BLKÖ:Hummel, Johann Ludwig Freiherr
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 9 (1863), ab Seite: 425. (Quelle) | |||
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[426] Lorbern. Der Meierhof bestand aus einigen Wirtschaftsgebäuden und einem abseits gelegenen gemauerten Schüttkasten, welchen eine etwa 6 Schuh hohe Einfassungsmauer umgab. Erzherzog Johann übertrug die Vertheidigung dieses wichtigen Postens dem Major Hummel, der ihn mit seinem Bataillon, 2 Compagnien Strassoldo und 2 Compagnien Saint-Julien, besetzte. Hummel leitete alsogleich die zweckmäßigsten Vertheidigungsmaßregeln ein. Kaum hatte die Schlacht begonnen, als der Feind, die Wichtigkeit des Punctes, wo der Meierhof stand, einsehend, auch den Angriff auf denselben unternahm. Dreimal bereits hatte die Division Serras ihn gestürmt und wurde alle drei Male zurückgewiesen. Je unglücklicheren Ausgang die Schlacht zu nehmen schien, um desto wichtiger war die Behauptung dieses Meierhofes, da er zur Deckung des Rückzuges dienen sollte. Die Division Serras, bedeutend verstärkt, stürmte zum vierten Male; bereits hatte der Feind die äußere Mauer überstiegen, aber Hauptmann Füchtner mit einer Compagnie Saint-Julien, die Hauptleute Moscon, Bertold, Schmutz, die Fähnriche Johann Georg Fellinger [Bd. IV, S. 170] und Joseph Franz Kaiser[1] mit 3 Compagnien Landwehr warfen sich den eindringenden Franzosen mit heldenmüthiger Bravour entgegen und trieben sie aus dem Meierhofe; die meisten der genannten Officiere wurden schwer verwundet. Indessen hatte des Feindes knapp angefahrenes Geschütz die Mauer bereits stark beschädigt und vernichtend auf den eng zusammengedrängten Haufen der Vertheidiger gewirkt. Ein fünfter, von anderer Seite unternommener Sturm wurde von dem Hauptmanne Sokolitsch zurückgeschlagen, und dem Lieutenant Knobloch war es sogar gelungen, einen feindlichen Officier und 10 Franzosen gefangen zu nehmen. Bereits 700 Mann und 36 Officiere hatte der Feind verloren. Nunmehr befahl der Vicekönig einen sechsten Sturm; die Sapveurs drangen kühn bis an die Thore, die Patronen der Unserigen waren bereits verschossen, Mann an Mann mit Bajonnet und Kolben wüthete in schauererregender Weise das Gefecht. Schon standen zwei mit Stroh gedeckte Seitengebäude in Brand und in die rechte Front der Mauer hatte der Feind Bresche geschossen. Von Minute zu Minute mehrte sich der feindliche Haufen. Hummel versuchte noch einen Ausfall mit dem kleinen Reste der Kampffähigen; der Fahnenträger hatte die Fahne von der Stange gerissen und sie sich um den Leib gewickelt. Der wuthentbrannte Feind kannte aber keine Schonung; Alles ohne Ausnahme, selbst die Schwerverwundeten, metzelte er nieder und den Rest machte er zu Gefangenen. Kaum der dritte Theil der Unseren war am Leben geblieben. Der Zweck war durch diese heldenmüthige Vertheidigung des Meierhofes erreicht, denn der Rückzug der Unseren war gedeckt und der Feind außer Stande, uns mit seiner ganzen Macht zu verfolgen. Hummel wurde für seine Waffenthat mit dem Ritterkreuze des Maria Theresien-Ordens belohnt. