BLKÖ:Caprara, Johann Baptista

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 2 (1857), ab Seite: 276. (Quelle)
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Caprara, Johann Baptista (Erzbischof von Mailand, geb. zu Bologna 29. Mai 1733, gest. zu Paris 21. Juni 1810). Sein Vater war Franz Graf von Montecuculli, seine Mutter Maria Victoria, letzter Zweig des Hauses Caprara. Der Cardinal trug den Namen der mütterlichen Familie. Er widmete sich dem geistlichen Stande. Im Alter von 25 Jahren schickte ihn Benedict XIV. als Vicelegaten nach Ravenna; im J. 1767 übertrug ihm Clemens XIII. die Nunciatur in Köln. Schon damals hatte sein feines und tactvolles Benehmen ein Schreiben der großen Maria Theresia an den heil. Vater veranlaßt, worin sie ihm für die Wahl dieses Mannes dankte. 1775 schickte ihn Pius VI. als Nuntius nach Luzern, wo er mit weiser Umsicht, trotz der inneren Wirren, das gute Einvernehmen mit dem päpstlichen Stuhle aufrecht erhielt. Als er im J. 1785 als Nuntius nach Wien kam, ward er von dem Monarchen und dem Fürsten Kaunitz mit Auszeichnung aufgenommen. Die Wohlthätigkeit, die er in Wien übte, namentlich in der Vorstadt [277] Wieden, die durch Austreten des Wienflusses großen Schaden gelitten, hat seinen Namen daselbst im liebevollen Andenken erhalten, 1792 wurde er Cardinal und vom Papste in den Staatsrath berufen. 1800 ernannte ihn Pius VI. zum Bischof von Jesi, wo er die von furchtbarer Hungersnoth heimgesuchte Gemeinde mit Oeffnung seiner Kornkammern, und als diese geleert wahren, mit gekauftem Mehl und Getreide unterstützte. Am 4. Sept. 1801 wurde er Legatus a latere bei der französischen Regierung und leitete die schwierigen Verhandlungen bei der Republik mit so viel Tact, daß schon zu Ostern 1802 das erste Concordat zu Stande kam. Aus diesem Anlaß gab er die Schrift „Concordat et receuil des bulles et brefs de N. S. P. le pape Pie VII sur les affaires de l’église de France“ (Paris an X (1802), 8°., mit einem Tableau) heraus. Auch hier wirkte seine gränzenlose Wohlthätigkeit bei verschämten Armen in rührender Weise. Oft schickte er an einzelne, in jenen Zeiten unverschuldet verarmte Familien Summen von mehreren tausend Lire. Am 21. August 1802 auf den erzbischöflichen Stuhl von Mailand berufen, konnte er durch seine wichtige Mission am französischen Hofe verhindert, nur selten in seinem Sprengel erscheinen; aber er gab hehre Zeichen, daß er der Oberhirt der Gemeinde sei, er baute Kirchen und ganze Dörfer und sandte jährlich 40– 50,000 Lire an die Armen Mailands. Er war es, der Napoleon am 23. Mai 1805 zu Mailand zum Könige Italiens salbte. Als er starb, vermachte der edle im Leben hochverehrte, im Tode von Tausend und Tausend innigstbeweinte Kirchenfürst alle seine Güter dem Hospital von Mailand. Daselbst prangt auch in der Gallerie der Wohlthäter dieser großartigen Anstalt sein von Stambucchi in Oel gemaltes Porträt.

Baur (Samuel), Allgem. histor.-biogr.-literarisches Handwörterbuch aller merkwürdigen Personen, die im ersten Jahrzehend des 19. Jahrhund. gestorben sind (Ulm 1816, Stettini, Lex. 8°.) I. Bd. S. 214. – Journal des Curés 1811. – Morgenblatt 1811, Nr. 172. – Notizie storiche sul’ ospitale maggiore di Milano (Mailand s. a. i. [1856], Tamburini, 12°.) S. 14. – Bourgoing, Mémoires de Pie VI.Moniteur 1 brumaire an VIII et 19 germinal an IX. – (Brockhaus) Conversations-Lexikon (10. Auflage) III. Bd. S. 637.