Apokalypse des Sophonias
Die Ausgabe von Georg Steindorff[WS 1] liegt der Übersetzung Rießlers zu Grunde. Die zur Zeit maßgebliche wissenschaftliche Übersetzung von Bernd Jörg Diebner[WS 2] stimmt mit Rießler in der Kapitel- und Verszählung weitestgehend überein. Der Abschnitt I bei Rießler entspricht dem sahidischen Text (S), der Abschnitt II dem achmimischen Text (A) bei Diebner.
fünftausend Engel quälten und bewachten sie;
sie nahmen sie nach Osten mit
und nach dem Westen;
sie schlugen sie dabei,
und jeder gab ihr täglich hundert Geißelhiebe.
und warf mich auf mein Antlitz nieder
und meine Kniee lösten sich.
und sprach zu mir:
„Sei stark, damit du siegst!
Sei stark und du besiegst den Ankläger
und kommst so aus der Unterwelt!“
„Wer ist die, die gepeinigt wird?“
„Es ist dies eine Seele,
die in den Sünden ward erfunden.
Bevor sie dazu kam, sie zu bereuen,
ward sie vom Tode heimgesucht.“
Darauf begleitete des Herren Engel mich noch weiter.
den tausendmal Tausend zur Linken
und zehntausendmal Zehntausend zur rechten Seite umgaben,
der eine von dem anderen verschieden.
und ihre Zähne waren ...
indem wir vor ihm Zither spielen
und mit Gesängen über seinen Leib psallieren.
Da führte er mich über meine ganze Stadt.
Es war vor meinen Augen niemand da.
die miteinander auf dem gleichen Wege gingen.
die miteinander eine Maschine trieben.
Ich schaute sie, wie sie sich unterhielten ...
„Ist keine Finsternis an diesem Ort, noch Nacht?“
„Denn an dem Ort, wo die Gerechten und die Heiligen sind,
gibt’s keine Finsternis;
sie sind im Lichte allezeit.“
zu dem Allmächtigen:
„O Gott, wenn du bei deinen Heiligen weilst,
dann bist du großmütig auch mit der Welt
und diesen Seelen, die in Strafe sind.“
„Komm jetzt!
Ich zeig dir die Gerechtigkeit.“
und zeigte mir drei Männer.
die über sie sich freuten und aufjubelten.
„Wer sind denn diese?“
„Es sind die drei des Priesters Joatham Söhne,
die ihres Vaters Anordnung nicht hielten
und nicht die Satzungen des Herrn befolgten.“
und diese weinten über die drei Söhne des Priesters Joatham.
„Wer sind diese?“
Er sprach:
„Dies sind des Herren, des Allmächtigen Engel;
sie schreiben alle guten Werke der Gerechten in ihr Buch;
sie sitzen dabei an der Himmelspforte.
und bring es vor den Herren, den Allmächtigen,
damit er ihre Namen in dem Buche der Lebendigen verzeichne.
verzeichnen alle Menschensünden in ihr Buch;
auch diese sitzen an der Himmelspforte
und melden sie dem Ankläger,
damit er sie in seinem Buch verzeichne,
um diese anzuklagen,
wenn sie aus dieser Welt hieher gelangen.“
und schaute vor mich hin.
den tausendmal Tausend
und zehntausendmal Zehntausende durchschritten.
die Zähne standen aus dem Munde wie bei Bären.
in ihren Händen waren Feuergeißeln.
ich fragte jenen Engel, der da mit mir ging:
„Wer sind doch diese?“
„Dies sind die Diener für die ganze Schöpfung;
sie kommen zu der Sünder Seelen,
entführen sie
und legen sie hier nieder.
bevor sie sie ergreifen
und in die ewige Strafe schleudern.“
„Ich bitt dich, Herr.
Erlaube ihnen nicht,
hieher zu mir zu kommen!“
„Hab keine Furcht!
Ich laß sie nicht an dich herankommen.
Es sandte mich der Herr ja, der Allmächtige, zu dir;
denn du bist vor ihm rein.“
sie zogen sich zurück.
und flohen vor mir.
und blickte vor mich hin
und schaute Tore.
fand ich, daß dieses eherne Tore waren.
sie öffnen sich vor ihm.
Ich ging mit ihm hinein und fand,
daß ihre ganze Straße
der einer schönen Stadt recht ähnlich war.
Da wandelte des Herren Engel
bei mir an jener Stelle die Gestalt:
daß dieses eherne Tore seien
mit ehernen Schlössern, Eisenriegeln.
ich blickte vor mich hin
und sah die ehernen Tore,
die Feuer sprühten an die fünfzig Stadien weit.
und sah ein großes Meer.
es sei ein Meer von Wasser;
doch fand ich,
daß es ein ganzes Meer von Feuerschlamme war;
es warf viel Feuer aus;
von Schwefel und von Pech erglühten seine Wogen.
daß der Allmächtige, der Herr, erscheine,
mich heimzusuchen.
ihn anzubeten.
und fing zu bitten an,
er möchte mich aus dieser Not befreien.
„Eloi, Herr, Adonai Sabaoth!
