BLKÖ:Hackländer, Friedrich Wilhelm

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Hacquet, Belsazer
Band: 7 (1861), ab Seite: 162. (Quelle)
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Hackländer, Friedrich Wilhelm (Dichter und Schriftsteller, geb. zu Burtscheid bei Aachen 1. November 1816). Obgleich nicht im Kaiserstaate geboren und auch nicht in demselben seßhaft, so weisen ihn doch seine literarischen Erfolge, und die Vertrauungsstellung während der zwei italienischen Feldzüge 1848/49 und 1859, welche ihn in nähere Beziehung zu uns bringen, einen Platz in diesem Lexikon an. Von mittellosen Eltern geboren, ist Hackländer ganz Autodidact. Seine Absicht, sich dem Kaufmannsstande zu widmen, scheiterte an dem Unglücke seiner Dienstherren, deren zwei oder drei nach einander liquidirten. So geschah es denn, daß H. unter die Schriftsteller gerieth und auf dieser Bahn lächelte ihm das Glück. Seine ersten Arbeiten gefielen, lenkten die Aufmerksamkeit des Barons von Taubenheim, Ober-Stallmeisters des Königs von Württemberg, auf ihn, der den jungen Mann als Begleiter auf seiner Reise in den Orient mitnahm. In Mailand mit dem Grafen Gustav Neipperg bekannt geworden, gelang es ihm durch dessen Vermittelung eine schöne Stellung mit dem Titel eines Hofrathes bei dem Kronprinzen von Württemberg zu erlangen. Anfeindungen, die, wie es heißt, dem Ausländer galten, nöthigten ihn 1848 den Posten aufzugeben, doch behielt er Rang und Gehalt. Im folgenden ereignißvollen Jahre 1849 finden wir den durch seine erzählenden Schriften, namentlich aber durch seine „Bilder aus dem Soldatenleben im Frieden“ (bereits in 5 Auflagen erschienen) auch in der österreichischen Armee bekannt und beliebt gewordenen Schriftsteller im Hauptquartiere des Feldmarschalls Radetzky. In unmittelbarer Nähe des Feldmarschalls wohnte er dem ganzen Feldzuge gegen Piemont bei und die Erlebnisse jener bewegten Tage erschienen aus seiner Feder in der „Allgemeinen Zeitung“, dann aber in den „Bildern aus dem Soldatenleben im Kriege“ (bereits in 4 Auflagen ausgegeben), die ein gelungenes Seitenstück zu seinen obenerwähnten Friedensbildern sind. Nach dem piemontesischen Feldzuge war H. im Hauptquartiere des Prinzen von Preußen zur Zeit der badenschen Occupation Zeuge der Einnahme von Rastatt. Die Zeit von 1849 bis 1859 war literarischen Arbeiten, die seinen Namen immer bekannter und [163] vornehmlich in der fashionablen Welt beliebt machten, und einer Reise nach Spanien, welche er in frischer lebendiger Weise erzählte, gewidmet. Auch fällt in diese Zeit seine Bewerbung um den von der Wiener Hofbühne ausgeschriebenen Preis für das beste deutsche Lustspiel. Die verspätete Einsendung des Stückes, nach Schluß des Termins, brachte H. um den Preis, den sein treffliches Lustspiel, „Der geheime Agent“, vor allen anderen Bewerbern verdiente. Zu Anfang des Jahres 1859 begab sich Hackländer auf besondere Einladung Sr. Majestät des Kaisers Franz Joseph, der ihn auch mehrere Monate früher zu Radetzky’s Leichenfeier eigens nach Wien berufen hatte, wieder in das italienische Hauptquartier nach Verona, um wie 1848 eine Beschreibung des Feldzuges zu liefern. Nach kurzem Aufenthalte in Italien ist er gleichzeitig mit dem Münchener Schlachtenmaler Adam nach Deutschland zurückgekehrt. Eine Beschreibung dieses Feldzuges hat H. aus leichtbegreiflichen Gründen herauszugeben unterlassen, obgleich er zunächst geeignet wäre, die traurigen Erfolge strategischer Kurzsichtigkeit mit einem der Führung eines Hannibal und Napoleon würdigen Heere, zu erklären. Seinem ersten Lustspiele folgte bald ein zweites, „Die magnetischen Kuren“, auch zuerst auf der Wiener Hofbühne gegeben und dem „Geheimen Agenten“ sich würdig an die Seite stellend. Im Jahre 1858 übernahm H. die Leitung der von der thätigen Verlagshandlung Hallberger in Stuttgart begründeten illustrirten Zeitschrift „Ueber Land und Meer“, wodurch der Weber’schen „Illustrirten Zeitung“ ein um so mächtigerer Rival erwuchs, als diese mit Heinze (gest. 1859) einen umsichtigen und noch nicht ersetzten Redacteur en chef verlor. H. lebt jetzt als Bau- und Gartendirector des Königs von Württemberg angestellt in Stuttgart. Seit 1849 ist er mit Karoline Opitz, aus dem Geschlechte des alten schlesischen Sängers, Martin Opitz von Boberfeld, vermält. Eine vollständige Uebersicht seiner zahlreichen Schriften, welche ihm als Hauptvertreter des von England nach Deutschland übersiedelten humoristischen Sittenromans den Ehrentitel des „Deutschen Boz“ erwarben, geben Kayser’s und Kirchhoff’s Bücherkataloge, wie auch die in den Quellen angeführten Werke.

Ergänzungs-Conversations-Lexikon Herausg. von D. Steger (Leipzig u. Meissen, gr. 8°.) Bd. IX, S. 252. – Männer der Zeit. Biographisches Lexikon der Gegenwart (Leipzig 1860, Carl B. Lorck, 4°.) I. Serie, S. 747. – (Hamburger) Jahreszeiten 1857, Nr. vom 20. Mai: „F. W. Hackländer und seine Art, Feuilleton-Romane zu veröffentlichen“. – Wiener Conversationsblatt (Theater-Zeitung) von Ad. Bäuerle (Wien, 4°.) 1855, S. 1175. – Oesterreichische Zeitung (Wien, Fol.) 1857, Nr. 111: „Hackländer bei Radetzky“. – Brockhaus’ Conversations-Lexikon. 10. Auflage, Bd. VII, S. 353. – Pierer’s Universal-Lexikon der Vergangenheit und Gegenwart (Altenburg, H. A. Pierer, gr. 8°.) Vierte umgearbeitete und stark vermehrte Auflage, Bd. VII, S. 833. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, Bibliogr. Institut, gr. 8°.) Suppl. Bd. III, S. 1247. – Nouvelle Biographie générale ... publieé sous la direction de M. le Dr. Hoefer (Paris, F. Didot, 8°.) Tome XXIII, Sp. 33. – Porträte. 1) C. Curtz del., C. Deis sc. (4°.); – 2) C. Grimmer lithogr. (kl. Fol.), Halbfigur; – 3) gez. von Müller, lithogr. in München von J. Grammer (kl. Fol.); – 4) Photographie von Hanfstängl (München, F. Hanfstängl, Fol.) – 5) Stahlstich von Aug. Hüssener (Leipzig, Baumgärtner, gr. 4°.).