BLKÖ:Casanova, Franz
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 2 (1857), ab Seite: 301. (Quelle) | |||
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Vorigen. Erhielt in Venedig, wohin er sehr jung gekommen, eine sorgfältige Erziehung, und bildete sich namentlich in neueren Sprachen und im Zeichnen aus. Dann ging er nach Florenz, wo er die Historienmalerei von Simonini lernte, darauf nach Paris, wo er sich bald auf Schlachtenmalerei verlegte und darin sich Bourgnignon, in der Landschaftsmalerei aber Wouvermans zum Verbilde nahm. In Paris hatte er Gelegenheit, seine Werke dem Maler Parocel zu zeigen, der dem Künstler namentlich in der Zeichnung der Pferde manchen nützlichen Wink gab. Das Studium vlämischer Meister, deren Hauptwerke er in deutschen Gallerien kennen gelernt, blieb nicht ohne Einfluß auf seine Arbeiten. Von Paris ging Casanova nach Dresden, wo er zahlreiche Beschäftigung erhielt. Von Dresden reiste er nach Wien, wo er seinen bleibenden Aufenthalt nahm und da für die russische Kaiserin die in ihrem Palaste aufgestellten Bilder malte, welche die Siege der Russen über die Türken vorstellten. Von seinen Bildern sind die berühmtesten: „Die Bestürmung von Oczakow“, worin der Künstler alle Schauer des Gräßlichen in einer Weise vereinigte, daß jeder ästhetische Eindruck vernichtet wird; – „Hannibals Uebergang über die Alpen“, im J. 1767 zu London ausgestellt; – „Die Schlacht von Flens“; – „Die Schlacht von Freiburg“, im J. 1771 für die Gallerie im Palast Bourbon im Auftrage des Prinzen Condé gemalt. Sonst bestehen von ihm viele Schlachtbilder, Jagd- und Pferdestücke, Landschaften, militärische Scenen u. d. m. Die Akademie der Malerei in Paris hatte C. zu ihrem Mitgliede erwählt und er hätte daselbst ruhig und geachtet der Kunst leben können, wenn ihn nicht seine Prunksucht in Schulden gestürzt und diese ihn gezwungen hätten, Paris zu verlassen; nach Anderen trieben Diderots scharfe Kritiken seiner Gemälde den Künstler aus der Seinestadt. Was Casanova’s Bilder, namentlich seine Schlachtgemälde betrifft, so vermißt die Kunstkritik in denselben Einheit des Ganzen und bemängelt die Aufopferung jeder idealen Bedeutung der nackten oft gar nicht künstlerischen Wirklichkeit. Bezeichnend erscheint seines Bruders eigenes Urtheil über seine Arbeiten: „Ich selbst“, schreibt Casanova de Seingalt in seinen Memoiren, „habe ihm oft den Pistolen- und Kanonenschuß vorgeworfen, dessen Dampf ihm die letzte Hand an seinen Bildern zu ersparen bestimmt war. Die Turbane seiner Türken glichen mehr Flecken und Klecksen als einem bestimmten Gegenstande, die Köpfe seiner [302] Rosse malte er eigensinnig klein und kurz und zwar aus Grundsatz, weil seine Pferdepuppe so gebildet war.“ Bezeichnend für sein Selbstbewußtsein als Künstler ist seine Bemerkung, als er eines Tages bei dem Fürsten Kaunitz speiste, und während der Mahlzeit von Rubens und seinem diplomatischen Talent die Rede war. Einer der Gäste ließ die Phrase fallen: „Wahrhaftig Rubens war ein Diplomat, der zu seinem Vergnügen malte“; – „O nein,“ fiel C. dem Sprecher in’s Wort: „er war vielmehr ein Maler, der zu seinem Vergnügen den Diplomaten spielte“ – C. führte auch die Radirnadel und in Sammlungen trifft man mehrere von ihm radirte Blätter; einige seiner Gemälde sind aber von Anderen geätzt worden, darunter sein Bild: „die Bestürmung von Oczakow“, welches der geniale Adam v. Bartsch ausführte. Unter seinen Schülern nennt man Loutherborough, Meyer, Norblin u. A.
Casanova, Franz (Maler, geb. zu London 1727, gest. in der Brühl bei Mödling nächst Wien 8. Juli 1805). Bruder des- Heinecken, Dictionn. des Artistes. – Le Bas, Dictionn. encyclop. de la France. – Blanc (Ch. de), Histoire des Peintres. – Fiorillo III. Bd. S. 354. V. Bd. S. 696. – Nagler (G. K. Dr.), Neues allgem. Künstler-Lexikon (München 1835 u. f., 8°.), II. Bd. S. 414. – Müller (Fr. Prof.), Die Künstler aller Zeiten u. Völker. Nach den neuesten Quellen bearbeitet (Stuttgart 1857, Ebner u. Seubert, Lex. 8°.) I. Bd. S. 295 [gibt seine Geburt an zwischen 1727–1734, seinen Tod 1807]. – Allg. Encyklopädie der Wissenschaften und Künste. Herausgeg. vonJ. S. Ersch und J. G. Gruber (Leipzig 1822, Gleditsch, 4°.) I. Section, 21. Bd. S. 103. – Meusel (J. G.), Künstler Lexikon (1808) II. Bd. S. 172. III. Bd. S. 189. – (Brockhaus) Conversations-Lexikon (10. Auflage) III. Bd. S. 689. – Gräffer (Franz), Kleine Wiener Memoiren (Wien 1845, Fr. Beck, 8°.) II. Thl. S. 196: „Bei Casanova dem Maler“ (erzählt ein Zusammentreffen Gräffers mit dem Künstler. Dabei eine Copie des: „Le diner du peintre Casanova“. (Lithogr. von Fischer, gedruckt bei J. Rauh, kl. qu. 8°.) Casanova selbst steht vor einer Wurstbraterin und schmaust. Rings um das Weib liegen Gemälde, die zu verkaufen sind. Das Bild befand sich in Gräffers eigenem Besitz]. – Gräffer (Franz), Wiener Dosenstücke (Wien 1846, Mörschners Witwe, 8°.) I. Bd. S. 46: „Auf dem Platzel“ [die Geschichte der Entstehung des früher angeführten Bildes]. – Oestr. National-Encyklopädie (von Gräffer u. Czikann), (Wien 1835, 6 Bde.) I. Bd. S. 480.