BLKÖ:Gentz, Joseph

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 14 (1865), ab Seite: 456. (Quelle)
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Gentz, Joseph[WS 1] (publicistischer Schriftsteller, geb. zu Wien am 4. October 1805). Ein Sohn des berühmten Publicisten Friedrich von Gentz, dessen Lebensskizze im V. Bande dieses Lexikons, S. 136, mitgetheilt wurde. Mittlerweile ist die Literatur über den berühmten Publicisten durch einige selbstständig herausgegebene Schriften, dann durch mehrere in Journalen abgedruckte Briefe desselben vermehrt worden. Erstere sind: die von Dr. Schönborn veröffentlichte Schrift „Friedrich von Gentz’ Briefe an Christian Garve. 1789 bis 1798“ (Breslau 1857, Joseph Max u. Comp., kl. 8°.) und die aus Varnhagen’s Nachlaß herausgegebenen „Tagebücher von Friedrich von Gentz“ (Leipzig 1861, Brockhaus, gr. 8°.), anläßlich deren Gentzen’s Sohn Joseph[WS 2] ein paar interessante Flugschriften veröffentlichte [siehe weiter unten]. Von den Briefen aber sind einer in der Wiener Zeitung, Jahrg. 1859, Nr. 260, S. 4387, ein zweiter im Wiener [457] Wochenboten 1862, Nr. 1, ein dritter in der Kölnischen Zeitung 1862, Nr. 230 im Feuilleton, und drei Briefe über die österreichischen Finanzoperationen im Jahre 1810 in dem zu Olmütz erschienenen Oesterreichischen Correspondenten 1848, Nr. 35 u. f., abgedruckt. Ueber andere Briefe Friedrich’s von G., die er in seiner früheren Zeit mit Friederike Brickeberg, gebornen Koch, einer Schauspielerin des Berliner Hoftheaters unter der Direction des Grafen Brühl, gewechselt, gibt der von Holtei herausgegebene Briefwechsel Ludwig Tieck’s[WS 3] Nachricht. [Vergleiche darüber den Brief von Dr. Max Ring im Feuilleton der (Wiener) Neuen freien Presse 1864, Nr. 36.] Noch sei hier bemerkt, daß im Jänner des Jahres 1860 im österreichischen Kunstverein ein ihn vorstellendes authentisches Bildniß, gemalt von dem englischen Maler Thomas Lawrence, ausgestellt gewesen. – Gentzens Sohn Joseph[WS 2] besuchte die Schulen in Wien, betrat nach an der Wiener Hochschule zurückgelegten Rechtsstudien die Beamtenlaufbahn und bekleidet zur Stunde die Stelle eines Rathes im k. k. Polizeiministerium, in welchem er mit der selbstständigen Leitung des Bücher-Revisionsamtes – in sofern ein solches für die aus dem Auslande einlangenden Werke und Zeitschriften noch besteht – betraut ist. Durch eine vieljährige und gewissenhafte Beobachtung der literarischen Erscheinungen und der fühlbaren Pulsschläge des politischen Lebens wurde er fast unwillkürlich auf das literarische und publicistische Gebiet gelenkt und schrieb seit Jahren – aber immer ohne Namen – über Literatur in den größeren politischen Blättern der Residenz, als in der Oesterreichischen Zeitung, Ostdeutschen Post, im Wanderer, in der Presse; außerdem veröffentlichte er bei besonders merkwürdigen Gelegenheiten, in welchen entweder ein Werk oder sonst ein Zeitereigniß sich als signatura temporis herausstellte, selbstständige Flugschriften, auch meist ohne oder mit angenommenem Namen, die aber ein nicht gewöhnliches Aufsehen erregten. Diese Letzteren sind: „Briefe über Gutzkow’s Zauberer von Rom“ (Prag 1859, Bellmann, 8°.), diese Schrift, über welche Gutzkow wenig erbaut gewesen sein mochte, erschien unter dem Pseudonym Alexander Alt, im Gegensatze zu den von Alexander Jung herausgegebenen Briefen über Gutzkow’s Ritter vom Geiste; – „Ermanne dich, Oesterreich! Offener Brief an Kaiser und Volk. Geschrieben in Wien Mitte December 1860“ (zweite unveränderte Auflage, Leipzig 1860, W. Engelmann, 8°.), von dieser Schrift, deren Erscheinen in der Geschichte des österreichischen Buchhandels so zu sagen ein Ereigniß bildet, wurden binnen wenigen Wochen 26.000 Exemplare verkauft; – „Friedrich Gentz und die heutige Politik“ (Wien 1861, Klemm); – „Ueber die Tagebücher von Friedrich Gentz und gegen Varnhagen’s Nachwort“ (ebd. 1861), diese letztere Schrift ist ein Nachtrag zu der vorgenannten und sind beide von Gentz mit der vollen Nennung seines Namens und gleichsam zur Ehrenrettung seines Vaters ausgegeben worden; – „Ein deutsches Wort an Ungarn. Geschrieben in Wien Mitte Jänner 1861“ (Leipzig 1861, W. Engelmann); – „Gesammt-Petition der Völker Oesterreichs an Se. Majestät den Kaiser. Geschrieben Ende Jänner 1861“ (ebd. 1861); – „Die Presse in Oesterreich. Freie Gedanken in halbfreier Zeit“ (Wien 1862, Klemm). Aus allen diesen Schriften spricht ein [458] mannhafter Geist, hohe Gesinnung, und das ganze Selbstbewußtsein eines Großösterreichers vom reinsten Wasser.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Gentz, Jacob von.
  2. a b Vorlage: Jacob.
  3. Vorlage: Ludwick Tieck’s.