BLKÖ:Guadányi, Joseph Graf

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Guaita, Carlo de
Band: 6 (1860), ab Seite: 2. (Quelle)
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Guadányi, Joseph Graf (Schriftsteller, geb. zu Rudabánya im Borsoder Comitate 16. Oct. 1725, gest. zu Skalitz 21. Dec. 1801). Entstammt einer vornehmen Familie und ist ein Enkel des Marquis Alexander di Guadagni, der als kaiserl. General unter Leopold I. in den Grafenstand erhoben wurde. Die unteren Schulen besuchte er zu Erlau, den philosophischen Curs hörte er in Tyrnau, wo er auch das Baccalaureat erhielt. 19 Jahre alt, trat er in das Infanterie-Regiment Szirmay als Fahnenjunker und focht mit demselben gegen die Preußen in Schlesien, gegen die Franzosen und Spanier in Böhmen und Italien. 1747, als die ungarischen Truppen die Provence besetzten, wurde G. von den Franzosen gefangen, nach Toulon gebracht, aber schon einen Monat später ausgelöst. Beim Rückzuge der Armee wurde er bei Gelegenheit der Einnahme der Var-Brücke verwundet. Nach seiner Herstellung kam er in’s Lager bei Genua und rückte zum Hauptmann vor. 1752 trat er zur Cavallerie über, machte den siebenjährigen Krieg mit und war bis 1773 General geworden. 1783 trat er als General der Cavallerie in den Ruhestand und lebte auf seiner Besitzung zu Skalitz der Ruhe und den Wissenschaften. In diese Zeit, also bereits in’s vorgerückte Alter, fallen seine schriftstellerischen Arbeiten. Außer seiner Weltgeschichte: „A Világnak közönséges Historiája“ (Ott 1796–98), deren Vollendung sein Tod unterbrach, und welche Johann Kis fortsetzte, gab er mehrere poetische Werke heraus, von denen mehrere zu seiner Zeit ihm einen großen Ruf bereiteten, u. z. „Egy Falusi Notáriusnak Budai Utazása“, [3] d. i. Reise eines Dorfnotars nach Ofen (Preßburg 1790, neue Ausg. 1807, 1822). – „A mostan folyó országgyülésének satyrico-critice való leirása“, d. i. satyrisch-kritische Beschreibung des Ofner Reichstages (Leipzig [Preßburg] 1791), welches witzvolle Gedicht außerordentliche Sensation erregte. – „Peleskei Notárius Pokolbamenetéle“, d. i. Höllenfahrt eines Dorfnotars (Basel 1792). – „Falusi Notáriusnak Elmélkedései, betegsége, halála es testamentoma“, d. i. Betrachtungen, Krankheit, Tod und Testament eines Dorfnotars (Preßburg 1796, neue Ausg. 1822). – „Rontó Pálnak ... es gr. Benyovsky Móricnak ... történeteik ...“, d. i. Geschichte des Paul Rontó und Grafen Moriz Benyowsky (Preßburg 1793, neue Ausg. 1816). Der ungarische Literatur-Historiker Franz Toldy sagt über G.: „Guadányi, ein Schüler der Franzosen, ist der erste unter den ungarischen Dichtern, der komische Gegenstände vorführt. Die Ofner Reise, der Tod und die Höllenfahrt eines Dorfnotars sind Schriften, die zu ihrer Zeit große Wirkung hervorbrachten und sich bis jetzt noch (1828) in den Händen Vieler erhalten haben. Er ist erfindungsreich und recht komisch, meist aber, besonders in seiner Beschreibung des Ofner Reichstages von 1790, satyrisch. Streng züchtigt er die Lächerlichkeiten und Sünden seines Zeitalters; bis zur Erbitterung, die Sucht Fremdem zu huldigen und die Selbstentäußerung der Nationalität. Es mangelt ihm aber an der Feinheit und dem Witz der Franzosen; und oft wird er, besonders in seinen, der niedern Volksclasse so beliebten Abenteuern des Grafen Moriz Benyowsky und seines treuen Gefährten Paul Rontó, breit, ja wässerig. Seine Sprache ist uncorrect, unedel; sein Vers ohne Wohlklang. Er bediente sich einer der Letzten, der zrinyi’schen Stanze; im Benyowsky, den Episteln u. s. w., der von Bessenyei eingeführten Form.“ Graf Guadányi war zweimal vermält, zuerst 1752, zum andern Mal 1783. Heiter im Leben und gesellig, bewies er eine unermüdete Thätigkeit. Er hatte das 60. Lebensjahr überschritten, als er das Gebiet der Literatur zum ersten Male (1787) betrat. Er starb nach kurzer Krankheit im Alter von 76 Jahren.

Toldy (Ferencz), A Magyar költézet kézikönyve a Mohácsi vésztől a legújabb időig (Pesth 1855, Heckenast, gr. 8°.) Bd. I, S. 555 [nach diesem gest. 21. Dez. 1801]. – Toldy (Franz), Handbuch der ungar. Poesie. In Verbindung mit Julius Fenyéry herausg. von – – (Pesth u. Wien 1828, Kilian u. Gerold, gr. 8°.) Bd. I, S. XLVIII, S. 254 [nach diesem gest. 21. Dec. 1801]. – Magyar irók arcképei és életrajzai. Első gyüjtemény 40 arczképpel (Pesth 1858, Heckenast, kl. 4°.) Nr. XXVI, S. 109 [nach diesem gest. 1. Dec. 1801, daselbst sein Porträt]. – Magyar irók. Életrajz-gyüjtemény. Gyüjték Ferenczy Jakab és Danielik József, d. i. Ungarische Schriftsteller. Sammlung von Lebensbeschreibungen. Von Jakob Ferenczy und Joseph Danielik (Pesth 1856, Gustav Emich) S. 170 [nach diesem gest. 1. Dez. 1801]. – Vasárnapi ujság (Pesth, 4°.) 1857, Nr. 36 (vom 6. Sept.) [mit Porträt im Holzschnitt]. – Barótí, Költ munkái (Komorn 1802, 8°.) Vierte Auflage, 2. Bd. S. 47. – Mindszenti, Im 3. Bande seines historischen Lexikons. – Oesterr. Militär-Konversations-Lexikon (Wien, in Kommission bei Karl Gerold, gr. 8°.) Bd. II, S. 809 [erscheint daselbst mit der italienischen Schreibart: Guadagni von Vogh]. – Oesterr. National-Encyklopädie, herausg. von Czikann und Gräffer (Wien 1835, 8°.) Bd. II, S. 436 [nach diesem gest. 21. Dez. 1801]. – Porträt. Außer den bereits angeführten befindet sich eines vor dem ersten Bande seiner Weltgeschichte.