei in eine Gerichtsdirectorcapelle verwandelte.

Das Vermögen der Kirche ist unbedeutend und erst durch das Legat des Herrn Kammerrath Anger im Jahre 1839 ist dasselbe auf ungefähr 1000 Thaler erhöht worden.

Unter den hiesigen Pastoren ist vorzüglich Georg Friedrich Sperber vom Jahre 1776 bemerkenswerth, welcher durch ein Legat von 200 Thalern, dessen Verwaltung der Merseburgischen Prediger-Wittwen-Pensionskasse übertragen ist, die hiesigen Pfarrwittwen zum Danke sich verpflichtet hat. Letztere bekommen die alljährlichen Interessen, was auch durch die Convention zwischen Sachsen und Preussen vom Jahre 1825 garantirt ist.

Der Kirchhof, welcher früher um die Kirche herum lag, ist später ausserhalb des Dorfes angelegt worden und zeichnet sich vor vielen anderen Begräbnissplätzen durch die festgehaltene Ordnung der Gräber, so wie durch die Denkmale des Grafen und der Gräfin von Werthern und den Begräbnissplatz der hiesigen Herrschaft aus.

In Eythra befindet sich ausserdem nur ein Schulhaus, welches massiv gebaut ist und durch seine innere zweckmässige Einrichtung sich auszeichnet. Seine Erbauung erfolgte erst in der neuern Zeit und ist ein Werk des Herrn Kammerrath Anger. An der Schule selbst sind zwei Lehrer, ein Cantor und ein Adjuvant angestellt. Letzterer erhält aus der hiesigen Waisenhauscasse 100 Thaler.

Die Schule hat ausserdem zwei Legate, welche von der Gräfin von Werthern und dem ehemaligen Gerichtsdirektor Flidner gestiftet sind. Von den Intressen derselben werden nützliche Bücher für arme Schulkinder angeschafft.

Die Collatur der Pfarre und Schule hat der jedesmalige Rittergutsbesitzer. Früher vergaben das Domkapitel zu Merseburg und der hiesige Gerichtsherr alternative die Pfarrstelle, weil in noch früherer Zeit die Pfarre zu Bösdorf blos vom Domkapitel besetzt worden war, und nach Vereinigung beider Stellen dieses Wechselpatronat gestattet werden musste.

Durch ein Rescript d. d. Dresden den 17. April 1748 übt jedoch das Patronatrecht der hiesige Gerichtsherr nur ganz allein aus. Bösdorf ist fälschlich öfter als Filial von Eythra ausgegeben. Es ist aber die Kirchengemeinde vereinigt.

Im sechszehnten Jahrhundert stand hinter Bösdorf noch ein kleiner Ort, Gumlitz genannt, mit einer Mühle, welches nach Bösdorf eingepfarrt war, aber wahrscheinlich im dreissigjährigen Kriege untergegangen ist.

Eythra hat schönen Ackerbau und gute Viehzucht. Den ärmern Bewohnern des Orts war früher reichlich Gelegenheit geboten in der herrschaftlichen Zuckerrunkelfabrik sich ihren nothwendigen Lebensunterhalt zu verschaffen. Leider ist dieses Etablissement wieder eingegangen.

M. G.     



[140]
Kaufungen.


Kaufungen liegt 1¼ Stunde von Penig und 4 Stunden von Chemnitz, in anmuthiger Gegend, unmittelbar an der Mulde.

Ob Kaufungen, welches durch Kunz von Kaufungen berühmt geworden, von dem Geschlechte der Kaufungen selbst gegründet und wenn solches erbaut worden, dieses kann nicht mit Bestimmtheit angegeben werden.

Die Herren von Kaufungen kommen seit dem Jahre 1283 vor, und zwar zuerst ein Heinrich von Kaufungen, dessen Söhne, Tauzold und Heinrich das Kloster Bug öfter anfeindeten. Im Jahre 1357 wurden Kunz und Heinrich von Kaufungen als „Herren zu Waldenburg“ genannt. Eine Benennung, die darinnen ihren Grund haben mochte, dass denen von Kaufungen Waldenburg eine Zeitlang verpfändet war. Die von Kaufungen waren überhaupt reiche begüterte Leute, weshalb sie auch zu den höchsten Ehrenämtern gelangten. Dietrich von Kaufungen war im Jahre 1375 einer der vornehmsten Zeugen bei dem vom Kloster zu Chemnitz geschlossenen Kaufe der Herrschaft Rabenstein, und Jost von Kaufungen wurde im Jahre 1411 als Schiedsrichter erwählt zwischen den Dynasten von Schönburg, den Ahnherren der jetzigen Fürsten und Grafen gleichen Namens und dem Kloster Remse. In diesem Kloster[WS 1] ruhen mehre von der Familie derer von Kaufungen.

Kunz von Kaufungen, der Sohn Conrads von Kaufungen, ebenfalls reicher Sächsischer Vasall und Böhmischer Landeshauptmann, war ein tapfrer, edler Ritter. Er wusste Opfer zu bringen und kannte keine Falschheit, keine Lüge. Ein offenes, biedres, ja vielleicht etwas schroffes Wesen war der Hauptzug seines Charakters, dabei auffahrend und leicht zu beleidigen. Sein Jähzorn und seine Rachsucht hatte keine Grenzen, sobald er sich verletzt fühlte. Diese Leidenschaft brachte ihn ins Verderben und der unglückliche Bruderkrieg war die Veranlassung.

Vergeblich hatte der treffliche Kurfürst Friedrich der Streitbare noch auf dem Sterbebette seine Prinzen Friedrich und Wilhelm zur brüderlichen Eintracht ermahnt und Worte gesprochen, die als ein schönes Zeichen edler Fürsten-Gesinnung, da sie nicht so allgemein bekannt sind hier einen Platz finden mögen: „Lieben Söhne, Zeit und Stunde ist vorhanden, dass ich aus diesem sterblichen Leben scheide. Mein Abschied kommt zur ungelegenen Stunde. Der böhmische Krieg liegt mir am Herzen, man muss aber dem göttlichen Willen, der nie anders, als gut ist, Alles anheimstellen. Lasset es Eure grösste Sorge sein, das Vaterland beim Frieden zu erhalten. Solches wird, wie ich glaube, leicht geschehen können, wenn Ihr in der Furcht Gottes und in brüderlicher Liebe und Eintracht betet, die Unterthanen treulich schützet und ihr Bestes befördert. Darum ermahne ich Euch mit allem Ernst, dass Ihr bei dem jetzt entstandenen Glaubensstreit frommer und gelehrter Leute Unterricht anhöret. Nehmet Euch ja nicht zu Räthen, die ehr- und geldgeizig sind, und sich vom Regiment zu bereichern suchen. Beschweret nicht die Unterthanen mit neuen Bürden und Abgaben. Wollet ihr Einen zur Wohlfahrt fördern, so thut es ohne Unterdrückung der Andern. Mit dem Adel verfahret so, dass Ihr ihn geneigt und Euch zu Willen habet. Keine Uebelthat lasset ungestraft hingehen; wo aber Hoffnung zur Besserung ist, da helfet und lasset Nachsicht und Verzeihung stattfinden. Verdient Jemand Eure Ungnade, so bedenket, dass man im Zorne Maass halten müsse. Zu den Waffen greifet nicht eher, als wenn es die höchste Noth erfordert. Gegen Eure Unterthanen beweiset Euch als Väter und nicht als Wütheriche und Tyrannen, vor welchen die Natur selbst sich scheut. Denkt an den Markgrafen Friedrich mit der gebissenen Wange, Euren Urahnen, der zwar gegen zwei Kaiser Krieg führte, aber blos um Land und Leute zu schirmen. Unsere Vorfahren hatten wenig Nutzen von den vielen Kriegen, die sie führen mussten. Was für Schrecken aber ein muthwilliges Kriegführen bringe, ist aus des Landgrafen Albrechts Beispiel zu ersehen. Darum ermahne ich Euch nochmals ernstlich, dass Ihr einträchtig seid und Einer dem Andern nachgebe und verzeihe. Dieses wird Euch eine Mauer sein wider jeden feindlichen Einfall, der nicht fern von Euch ist. Und Du, mein Sohn, Friedrich, verhalte Dich also bei der Kurwürde, wie Du es von mir gesehen hast, damit Du dem Reiche lieb und werth seiest. Du aber, mein Sohn, Wilhelm, achte diesen, den älteren Bruder, das wird Dir zur Ehre und zum Besten gereichen. Ach, lieben Söhne, nehmet doch diese meine väterliche Ermahnung wohl zu Herzen und ins Gedächtniss, und lasset Euch durch nichts [141] trennen oder in Streit verwickeln! Dieses werdet Ihr mir jetzt in die Hand versprechen.“

Trotz der erfolgten Angelobung dauerte die Einigkeit nur fünf Jahre, worauf eine Ländertheilung zu Altenburg erfolgte. Aber mit dieser war Wilhelm III. nicht zufrieden, woran sein Rath Apel von Vitzthum wohl Schuld und Theil hatte. Die Folge davon war der unglückliche Bruderkrieg, in welchem von Friedrich dem Sanftmüthigen Kunz von Kaufungen als Kriegsoberster erwählt wurde. Letzterer war unglücklich in diesem Kriege, gerieth in Gefangenschaft und während seiner Gefangenschaft wurden seine thüringischen Güter verwüstet und weggenommen, er selbst auch erst nach Bezahlung eines hohen Lösegeldes aus eigenen Mitteln in Freiheit gesetzt. Als Entschädigung erhielt er nach seiner Befreiung die Güter Schweikartshain und Ehrenberg, welche er aber nach Beendigung des Kriegs und nach erfolgter Aussöhnung der beiden Brüder Friedrich und Wilhelm wieder herausgeben musste. Darüber erhob sich ein neuer Streit zwischen dem Kurfürsten Friedrich dem Sanftmüthigen und Kunz von Kaufungen. Letzterer sann auf Rache und entwarf den Plan zum Raube der Prinzen. Mehre seiner Freunde waren ihm dazu beiräthig und am 7. Juli 1455 fanden sich dieselben mit Kunz von Kaufungen zusammen auf dem Schlosse Kohren ein, von wo aus sie in der folgenden Nacht zur Ausführung ihres Planes nach Altenburg zogen.

Die weitere Geschichte des Prinzenraubes setzen wir als bekannt voraus, so dass wir es nicht für nöthig finden, derselben nochmals hier zu gedenken.

Kunz von Kaufungen, der den Prinzen Albrecht nach Böhmen auf sein Gut Eisenberg bringen wollte, erreichte nicht die Grenze, sondern wurde noch auf Sächsischem Gebiete vom Köhler Schmidt gefangen, in die Frohnfeste nach Freiberg gebracht, ob seiner Uebelthat zum Tode verurtheilt und auf dem Marktplatze zu Freiberg, seinem frühern Wohnorte, schon am 14. Juli 1455 hingerichtet. Sein naher Anverwandter, der gelehrte Bischoff Dietrich von Schönberg, soll sich für ihn beim Kurfürsten verwendet haben, aber ohne Erfolg. Denn dass der Kurfürst ihn habe begnadigen wollen, lässt sich mit Wahrscheinlichkeit nicht annehmen, da 17 Tage nach Kunzens Tode auch sein Bruder Heinrich wegen Mitwissenschaft des Verbrechens in Altenburg enthauptet wurde. Die Behauptung einzelner Geschichtsschreiber, dass der Bote mit den Gnadenakten einige Minuten zu spät vor Freiberg angekommen sei, indem bereits wegen der veranstalteten Hinrichtung Kunzens die Thore geschlossen gewesen, verdient deshalb keinen Glauben, weil in einem solchen Falle der Thorwächter dem sich legitimirenden Boten jeder Zeit Einlass gewähren musste, da ja jeden Augenblick noch Zeit sein konnte die Hinrichtung aufzuheben.

Ein einfacher Stein auf dem Markte zu Freiberg bezeichnet die Stelle, wo Kunzens Haupt gefallen, wogegen von seiner früheren Wohnung in Freiberg keine Spur mehr vorhanden ist.

Auf dem Platze, wo sein Haus stand, hat sich ein neues Gebäude erhoben, welches Eigenthum des Herrn Oberberghauptmann von Herder war und nach dessen Tode auf seine Familie übergegangen ist.

Kunzens Stammschloss aber, Kaufungen, wurde sofort nach seiner Hinrichtung geschleift.

Auch Kohren, dessen Besitzer, von Meckau, durch Theilnahme an dem Complott der Lehnsuntreue gegen den Kurfürsten für schuldig befunden worden war, wurde eingezogen und seinem Nachbar, Hildebrand von Einsiedel auf Gnandstein, dessen Schwester, Anna von Einsiedel, Kunzens Gemahlin war, überlassen, der es jedoch nicht bewohnte, sondern verfallen liess. Dass Kunzens von Kaufungen Statue früher in der Peterskirche zu Freiberg gestanden, ist wohl blos Vermuthung, wenn man nicht annehmen will, dass solche vor seiner Hinrichtung wegen seiner früheren Verdienste und seiner Mildthätigkeit dahin gekommen.

Mit Kaufungen wurde später das Geschlecht derer von Maltitz beliehen, von welchem auch die jetzigen zwar alterthümlichen, aber ansehnlichen Rittergutsgebäude herrühren. Das Schloss ist auf die Ruinen der alten geschleiften Burg gebaut. Von dem Maltitz’schen Geschlecht, welches beinahe hundert Jahre im Besitze von Kaufungen war, kam dasselbe an die Familie Pflugk, von dieser wieder an die von Thumshirn, auf welche die von Planitz im Besitze folgten.

Im Jahre 1768 erwarb es Graf von Einsiedel, dessen Nachfolger der Cabinetsminister Graf von Einsiedel war. Diesen beiden Herren Besitzern verdankt das Rittergut herrliche Verbesserungen. Der jetzige Gutsherr ist Graf Carl von Einsiedel auf Wolkenburg. Zum Gute gehören noch Jahnshorn, Mühlwiesen und Breunsdorf, was eigentlich selbst Rittergut ohne besondere Gebäude ist, aber nur als Vorwerk betrachtet wird. Wenn dieses Breunsdorf mit Kaufungen combinirt worden ist, kann nicht genau angegeben werden. Auf alle Fälle ist die Verbindung vor dem Jahre 1700 geschehen. Im Jahre 1297 wurde Breunsdorf von denen von Schönburg dem geringswaldischen Kloster geschenkt, erkauften es aber wieder im Jahre 1543 vom Kurfürsten Johann Friedrich als ein säcularisirtes Gut. So wie auch darüber einige Ungewissheit herrscht, wenn das Geschlecht derer von Kaufungen gänzlich erloschen ist. Einige wollen behaupten, dass diess schon der Fall im Jahre 1585 mit dem Tode Haubolds von Kaufungen zu Chemnitz gewesen sei, während nach anderen Nachrichten [142] der Letzte des Geschlechts als Hofbeamter zu Wechselburg im Jahre 1807 erst gestorben ist.

Kaufungen zeichnet sich besonders durch seine Schäfereien und seinen Hopfenbau aus.

Im Dorfe selbst wird viel Weberei getrieben. Kaufungen hat eine Kirche, die nicht besonders gross ist. Ein Filial dieser Kirche ist zu Russdorf. Collator ist der jederzeitige Besitzer von Kaufungen.

Kaufungen, welches früher zum Justizamte Pegau gehörte, steht jetzt unter dem Gerichtsamte Penig, unter dem Bezirksgerichte Rochlitz, unter der Amtshauptmannschaft Rochlitz und ist dem Regierungsbezirke Leipzig zugezählt.

Kaufungen mit Mühlwiese hat 117 bewohnte Gebäude mit 149 Familienhaushaltungen und mit 784 Einwohnern.

M. G.     




Ehrenberg.


Ehrenberg bei Kriebstein, 1 Stunde südlich von Waldheim, 1¾ Stunde von Mittweida, 2½ Stunde von Hainichen und Rosswein entfernt, steht auf dem felsigen und etwa 150 Ellen hohen Berge, welcher am rechten Zschopauufer dem Schlosse Kriebstein gegenüber ansteigt.

Der Name dieses Ortes wird von der Gattin Hera oder Hertha, richtiger aber von Ehrich abgeleitet.

Ehrenberg wie Kriebstein gehörten früher zusammen der grossen Herrschaft, welche Dietrich von Bärenwalde besass und von welcher der Sitz in Waldheim war.

Ehrenberg scheint erst in der Zeit vom vierzehnten bis zum funfzehnten Jahrhundert erbaut worden zu sein. Dietrich von Bärenwalde wurde jedoch von dem Ritter Staupitz von Reichenstein aus Kriebstein vertrieben. Friedrich der Streitbare, Landgraf in Thüringen, nachheriger Kurfürst, seiner lehnsherrlichen Verbindlichkeit eingedenk, belagerte Staupitzen und zwang denselben zur Uebergabe der Burg. Allein Friedrich, Herr von Kriebstein, fand es nicht für gut, diese Besitzung an Dietrich von Bärenwalde zurückzugeben, weil er in seinen Lehnspflichten sich nachlässig bewiesen.

In der Folge kam die ganze Kriebsteinische Besitzung, wozu Ehrenberg gehörte, in die Hände des Apel von Vitzthum von Apolda, des Rathgebers Wilhelms III. und des Anstifters des Bruderkrieges. Die Veranlassung und den Grund davon sucht man vergebens in den alten Urkunden.

Friedrich der Sanftmüthige, aufgebracht über die Intriguen des Apel von Vitzthum, nahm im Jahre 1446 während des Bruderkrieges diese Besitzung weg und gab Schweickartshain und Ehrenberg Kunz von Kaufungen als einstweilige Entschädigung für seine in Thüringen von den Truppen Wilhelms besetzten und ruinirten Güter, doch nur unter der Bedingung, dass er diese Güter zurückgeben müsse, wenn er ihn zu den seinigen in Thüringen wieder verholfen haben würde.

Dies geschah denn auch im Jahre 1449, Kunz aber machte noch eine grosse Rechnung für gehabten Aufwand und Schaden im Bruderkriege und weigerte sich vorzüglich Schweikartshain und Ehrenberg herauszugeben, bis er durch Urtheil und Recht im Jahre 1451 dazu verurtheilt wurde. Von nun an die Feindschaft zwischen dem Kurfürsten Friedrich und Kunzen. Apel von Vitzthum erhielt seine Güter zurück, muss aber nicht lange im Besitze derselben mehr geblieben sein, denn wir sehen bald darauf die Herrschaft in anderen Händen. Vom Herzoge Georg erhielt die verwittwete Prinzessin Elisabeth geborene Landgräfin von Hessen die Herrschaft zum Leibgedinge. Diese trat solche an den Kurfürsten Moritz ab, von welchem die ganze Besitzung an den Geheimen Rath Grafen von Carlowitz kam, welcher sein Gut Schönfeld dagegen vertauschte. Nach des Letzteren Tode, im Jahre 1552, wurde die Herrschaft unter seine vier Söhne in vier Hauptgüter Kriebstein, Ehrenberg, Schweickartshain und Waldheim getheilt, und zwar dergestalt, dass die Stadt Waldheim an Otto von Carlowitz, Kriebstein mit Bernwalde, Gilsberg, Heiligenschein, Höfchen, Gauschenthal, Reinsdorf, Richzenhain, Tanneberg, auch Theile von Erlau und Frankenhain an Niklas von Carlowitz, Schweickartshain an Hans von Carlowitz, und Ehrenberg nebst dem Vorwerke Ehrenberg und allen ursprünglichen Zubehör an den zweiten Sohn, Christoph von Carlowitz, kam. Von Christoph von Carlowitz kam das Gut Ehrenberg an [143] Wolf von Schönberg, von welchem es im Jahre 1629 Hans Wolf von Ende acquirirte, der es wieder an seinen Bruder den Obersteuereinnehmer und Amtshauptmann Wolf Rudolph von Ende vererbte. – Von der Familie von Ende kam es an das Geschlecht derer von Einsiedel. Der Sächsische Conferenzminister Detlev Carl von Einsiedel hat Ehrenberg noch mit dem ehemaligen Amtsvorwerke Massanei vermehrt, welches schon in früheren Zeiten mit Kriebstein und Ehrenberg combinirt gewesen und später nebst aller Holzung über die Zschopau seit hundert Jahren pachtweise von den Besitzern von Ehrenberg übernommen worden ist. Zum Gute gehören auch noch Erlbach, Kriebthal, Neuhausen, Reichenbach, Schönberg, auch Theile von Gebersbach, Knobelsdorf und Grünberg.

Das Schloss nimmt sich trotz seiner nicht pracht- aber doch geschmackvollen Bauart und in Rücksicht seiner hohen Lage aus dem Zschopauthale betrachtet, recht imposant aus. Nicht ohne bleibenden Eindruck kann der Wandrer von hinnen gehen. Betrachtend und unwillkürlich wird sein Fuss gefesselt, wenn er zugleich zwei alte Burgen erschaut, die aller Zerstörung trotzenden Denkmäler der Vorzeit.

Das Schloss hat auch eine Capelle und einen angebauten Thurm. Die Wirthschaftsgebäude bezeugen sogleich den Sinn für alle neue Verbesserungen in der Oeconomie, welcher den vorigen Besitzer belebte und den jetzigen nicht weniger ziert.

Bemerkenswerth von Ehrenberg ist übrigens die höchst edle Schäferei, das Schweizer Rindvieh und die grosse Brauerei.

Ebenso kann auch nicht unerwähnt bleiben, dass bei Massanei in einem schönen Thalgrunde eine Salpetersiederei sich befindet.

Endlich müssen wir noch der herrlichen Garten- und Parkanlagen um das Schloss gedenken. Vorzüglich ist der Punkt am Abhange über der Zschopau, wo man auf einer Bank Kriebstein gegenüber und dessen Mühle mit dem schäumenden Wehre zu den Füssen hat, einer der eindruckvollsten, so wie man rechts die Zschopau fast wie eine kleine See der Schweiz erblickt.

Es ist hier unbedingt eine der schönsten An- und Fernsichten Sachsens. Man kann sich nicht genug sehen und kommt immer wieder dahin zurück.

Herr Conferenzminister Graf Detlev Carl von Einsiedel auf Mükkenberg, der sich eines hohen Alters erfreut und heute noch Besitzer von Ehrenberg ist, lässt es übrigens an Nichts fehlen, was zur Verschönerung des Gutes dient.

Ehrenberg ist nach Waldheim eingepfarrt, doch wird auch auf dem Schlosse gepredigt und zwar zufolge einer uralten Stiftung blos vom ersten Adventsonntage bis zu Palmarum Mittwochs und zwar von dem Pfarrer zu Grünberg.

Collator dieser Pfarrei zu Grünberg ist der jedesmalige Besitzer von Ehrenberg.

Noch darf nicht unerwähnt bleiben, dass in der Umgegend von Ehrenberg Amethyst und Kristall gefunden wird.

Ehrenberg gehört jetzt zum Gerichtsamte Waldheim, zum Bezirksgerichte Mittweida, zur Amtshauptmannschaft Döbeln, zum Regierungsbezirk Leipzig.

Ehrenberg zählt 63 bewohnte Gebäude mit 83 Familienhaushaltungen und 462 Einwohnern.

M. G.     




Schönfeld[VL 1]
bei Leipzig.


Schönfeld liegt ½ bis ¾ Stunde von Leipzig, zieht sich vom linken Ufer der Parthe abwärts gegen Osten, ⅜ Stunde weit, auf ziemliche Höhe hinauf.

In den Urkunden heisst dieser Ort Schoninelf. Ein Schloss hat hier schon im elften Jahrhundert gestanden und scheint seinen Namen von dem früheren Grafen von Schönfeld erhalten zu haben.

Die speciellen Nachrichten sind durch den Verlust des früheren Archivs von Schönfeld fast gänzlich untergegangen. Im sechszehnten Jahrhundert gehörte das Gut dem berühmten Dr. Georg Crakau, welcher auch mit Schönfeld bei Dresden beliehen war und der am 13. Juli 1574 von hier auf die Pleissenburg transportirt wurde und den 16. März 1575 durch die Tortur seines Verstandes beraubt, starb, auch am 18. März in Schönfeld begraben wurde. Seine fünf Kinder verkauften 1585 Schönfeld an den Kammermeister Schilling, von welchem es das Geschlecht derer von Thümmel acquirirte, bei welchem es über 200 Jahre blieb. Der berühmte Coburgische Minister und berühmte Dichter M. A. von Thümmel [144] wurde hier 1738 geboren und starb im Jahre 1817. Von der Familie von Thümmel kam es an einen gewissen Herrn Schneider. Durch die Verheirathung der Tochter des Letztern an den Baron von Eberstein, dann an dessen Gemahlin. Die jetzige Besitzerin ist die Tochter der beiden Erstern Fräulein Baronesse von Eberstein.

Schönfeld hat jetzt schöne neue Rittergutsgebäude mit grossem Garten und vortrefflicher Schäferei. Ausserdem schmücken den Ort viele herrliche Landhäuser und Gärten, so wie auch eine grosse, neue Kirche. Die frühere Kirche, die frühern herrschaftlichen Gebäude, das Pfarrhaus, die Mühle, mehre der schönsten Landhäuser wurden am 18. October 1813 ein Raub der Flammen. Denn Schönfeld war es, wo während der Schlacht bei Leipzig die Hauptquartiere des Marschall Ney und Marmont sich befanden und am 17. October hier die günstigsten Stellungen einnahmen. Die Wichtigkeit dieser Stellung war auch von Blücher erkannt und deshalb der Angriff auf Schönfeld beschlossen worden. Gegen 2 Uhr am 18. October rückten das preussische Armeecorps und das Langeron’sche Corps gegen Sellerhausen und Schönfeld vor. Als Blücher sah, dass von Leipzig her Verstärkung gegen Schönfeld eilte, liess er den General Sacken befehlen, er möge sein Feuer vermehren und Miene machen, in Leipzig einzudringen.

Der Angriff auf Schönfeld wurde durch das lebhafte Feuer der auf dem rechten Parthe-Ufer aufgestellten Geschütze unterstützt. Das Gefecht in und bei dem Dorfe dauerte mit abwechselndem Erfolge, aber grosser Heftigkeit, bis zum Dunkelwerden, der General Langeron behauptete sich endlich, nachdem das Dorf schon mehrere Stunden in Flammen stand, mit grossen Infanteriemassen darin. Eine andere Wendung würde die Schlacht genommen haben, wenn Napoleon, dem das Anrücken der Verstärkungen, welche die Verbündeten erwarteten, bekannt sein musste, die vortheilhafte Stellung seiner Marschälle Ney und Marmont benutzt und schon am 17. October angegriffen hätte.

