BLKÖ:Furlanetto, Bonaventura

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Furietti, Alessandro
Band: 5 (1859), ab Seite: 36. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
Bonaventura Furlanetto in der Wikipedia
Bonaventura Furlanetto in Wikidata
GND-Eintrag: 173044700, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Furlanetto, Bonaventura|5|36|}}

Furlanetto, Bonaventura, genannt Musin (Compositeur, geb. zu Venedig 27. Mai 1738, gest. 6. April 1817). Woher er den Beinamen Musin erhielt, ist nicht bekannt. Zeigte früh große Anlage zur Musik, worin er seinen Oheim Nikolaus Fromenti, einen guten Orgelspieler, und im Generalbaß den Geistlichen G. Bolla zum Lehrer hatte, im Uebrigen aber sich zum größeren Theile selbst ausbildete. Zugleich besuchte er das Collegium der Jesuiten in Venedig und nach vollendeten philosophischen Studien begann er die Theologie. Da er unter Einem Unterricht in Musik ertheilte und selbst als Musikus einen Namen sich gemacht hatte, verweigerte ihm der Patriarch von Venedig Joh. Bragadino beharrlich die heiligen Weihen, bis er eines Tages bei einer kirchlichen Feier von der Weihe der Musik ergriffen nach dem Compositeur fragte und ihm Furlanetto als solcher genannt wurde. Der strenge Prälat nahm nun keinen Anstand mehr, dem Alumnen, der so erhabene Musik schrieb, die heil. Weihe zu ertheilen. Im Alter von 30 Jahren erhielt er die Capellmeisterstelle am Conservatorium di S. Maria della Pietà und bald darauf, als Bertoni nach London reiste, provisorisch die Stelle des Organisten an der herzoglichen Capelle von San Markus. Später (1797) wurde er Vice-Capellmeister derselben, und als Bertoni starb, Capellmeister, welchen Posten er bis an seinen Tod – der im Alter von 79 Jahren erfolgte – bekleidete. Groß ist die Zahl der Arbeiten, welche F. im Zeitraume beinahe eines halben Jahrhunderts componirt hat. Sein erstes Oratorium aus dem Jahre 1768 ist: „Joseph prorex Aegypti“; dann schrieb er noch mehrere, darunter die berühmtesten sind: „Moyse in Nilo“; – „Il Tobia“; – „La Caduta delle mura di Gerico“; – „De filio prodigo“; – „Gedeon“; – „Il voto di Jephte“, – La sposa de sacri cantici“; ferner das „Te Deum“ für die Markuskirche; – die Cantate von Metastasio „Galatea“; – „Il trionfo di S. Giovanni Nepomuceno“ (1767). Zwei Miserere – ein „Laudate pueri“, 3stimmig, mit einer für Dragonetti geschriebenen obligaten Contrebaßpartie, viele Psalmen u. a. Auch als Lehrer entwickelte F. eine segensreiche Wirksamkeit, schrieb den „Trattato di contrapunto“, der nur in Abschriften verbreitet ist, bildete eine namhafte Anzahl Schüler, darunter den Opern-Compositeur Joh. Paccini, den Tenor und Componisten Hermagoras [37] Fabio, den Flötisten Aug. Scapolo, den Kirchen-Componisten Johann Baptist Botti und den Ab. Antonio Rota. F. ist groß als kirchlicher Componist, Meister im Contrapunkt und in der Fuge. Sein Ruf war unter den Musikern Europas verbreitet; mit mehreren anderen Compositionen erbat sich Kaiser Leopold II. auch die Oratorien von Furlanetto, und im Verzeichniß der Kunstwerke, welche 1797 die Franzosen von Venedig forderten, befanden sich auch F.’s Messen und Oratorien. Seine Original-Compositionen hat Ant. Rota emsig gesammelt, diese Schätze der Kirchenmusik sorgfältig aufbewahrend.

Caffi (Franc.), Della vita e del Comporre di B. Furlanetto detto Musin (Venedig 1820, Picotti, 8°.). – Desselben Storia della Musica sacra nella già Capella ducale di San Marco in Venezia dal 1318–1797 (Venedig 1855, Antonelli, gr. 8°.) II. Bd. S. 139–175 [über das Leben und Werke des Bonaventura Furlanetto]. – [Gamba, Bartolommeo] Galleria dei Letterati ed Artisti illustri delle Provincie Veneziane nel secolo XVIII (Venedig 1824, 8°.). –Dandolo (Girolamo), La caduta della repubblica di Venezia ed i suoi ultimi cinquant’ anni. Studii storici (Venedig 1856, Naratovich, 8°.) S. 246. – Neues Universal-Lexikon der Tonkunst (begonnen von Schladebach und fortgesetzt) von Ed. Bernsdorf (Dresden 1857, Schäfer, 8°.) II. Bd. S. 71. – Gerber (Ernst Ludwig), Histor.-biograph. Lexikon der Tonkünstler (Leipzig 1790, Breitkopf, gr. 8°.) I. Bd. Sp. 464 [erscheint daselbst irrig als Furnaletti]. – Porträte. 1) Ovalbild, gestochen in Venedig ohne Namen des Zeichners, Stechers und Ortes (um 1854). – 2) Im Umrisse in Gamba’s „Galleria dei Letterati ed Artisti illustri delle Provincie Veneziane.“