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Annabel Lee (Übersetzung Strodtmann)

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: Edgar Allan Poe
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Titel: Annabel Lee
Untertitel:
aus: Lieder- und Balladenbuch amerikanischer und englischer Dichter der Gegenwart, Seite 48-49
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1862
Verlag: Hoffmann & Campe
Drucker: Jacob & Holzhausen
Erscheinungsort: Hamburg
Übersetzer: Adolf Strodtmann
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Google und Commons
Kurzbeschreibung:
siehe auch: Annabel Lee übersetzt von Hedwig Lachmann
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
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Bearbeitungsstand
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[48]

 Annabel Lee.

Es sind viele, viele Jahre her,
     Dass am Meeresufer allhie
Ein Mädchen lebte – o fragt nicht mehr! –
     Mit Namen Annabel Lee.

5
Und dies Mädchen lebte für mich allein,

     Und ich lebt’ alleine für sie.

Ich war ein Kind und sie war ein Kind
     Am Meeresufer allhie,
Doch wir liebten uns heißer als Liebe liebt,

10
     Ich und schön Annabel Lee, –

Liebten uns so, dass die Engel im Blau
     Bedräueten mich und sie.

Und Dies war der Grund, dass vor langer Zeit
     Am Meeresufer allhie

15
Ein schnaubender Wind aus der Wolke traf

     Die liebliche Annabel Lee;
So dass der Engel des Todes kam
     Und den Leib der Erde verlieh,
Und sie schloss in ein Grab, so finster und kalt,

20
     Am Meeresufer allhie.


[49]

Die Engel, nicht halb so glücklich im Blau,
     Beneideten mich und sie –
Ja, Dies war der Grund (wie ein Jeder weiß
     Am Meeresufer allhie),

25
Dass der Wind aus der Wolke zur Nachtzeit brach,

     Schnaubend mir raubend schön Annabel Lee.

Doch stark wie unsere Liebe war
     Die Liebe viel Älterer nie,
     Die Liebe viel Weiserer nie;

30
Und weder der himmlischen Englein Schar,

     Noch der Meergeister Grollen allhie
Kann scheiden in Leiden mein Sein von dem Sein
     Der lieblichen Annabel Lee!

Kein Mondstrahl erblinkt, der mir Träume nicht bringt

35
     Von der lieblichen Annabel Lee;

Und kein Stern sich erhebt, drin das Auge nicht schwebt
     Der lieblichen Annabel Lee.
So ruh’ ich bei Nacht, von der Reinen umwacht,
Der Einen, der Meinen, die ewig mir lacht,

40
     In dem Grab am Ufer allhie,

     Am tönenden Ufer hie.