Ich bitte dich,
du mögest mich aus dieser Not erretten,
die mich getroffen!“
und schaute vor mir einen großen Engel;
es flatterte sein Haar gleich dem des Löwen,
aus seinem Munde standen Zähne wie bei einem Bären;
sein Haar war aufgelöst, wie bei den Weibern;
sein Leib glich dem der Schlangen;
er wollte mich verzehren.
daß alle Glieder meines Leibes zitterten.
ich konnte nicht mehr stehen.
vorm Herren, dem Allmächtigen zu beten:
„Du wirst aus dieser Not mich retten,
du, der du Israel gerettet
aus des Ägypterkönigs Pharao Hand!
Du, der du aus der Hand der sündigen Ältesten Susanna rissest!
Du, der du die drei Heiligen gerettet hast,
Sedrach, Misach, Abdenago, aus glühendem Feuerofen!
Ich bitte dich,
daß du aus dieser Not auch mich errettest.“
stand auf und schaute,
wie da ein großer Engel vor mir stand.
Sein Angesicht glich dem, der voll in seinem Glanz.
und seine Füße waren wie im Feuer glühendes Messing.
Ich dachte ja,
daß der Allmächtige, der Herr, gekommen sei,
mich heimzusuchen.
und betete ihn an.
„Merk auf!
Bet keineswegs mich an!
Ich bin nicht der Allmächtige, der Herr;
ich bin der große Engel Eremiel,
der über den Abgrund drunten und die Unterwelt gesetzt,
wo alle Seelen eingeschlossen sind
seit jener Sintflut, die auf Erden war,
bis auf den heutigen Tag.“
„Was für ein Ort ist dies, zu dem ich hergekommen?“
Er sprach zu mir:
„Das ist die Unterwelt.“
„Wer ist der große Engel,
den ich hier stehen sah?“
Er sagte:
„Der vor dem Herrn die Menschen anklagt.“
wie eine Schriftrolle in seinen Händen lag.
da las ich sie in meiner Sprache
und fand von ihm darin verzeichnet
all meine Sünden, die ich je getan
von meiner Kindheit bis zum heutigen Tag;
sie alle waren in der Schriftrolle verzeichnet;
darunter war auch nicht ein falsches Wort.
um einen Kranken oder eine Witwe zu besuchen,
so fand ich, daß es mir in meiner Schriftrolle
als ein Vergehen angeschrieben war.
so fand ich, daß es mir in meiner Schriftrolle
als ein Vergehen angeschrieben war.
Und hatte ich an einem Tage nicht gefastet
oder nicht zu der Zeit des Gebets gebetet,
so fand ich, daß es mir in meiner Schriftrolle
als ein Vergehen angeschrieben war.
nicht zu den Kindern Israels gewendet,
so fand ich, daß es mir in meiner Schriftrolle
als ein Vergehen angeschrieben war.
und fing vorm Herren, dem Allmächtigen, zu beten an:
Und mögst du meine Schrift abwischen!
An jedem Ort ist ja dein Mitgefühl
und füllet jede Stätte.“
sah ich vor mir da einen großen Engel.
„Sei siegreich und sei stark!
Du bist ja stark
und du besiegst den Ankläger.
Du kommst auch aus der Unterwelt
und aus dem Abgrunde heraus;
du wirst jetzt an dem Überfahrtsort übersetzen.“
das mit der Hand beschrieben war,
und fing es auszurollen an.
Ich laß darin und fand,
daß es in meiner Sprache geschrieben war.
und hoben mich in jenes Schiff
und fingen an, vor mir zu singen,
die tausendmal Tausend
und die zehntausendmal zehntausend Engel.
und sah, wie alle jene Engel beteten.
mit ihnen allzumal zu beten,
und ich verstand auch ihre Sprache,
worin sie mit mir redeten.
Dies ist der Streit,
wobei das Gute und das Böse abgewogen wird.
mit einer goldenen Trompete,
und er begann,
sie dreimal über meinem Haupt zu blasen,
indem er sprach:
„Besiege dich, der du gesiegt!
Sei stark, der du so stark gewesen!
Den Ankläger besiegtest du,
und so entgingest du dem Abgrund und der Unterwelt.
Dein Name ward ins Buch der Lebenden ja eingetragen.“
doch konnte ich es nicht;
denn seine Herrlichkeit war groß.
zu Abraham, Isaak, Jakob, Enoch, Elias und David.
die miteinander reden.
in dessen Hand die goldene Trompete war,
und blies auf ihr hinauf zum Himmel.
von Norden bis nach Süden.
das ich schon drunten in der Unterwelt geschaut.
ich sah, wie alle Seelen darin untertauchten.
wie ihnen ihre Hände an den Nacken angebunden waren
und die an Händen und an Füßen Fesseln trugen.
„Die sind es, die bestechen
und die den Menschen Gold und Silber geben,
bis sie verführt die Menschenseelen.“
die eingehüllt in Feuermatten waren.