Die Kirche konnte nach ihrer Einäscherung nicht bald wieder gebaut werden, da das gesammte Kirchspiel durch diese Schlacht so sehr gelitten hatte. Erst im Jahre 1820, wo der damalige Pastor Schmidt, sein Amtsjubelfest mit feierte, wurde solche eingeweiht. Die neue Kirche ist aber sehr geräumig, massiv und schön und hat einen hohen Thurm.

Das Pfarramt gehört zu den besser dotirten des Landes und befindet sich dabei ein ansehnliches Widdum. Eingepfarrt nach Schönfeld sind: Abtnaundorf, Stinz, Sellerhausen, Crottendorf, Anger, Reudnitz, Volkmarsdorf, die Strassenhäuser und Neusellerhausen. Mit Ausnahme Abtnaundorfs, Crottendorfs und der Strassenhäuser haben die übrigen Orte ihre besonderen Lehrer und Schulen.

Die Verstorbenen des Kirchspiels aufzunehmen, sind drei verschiedene Friedhöfe vorhanden, auf dem entlegensten, hart bei Leipzig, steht eine kleine 1799 erneuerte Kirche, in welcher Leichenpredigten gehalten werden, als auch bisweilen Trauungen und Taufen geschehen.

Die Collatur, welche im Jahre 1307 Markgraf Diezmann, dem Thomaskloster zu Leipzig geschenkt hatte, steht der hiesigen Gerichtsherrschaft zu.

Ausser der Wassermühle giebt es noch eine Windmühle am obern Dorfende und eine zweite nach Süden hin, welche eine lange schöne Lindenallee mit dem Dorfe verbindet. Bei der erstern steht eine der beiden Schänken, bekannt durch die Kletterstange, ein Volksfest, welches in jedem Herbste an etwa sechs Sonntagen nach einander gehalten und von Leipzigs Bewohnern stark besucht wird.

Auf einem etwa 20 Ellen hohen glatten Kletterbaum hängt ein vollständiger Anzug, davon der Kletterer jeden Sonntag ein Stück nimmt, auch oben die Gesundheit der Gäste trinkt.

Die Einwohner von Schönfeld treiben auf mittelmässigen Felde guten Getreide- und starken Küchenkräuterbau und bestehen grösstentheils aus Handwerkern und Tagelöhnern, welche täglich nach Leipzig zur Arbeit gehen.

Auch giebt es hier viel Torfstiche und Feuersteine, worinnen häufig Versteinerungen vorkommen.

Zu dem Gute gehört auch eine ansehnliche Wiesenflur in der Parthenaue, in welcher im Jahre 1285 unter Schönfeld ein Dorf stand, welches den Namen Lausigk führte.

Schönfeld selbst verschönert sich von Jahr zu Jahr durch die Sommerwohnungen, welche hier von den Wohlhabendern Leipzigs immer und immer erbaut werden.

Schönfeld gehört zum Gerichtsamte Leipzig I. Abtheilung, zum Bezirksgerichte Leipzig, zur Amtshauptmannschaft Borna, zum Regierungsbezirk Leipzig.

Schönfeld hat 102 bewohnte Gebäude, mit 350 Familienhaushaltungen und 1506 Bewohnern.

Bemerkenswerth ist noch, dass Schönfeld ebenfalls der Stiftung rücksichtlich der Errichtung eines Landwaisenhauses zu Leutzsch beigetreten ist, einer Stiftung, die in kurzer Zeit ins Leben gerufen wird. Angemeldet sind bereits 52 Kinder. Der derzeitige Vorstand der Stiftung ist der Pfarrer in Leutzsch, Herr Dr. Schütz.

M. G.     




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Anmerkungen der Vorlage

  1. handschriftliche Korrektur: Schönefeld

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Kloser
Heft 17 des Leipziger Kreises Nach oben Heft 19 des Leipziger Kreises
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