BLKÖ:Hilchenbach, Karl Wilhelm
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
---|---|---|---|
korrigiert | |||
<<<Vorheriger
Higgia, Georg Anton |
Nächster>>>
Hild, Joseph | ||
Band: 9 (1863), ab Seite: 11. (Quelle) | |||
[[| bei Wikisource]] | |||
Carl Wilhelm Hilchenbach in der Wikipedia | |||
Carl Wilhelm Hilchenbach in Wikidata | |||
GND-Eintrag: 116801409, SeeAlso | |||
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
| |||
|
Hilchenbach, Karl Wilhelm (Superintendent der reformirten Gemeinden in Wien und Triest, geb. zu Frankfurt am Main 19. April 1749, gest. zu Wien 13. April 1816). Seine erste Bildung erhielt er in seiner Vaterstadt, dann besuchte er die Universitäten zu Marburg und Göttingen, auf welch’ letzterer er seine theologischen Studien beendete. Mit Biester, Göckingk und mit seinem Landsmann, dem Dichterfürsten Goethe, knüpfte er in jenen Tagen einen Freundschaftsbund, den erst der Tod löste. Nach beendeten Studien kam er auf einer Reise 1772 nach Wien, wo er den holländischen Gesandtschaftsprediger Mieg kennen lernte und dessen Stelle auf die Zeit als Mieg selbst Reisen machte, in Wien versah. Als Mieg später Wien verließ, ernannte Graf Degenberg (und nicht wie er im „Pantheon“ genannt wird: Degenfeld) den jungen H., den er lieb gewonnen, zu Mieg’s Nachfolger. Als Kaiser Joseph im Jahre 1781 allen Glaubensbekennern im Kaiserstaate freie Religionsübung ertheilte und ihnen erlaubte Bethäuser zu bauen, gründete und richtete H. die reformirte Gemeinde zu Wien ein und unternahm 1784 und 1785 eine Reise nach Holland, um Beiträge zum Bau eines Bethauses zu sammeln. Mit der Liebe und dem Vertrauen der Gemeinde zu Hilchenbach wuchs auch jenes der Regierung und Kaiser Joseph ernannte ihn 1786 zum ersten geistlichen Rathe des in Wien neu errichteten Consistoriums für reformirte Gemeinden und zum Superintendenten jener in Wien und Triest. H. ließ sich nun die Errichtung eines Kirchensaales für die reformirten Gemeinden in Oesterreich angelegen sein, für welche durch seine Verwendung das ansehnliche Vermächtniß von 20.000 fl. zur Unterstützung armer reformirter Landgeistlichen, die unter dem Consistorium zu Wien stehen, von einem reichen Diplomaten in Regensburg gemacht wurde. Seinen Bemühungen auch gelang es 1794 eine eigene Lehranstalt zur Bildung für die evangelische Gemeinde zu begründen. Er wurde darin von seinem Collegen Fock auf das Wirksamste unterstützt. Im Jahre 1804, als die Wohlthätigkeits-Hofcommission errichtet wurde, ward H. von der Regierung zum Beisitzer derselben, 1806 zum Armen-Bezirksdirector erwählt. Seine in dieser Richtung erworbenen Verdienste zeichnete der Kaiser durch Verleihung der goldenen Civil-Verdienstmedaille ùmit Oehr und Band aus. Mit Joseph Freiherrn von Retzer begründete H. die erste Lesegesellschaft in Wien, in welcher die damaligen besten Zeitschriften des In- und Auslandes aus allen Gebieten des menschlichen Wissens gehalten wurden, was nicht wenig zur Verbreitung wissenschaftlicher Kenntnisse und zur Läuterung des Geschmackes in Wien, mit dem es damals nicht zum Besten bestellt war, beitrug. Als Schriftsteller entwickelte H. nur geringe Thätigkeit; außer mehreren Gelegenheitspredigten, als zur Einweihung des Bethauses der Gemeinde H. C. in Wien (1784), zur Huldigung des Kaisers Leopold II. (1790), auf des Kaisers Leopold II. Tod (1792) u. m. A., veröffentlichte H. mehrere Aufsätze [12] in Meusel’s „Miscellaneen artistischen Inhalts“, und erschien von ihm eine „Kurze Nachricht von der k. k. Bildergallerie zu Wien und ihrem Zustande im Jänner 1781“ (Frankfurt am Main 1781, 8°.). Als Hilchenbach’s Amtsgenosse Karl Cleynmann [s. d. Bd. II, S. 388] (und nicht wie er im „Pantheon“, Bd. II, S. 147, heißt: Cleymann) im Jahre 1815 einem Rufe nach Pesth folgte und H. nun allein die Besorgung sämmtlicher Geschäfte leitete, bezahlte er seinen Amtseifer, dem er in seinen vorgerückten Jahren nicht gewachsen war, mit dem Leben, indem ihn im Alter von 67 Jahren der Tod seiner Gemeinde und dem Staate entriß.
- Oesterreichs Pantheon, Gallerie alles Guten und Nützlichen im Vaterlande (Wien 1830. M. Chr. Adolph. 8°.) Bd. II, S. 144 [nach diesem gest. am 31. April 1816, was gewiß irrig ist, denn es gibt keinen 31. April im Kalender]. – Vaterländische Blätter, herausgegeben von Dr. Franz Sartori (Wien. 4°.) Jahrg. 1817. S. 45. – Oestr. National-Encyklopädie von Gräffer u. Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. II, S. 581 (auch nach dieser wäre H. am 31. April 1816 gestorben; die Angabe in Kaiser’s Bücher-Lexikon, Bd. III, S. 142, nach welcher Hilchenbach’s Todestag auf den 13. April 1816 fällt, dürfte wohl die richtige sein). – Oesterreichischer Zuschauer, herausgeg. von Ebersberg (Wien. 8°.) 1838. Bd. II, S. 480. – Meusel (Johann Georg), Das gelehrte Teutschland (Lemgo 1783. Meyer, 8°.) Vierte Auflage, Bd. II, S. 140; I. Nachtrag (1786). S. 281; II. Nachtrag (1787). S. 142. – Oesterr. Biedermanns-Chronik. Ein Gegenstück zum Phantasten- und Prediger-Almanach (Freiheitsburg [Akademie in Linz] 1785, kl. 8°.) Theil I, S. 99.