BLKÖ:Rohan-Guémenée, Graf von Saint Pol, Ludwig Victor Meriadec Prinz

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Rohn, Johann Karl
Band: 26 (1874), ab Seite: 281. (Quelle)
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Rohan-Guémenée, Graf von Saint Pol, Ludwig Victor Meriadec Prinz (k. k. Feldmarschall-Lieutenant und Ritter des Maria Theresien-Ordens, geb. zu Versailles 20. Juli 1766, gest. zu Sichrow in Böhmen 10. December 1846). Ein Bruder des Prinzen Karl Alois Gabriel [s. d. Vorigen] und trat im Jahre 1794 bei dem leichten Bataillon seines Bruders als Oberst in österreichische Dienste, früher war er schon 13 Jahre in französischen, dann in englischen Diensten gestanden. Bald nach seinem Eintritte in die kaiserliche Armee kam er nach Italien, wo er sich bald durch die tüchtigsten Soldatentugenden bemerkbar machte. Im Jahre 1801 wurde er zum General-Major befördert. In demselben Jahre verlieh ihm Kaiser Franz das 21. Infanterie-Regiment; im Feldzuge des Jahres 1809 commandirte der Prinz im Reservecorps 12 Grenadier-Bataillons. Zu Ende des Jahres 1810 trat er aus den Reihen der Armee und zog sich auf seine Güter in Böhmen zurück. Im Feldzug des Jahres 1805 gab der Prinz solche Beweise von Tapferkeit, ja seltenster Soldatenbravour, daß ihm, ungeachtet des unglücklichen Ausganges seines in der Kriegsgeschichte denkwürdigen Zuges durch ganz Tirol bis Castelfranco im Venetianischen, das Maria Theresienkreuz verliehen wurde. Der Prinz stand nämlich im gedachten Jahre bei der Armee des Erzherzog Johann. Bald nach der Eröffnung des Feldzuges sah er sich mit seinem kleinen Corps von 4000 Mann von der Armee in Tirol abgeschnitten. Es blieb ihm nun die Wahl zwischen Gefangenschaft und dem kühnen Versuche, sich durchzuschlagen. Am 17. November 1805 stand er mit seiner Truppe in Meran. Die Franzosen waren bereits in Botzen eingerückt. Man forderte ihn schriftlich auf, zu capituliren. Während er auf diese Aufforderung zur Antwort gab, „man solle ihn mit Waffen und Gepäcke zu dem Armeecorps des Erzherzogs Johann abziehen lassen“, entwarf er bereits, der Verweigerung seiner Forderung gewärtig, den Plan zum Angriff von Botzen. Die Thaten des Heldenmuths, welche nun der Prinz vom 18. November bis 24. mit seiner wackeren Truppe auf dem Zuge durch das von dem Feinde bereits besetzte Tirol und venetianische Gebiet verrichtete, wie er den Feind bei Botzen angriff, zurückwarf und ihm große Verluste beibrachte, wie er Bassano überfiel, Castelfranco nahm und dort die beträchtlichen Pulvermagazine des Feindes vernichtete, die Schilderung dieses Zuges gehört der Feder [282] des Kriegshistorikers an. Vor Castelfranco stand er nun einer feindlichen Uebermacht gegenüber, die zu durchbrechen, trotz eines mehrstündigen Gefechtes, in welchem aber der Feind den Vortheil hatte, immer neue Truppen in’s Gefecht ziehen zu können, unmöglich war. Durch die langen Märsche und sonstigen Mängel war die Truppe des Prinzen nahezu erschöpft, er selbst im Gefechte verwundet worden; als er auf die Möglichkeit zu weiterem Widerstande verzichten mußte und bereits Anstalten zum Rückzuge machte, war ihm auch dieser durch Eintreffen neuer feindlicher Truppen von der Seite, wo er den Rückzug antreten wollte, abgeschnitten, und der Prinz mußte, um unnöthiges Blutvergießen zu vermeiden, mit seinem Corps, 3780 Mann und 494 Reiter, vor mehreren feindlichen Brigaden die Waffen strecken. Während des ganzen Zuges durch Tirol und das Venetianische, auf welchem er immer wieder auf feindliche Abtheilung stieß, hatte der Prinz stets an der Spitze der Truppe mit einer Bravour ohne Gleichen gefochten. Trotz des unglücklichen Ausganges dieses Zuges war doch die auf dem Rückzuge begriffene Armee des Erzherzog Karl von den Angriffen Massena’s verschont geblieben, weil eben das Corps des Prinzen die Aufmerksamkeit der Massena’schen Truppen in Anspruch nahm, welche mit ihrem Gros gegen die kleine Abtheilung des Prinzen verwendet wurden. In Würdigung dieses Umstandes und des auf diesem Zuge von dem Prinzen bewiesenen Heldenmuthes wurde ihm in der 71. Promotion (April 1806) das Ritterkreuz des Maria Theresien-Ordens zuerkannt. Mit großer Auszeichnung kämpfte Prinz Ludwig noch im Feldzuge des Jahres 1809, worauf er, wie schon bemerkt, aus den Reihen der activen Arme trat. Prinz Ludwig hatte sich mit Prinzessin Bertha, der Tochter seines Bruders Karl Alois Gabriel, vermält, jedoch war diese Ehe kinderlos geblieben. Nach dem im Jahre 1836 erfolgten Tode seines Bruders wurde Prinz Ludwig Chef des Hauses Rohan. Da er keine Kinder hatte, übergingen seine Titel, sein Name und Wappen auf seinen Neffen Camille Joseph Philipp Idesbald, den Sohn seiner Schwester Maria Louise Theresia [vergleiche die Stammtafel].

Faye (Prosper de la), S. A. S. le prince V. L. M. de Rohan-Guémenée, duc de Bouillon et Montbazon, Feld-marchal-lieutenant au service d’Autriche etc. (Paris 1847, 8°.). – Allgemeine Zeitung (Augsburg, Cotta, 4°.) 1847, Beilage zu Nr. 25 vom 25. Jänner: Nekrolog. – Ost und West. Redigirt von Rud. Glaser (Prag, 4°.) 1846, Nr. 149: Nekrolog – Hirtenfeld (J. Dr.), Der Militär-Maria Theresien-Orden und seine Mitglieder (Wien 1857, Staatsdruckerei, kl. 4°.) S. 803 u. 1745.