BLKÖ:Galaš, Joseph Hermann Agapit

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Gál, Joseph
Band: 5 (1859), ab Seite: 60. (Quelle)
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Galaš, Joseph Hermann Agapit (Humanist und Schriftsteller, geb. zu Weißkirchen in Mähren 4. April 1756, gest. ebenda 15. Februar 1840). Sein Barer Franz war Holzschnitzer, der mehrere Arbeiten für die Kirchen der Umgebung lieferte. In Folge einer Nachlässigkeit der Dienstmagd erhielt Joseph so lebensgefährliche Brandwunden, daß die Mutter gelobte, ihn, wenn er mit dem Leben davonkäme, der Kirche zu weihen. 1768 besuchte G. die lateinischen Schulen in Leipnik; seine Absicht, sich der Malerei zu widmen, scheiterte an der Unbeugsamkeit der Eltern, und nun ging er nach Olmütz, um die Theologie zu hören. Aber er fühlte keinen Beruf für den geistlichen Stand in sich, erarbeitete sich durch Malen ein Reisegeld nach Wien, wo er am 28. Oct. 1778 ankam, sich durch Zimmermalen ernährte und anfing, die Chirurgie zu studiren. Die Uebersetzung eines ärztlichen Lehrbuches aus dem Lateinischen in’s Deutsche, nach welchem Prof. Hunčowský Vorlesungen hielt, bahnte ihm den Weg. 1783 trat G. in Dienste des Regimentswundarztes Val. Göpfert in Korneuburg; kam 1785 in Folge seiner literarischen ärztlichen Arbeiten zum Regimente Preis als Arzt und 1788 als Oberarzt zum Generalstab der Hauptarmee nach Ungarn, wo er seiner Offenheit und Biederkeit wegen von Kaiser Joseph II. mit der Aufsicht aller Feldspitäler beauftragt wurde und ihm seine Geradheit und Aufrichtigkeit viele Feinde machte. 13. Mai 1789 wurde er Oberarzt bei der Monturs-Oekonomie zu Jaroslaw. Der Gefahr zu erblinden, entging er durch Kunst der Aerzte, mußte aber den Dienst lassen und sich in den Ruhestand zurückziehen, den er in seiner Vaterstadt genoß. Dort war er ein wahrer Freund seiner Mitmenschen, half ihnen in Krankheiten, malte, lehrte die Kinder malen, und füllte die Mußestunden mit literarischen Arbeiten aus. In seinen Idyllen schildert er in Geßners Manier das ländliche Leben. Sein Freund und Mitschüler Thom. Frytschay (s. d. IV. Bd. S. 388) gab 1813 dessen Poesien unter dem Titel: „Muza Morawská“, d. i. Die mährische Muse, in 5 Theilen, heraus. [Ebert; Bibl. Lex. I. Bd. Nr. 8102 nennt G. „den trefflichsten Volksdichter der Slaven des böhmischen Dialectes.“]. Aber nicht allein durch seine Schriften, sondern auch durch Wohlthaten erwarb er sich ein bleibendes Andenken. Im J. 1811 errichtete er in seiner Vaterstadt eine Pfarrbibliothek von mehr denn 1000 Bänden, zu der jeder Lesefreund Zutritt hat. Auf seine Anregung entstand daselbst eine Stiftung, von der jedes arme ehrbare Mädchen eine Aussteuer erhält. Sein Haus in Weißkirchen wurde seinem letzten Willen gemäß in ein Krankenhaus umgewandelt. Er starb im Alter von 84 J. Außer der oben benannten Schrift erschien noch von ihm: „Geschichte der Stadt Weisskirchen“ (Olmütz 1836); – „Collectanea ad historiam patriae illustrandam. Fasc. I continens professionem fratrum Valdensium [61] ad regem Vladislaum Jagellonium missam et epistolas binas Augustini Kaesebrodt ad eundem Regem contra eosdem“; – „Der Berg Rádhosst und die darauf wohnenden Walachen, wahre Arkadier Mährens“; – „Topographisch-medicinische Beschreibung des Teplitzer Bades bei Weisskirchen“: – „Verzeichniss der Ueberreste ehemaliger Ritterburgen in Mähren“; – „Memoriale transperegrinalium et hospitantium Hranicii imperatorum. regum et principum ab anno 1323 usque ad annum 1823“; – „Sammlung aller Diplome and Privilegien, Weisskirchen betreffend“; – „Ehrendenkmal der verdienstvollen Weisskirchner“; – „Sammlung verschiedener Notizen, das Judenthum betreffend“, 4 Hefte; Druckort und Jahr der obenangeführten Schriften ist dem Herausgeber aufzufinden nicht möglich gewesen: – ferner mehrere Aufsätze in Zeitschriften. Die Pfarrbibliothek seiner Vaterstadt, wie auch der hochw. J. Fiala in Chorin (preraner Kreis) besitzen noch viele Handschriften von G. in deutscher, böhmischer und lateinischer Sprache.

Galaš erscheint auch hie und da als Gallasch. – Moravan. Kalender auf das J. 1856. Redacteur Beneš Meth. Kulda (Brünn, 8°.) S. 36 [mit Angabe von 58 Druckschriften von G. ]. – Moravia (Brünner Zeitschrift, 4°.) 1839, Nr. 147 [enthält Biographisches von G.].[BN 1]Denkmal. Die Dankbarkeit der Einwohner von Weißkirchen hat G. ein Denkmal mit folgender Inschrift setzen lassen: Kdožby mužem tím se nehonosil, | Který vlasť svou v srdci zbožném nosil? | Moravané! On co činil, čiňte, | K Církvi své a ku vlasti se viňte! (d. i. Wer würde sich nicht dieses Mannes rühmen, | Der sein Vaterland im Herzen trug? | Mährer! was er that, sucht nachzuahmen, | Für Kirch’ und Heimat thut ihr nie genug!)

Berichtigungen und Nachträge

  1. E Galaš, Joseph Hermann Agapit [s. d. Bd. V, S. 60].
    Moravska Orlice, d. i. Der mährische Adler (ein in čechischer Sprache erscheinendes politisches Journal) 1864, Nr. 253–256, im Feuilleton: „Josef H. A. Galaš“ [eine größere Lebensskizze]. – Porträt. Dasselbe, von Dr. P. Ruprecht Přecechtěl herausgegeben, bildet das sechste Blatt in dem Bilderwerke: „Bildnisse čechisch-slavischer Koryphäen“. [Band 14, S. 456]