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BLKÖ:Colloredo-Mansfeld, Franz de Paula Gundaccar I. Fürst von

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 2 (1857), ab Seite: 422. (Quelle)
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Colloredo-Mansfeld, Franz de Paula Gundaccar I. Fürst von (Staatsmann und Ritter des goldenen Vließes, geb. 28. Mai 1731, gest. zu Wien 27. Oct. 1807). Der älteste Sohn des Fürsten Rudolph Joseph. Der Erste auf den, nach dem Rechte der Erstgeburt, die Fürstenwürde überging. Bruder des Hieronymus I. (siehe diesen), Joseph Maria (siehe diesen) und Wenzel (siehe diesen). Wurde für die diplomatische Laufbahn erzogen und zeichnete sich frühzeitig durch eine glückliche Eignung zu Geschäften aus. Kaiser Franz I. hatte ihn zum k. Reichshofrathe ernannt und ihm bei den Wahlgeschäften geistl. Reichsfürsten verschiedene Aufträge gegeben. 1760 überbrachte er die Nachricht von dem Beilager des Erzh. nachherigen Kaiser Joseph II. mit der Infantin von Parma an den königlich französ. Hof nach Paris, im J. 1764 die Wahl Josephs II. zum römisch-deutschen Kaiser an die Kaiserin Maria Theresia. Von 1767–1770 war er k. k. Botschafter am spanischen Hofe. Zurückgekehrt stand er als erster kaiserl. Commissär der damaligen Visitation des kais. und Reichskammergerichtes zu Wetzlar bis zu deren Beendigung vor. Am 1. Nov. 1788 folgte er seinem Vater im Besitze der Herrschaften in Böhmen und Oesterreich, 23. Dec. 1788 in der Würde eines Reichs-Vicekanzlers, welche er bis zum 6. August 1806 dem Tage der erfolgten Niederlegung der kaiserl. deutschen Reichsregierung, bekleidete. Der Fürst hatte sich mit Maria Isabella Anna Ludomilla, Reichsgräfin von Mansfeld, welcher nach ihres Halbbruders, des letzten Fürsten von Mansfeld, Tode, die bedeutende Herrschaft Dobrzisch und das Gut Nessel, beide in Böhmen, zufielen, am 6. Februar 1771 vermält und seinem Namen den seiner Gemalin beigefügt. Der Fürst hat sich in seinen verschiedenen Berufsperioden unter vier Kaisern große Verdienste um Thron und Staat gesammelt, hat Künste und Wissenschaften geschützt, ermuntert und namentlich bei den Versammlungen der niederösterr. Stände seinen Einfluß in Rath und That stets geltend gemacht.

Ersch (J. S.) und Gruber (J. G.), Allg. Encyklopädie der Wissenschaften und Künste (Leipzig 1822, Gleditsch, 4°.) I. Section, 18. Bd. S. 288. – Baur (Samuel), Allgemeines historisch-biographisch-literarisches Handwörterbuch aller merkwürdigen Personen, die im ersten Jahrzehend des 19. Jahrhund. gestorben sind (Ulm 1816, Stettini, Lex. 8°.) I. Bd. Sp. 263 [gibt irrig den 27. October 1787 als seinen Todestag an]. – Schlosser (F. C.), Geschichte des achtzehnten Jahrhunderts und des neunzehnten, 2. Aufl. (Heidelberg 1844 u. f., Mohr) II. Bd. S. 224, 228, 292 Anmerkung.