„Das sind, die Geld auf Zinsen leihen
und Zinseszinsen nehmen.“
ich staunte.
da fragte ich:
„Wer sind denn diese?“
„Das sind die Katechumenen,
die Gottes Wort gehört,
doch in dem Werk, das sie vernommen, keinen Fortschritt machten.“
„Ja, haben sie denn keine Reue?“
Ich sprach: „Bis wann?“
„Bis zu dem Tage, wo der Herr sie richtet.“
sie waren haarig.
„Gibt’s hier denn Haar und Körper?“
Der Herr gibt ihnen Leib und Haar,
wie’s ihm gefällt.“
die er herausgeführt,
und die auf alle diese Strafen blickten.
und vor dem Herren, dem Allmächtigen, zu beten.
Sie sprachen also:
die da in allen diesen Strafen sind...
hab doch mit ihnen allen Mitleid!“
da sprach ich zu dem Engel, der da mit mir redete:
„Wer sind doch diese?“
„Die zu dem Herren beten,
sind Abraham, Isaak und Jakob.
und dieser bläst hinauf zum Himmel
und dann zur Erde.
und kommen eilends her
und flehen zu dem Herren, dem Allmächtigen, täglich
für die, die alle diese Strafen drunten leiden.“
in seiner Hand die goldene Trompete,
und bläst hinab zur Erde.
im Süden bis zum Norden.
man hört dort seinen Ton.
Weswegen ließest du bis jetzt
mich nicht an alle die heran?“
„Ich habe keine Macht, sie dir zu zeigen,
bis daß der Herr sich, der Allmächtige, in seinem Zorn erhebt,
die Erde und den Himmel zu vernichten.
Sie schauen es
und wanken unter Schreien allesamt,
indem sie also sprechen:
am Tag des Herren geben.
wenn er in seinem Zorne sich erhebt,
so daß die Erde zittert samt den Bäumen allen auf der Erde?
und alle hohen Türme, alle Vögel stürzen hin.“
Erläuterungen
[1274]
Das Werk ist jüdischen Ursprungs; später wurde es christlich überarbeitet. Es ist eng verwandt mit der anonymen Apokalypse; besonders auffallend ist die Übereinstimmung von Soph 1, 3 ff mit 12, 5 des anonymen Werkes. Dieses anonyme Stück ist vielleicht nur eine andere Rezension der Sophoniasapokalypse. Es ist gleichfalls ein jüdisches und zwar essenisches Werk; dafür spricht besonders das Sündenregister mit seiner Betonung der caritativen Pflichten[1275] 11, 4 f (s. Texte und Untersuchungen N. F. 2. G. Steindorff, Die Apokalypse des Elias 1899).
- I 1: 3 Ankläger = Satan (s. Zach 3, 1) 7 Engel.
- II 1: 3 Jerusalem 5 vgl. Matth 24, 41 „zwei mahlen an einer Mühle“.
- 2: 6 Das Gebirge Seïr im Edomiterland war Esaus Wohnsitz (Gen 32, 4 Dt 2, 4).
- 3: 3 unbekannt im A. T.
- 4: 1 „Buch der Lebenden“ auch in Ps 68, 29 Phil 4, 3 Apok 17,8 genannt. 4 ebenso in Dan 7, 10 Henoch 40, 1 u. a.
- 5: 4 Die Straße der Stadt in der Unterwelt.
- 7: 3 Ein großer See mit Feuerschlamm auch in der Petrusapok. 23.
- 9: 3 Dem Vollmond gleich, 4 Apok 1, 13 ff.
- 10: 3 Apok 19,10. Eremiel auch in 4 Esr 4, 36 Apok Baruch 55, 3 genannt.
- 11: 3 Apok 20, 12. 4 Die Bevorzugung der Liebeswerke weist auf essenischen Ursprung.
- 12: 1 Seelsorgerliche Tätigkeit eines Volkslehrers.
- 13: 1 die Engel. 4 Beim ägypt. Totengericht wird das Herz des Verstorbenen vor Osiris auf einer Waage gewogen.
- 15: 5 „bestechen“ oder forttragen; der Ausdruck ist unsicher. 8 Die Wucherer und Zinseszinsforderer stehen in der Petrusapokalypse in einem mit Eiter und Blut gefüllten See.
- 16: 1 „Katechumenen“ muß nicht christlich sein. Es steht hier im Sinn von Hörern im Gegensatz zu Tätern, wie Jak 1, 22. 7 s. 1 Kor 15, 38.
- 17: 2 s. Zach 1, 13; u. ä.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Die Apokalypse des Elias, eine unbekannte Apokalypse und Bruchstücke der Sophonias-Apokalypse. Koptische Texte, Übersetzung, Glossar (Texte und Untersuchungen zur Geschichte der altchristlichen Literatur 17, 3a; N. F. Bd. 2, H. 3a), Leipzig: Hinrichs 1899 Internet Archive.
- ↑ Zephanjas Apokalypsen (JSHRZ V/9), Gütersloh 2003
Siehe auch folgende Artikel aus Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft zu dem hier dargebotenen Text:
- RE:Haartracht, Haarschmuck
- RE:Sabaoth
- RE:Amenthes (Unterweltsort, vgl. 10,3; 12,5 u.a.)
Sowie: