BLKÖ:Caldara, Anton
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 2 (1857), ab Seite: 236. (Quelle) | |||
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[WS 1]). In der Composition u. im Generalbaß unterrichtete ihn sein Landsmann Legrenzi. Vom J. 1714–18 war er am Hofe zu Mantua Capellmeister, dann ging er nach Wien, wo Kais. Karl VI. sein Schüler im Generalbaß wurde, u. er bis 1765 als Hof-Vicecapellmeister wirkte. Im J. 1723 dirigirte C. bei der Krönung Kaiser Karl VI. in Prag unter freiem Himmel eine große von Fuchs componirte Oper. Er selbst hatte frühzeitig sich der Composition zugewendet und sowohl für die Bühne, wie auch für die Kirche geschrieben; den Text seiner Opern dichteten theils Apostolo Zeno, theils Metastasio. Es kamen von ihm zur Aufführung die Opern und Oratorien: zu Venedig 1689: „Argene“; – 1703: „Farnace“; – 1707: „Partenope“; – 1707: „Il selvaggio“; – 1708: „Sofonisba“; – 1709 in Bologna: „L’inimico generoso“; – 1714 in Rom: „Tito e Berenice“; – 1716 in Salzburg: „Il Giubilo della Salza“. – Die folgenden wurden sämmtlich zu Wien gegeben: 1717: „La verità dell’ inganno“; – 1718: „Cajo Mario Coriolano“; – „Forza dell’ Amicizia“; – „Ifigenia in Aulide“; – 1719: „Lucio Papirio“; – „Sirita“; – 1720: „Tobia“; – „Assalone“; – 1721: „Naamam“; – 1722: „Nitocri“; – „Scipione nelle Spagne“; – 1723: „Euristeo“; – „Giuseppe“; – 1724: „Andromaca“; – „David“; – „Gianguir“; – 1725: „Semiramide in Ascalona“; – „Venceslao“; – „Griselda“; – „Le profezie d’Isai“; – 1726: „I due Dittatori“; – 1727: „Il Battista“; – „Imeneo Ornospade“; – „Don Chisciotte in corte della Duchessa“; – 1729: „Nabor“; – „Mitridate“; – „Cajo Fabricio“; – 1730: „La passione di Gesu [237] Cristo“ von Metastasio; – 1731: „Danielo Demetrio“; – 1732: „Sedecia“; – 1733: „Demofoonte; – 1734: „Gerusalemme convertita“; – „La Clemenza di Tito“; – „Adriano in Siria“; – „Davide umiliato“; – „L’Olimpiade“; – „Enone“; – „San Pietro in Cesarea“; – 1735: „Gesu presentato al Tempio“; – 1736: „Achille in Sciro“; – „Temistocle“; – „San Elena al Calvario“, Oratorium, in Prag aufgeführt. Außerdem componirte C. viel Kammermusik, Cantaten, Sonaten, Chöre, Messen u. d. m., wovon auch Mehreres gedruckt worden ist. Seine Compositionen, insbesondere aber seine Kirchenmusiken werden von Kennern geschätzt. Seine ersten Arbeiten zeichnen sich durch Einfachheit und Schmucklosigkeit im höchsten Grade aus; er schrieb damals seine meisten Compositionen alla capella, streng contrapunctisch durchgeführt, würdig, u. im Geiste seines Vorbildes Palestrina. Als er später nach Wien kam, sich mit dem Geiste der deutschen Musik vertraut machte, und ihm in seiner Stellung als Hofcapellmeister reiche Instrumentalmittel zu Gebote standen, begannen auch seine Partituren reich figurirt zu werden. Die Kunstkritik urtheilt über C.’s Kirchenmusik folgendermaßen: „Alle seine Kirchencompositionen tragen das Gepräge eines außerordentlichen Genies an sich... Man erkennt aus der besondern Farbengebung, dem leichten Melodienschwunge, der Anwendung der mannigfaltigsten Combinationen, den Verschlingungen canonischer Sätze in allen Stimmen sogleich den ausgezeichneten Charakter dieses Meisters... Vorzüglich beherrscht er in Fugen seinen Satz. Das einfachste Thema gibt ihm hinreichenden Stoff, die Fuge in den verschiedensten sinnreichsten Nachahmungen, Rückungen und harmonischen Gängen durchzuarbeiten. Sein Styl ist kühn und feurig, und besitzt den seltenen Vorzug, den italienischen, fließenden, einschmeichelnden Gesang mit rigoroser deutscher Gründlichkeit zu vereinen. Es müßte wirklich im ganzen weiten Reiche der Tonkunst gar nichts Bleibendes, gar nichts fest Bestehendes mehr geben, es müßte Alles Welle und kein Meer sein, wenn Werke wie diese zu gelten und bewundert zu werden, aufhören sollten“. In der k. Hofbibliothek zu Wien, und in Privatsammlungen daselbst, auch in der Pfarrkirche des heil. Franziscus in Prag an der Prager Brücke, befinden sich viele Compositionen dieses fruchtbaren Tonsetzers im Manuscript. Walthers und Gerbers musikalische Lexiken geben reiche aber nicht vollständige Verzeichnisse seiner Werke.
Caldara, Anton (Compositeur, geb. zu Venedig 1678, gest. ebendaselbst 28. Aug. 1763- Dlabacz (Gottfried Joh.), Allg. hist. Künstler-Lexikon für Böhmen (Prag 1815, Haase) I. Bd. Sp. 259. – Gerber (Ernst Ludwig), Historisch-biographisches Lexikon der Tonkünstler (Leipzig 1812, Kühnel, gr. 8°.) I. Bd. Sp. 235. – Neues hist.-biogr. Lexikon der Tonkünstler (Ebend. 1812, Lex. 8°.) Sp. 602 [nach diesem ist C. zu Wien gestorben]. – Nouvelle Biographie générale ... publiée sous la direction de M. le Dr. Hoffer (Paris 1853) VIII. Bd. Sp. 164. – Fetis, Dictionnaire universelle des Musiciens. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für gebildete Stände (Hildburghausen 1842, Bibl. Inst. Lex. 8°.) VII. Bd. S. 122 [nach diesem ist C. schon 1674 geboren]. – Burney (K.), Tagebuch einer musikalischen Reise durch Frankreich und Italien (Hamburg 1772, 8°.) III. Bd. S. 130.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Nach Andern geboren 1670, gestorben 28. Dezember 1736. Auch in: Thalberg, Sigismund, Band 44, Seite 129.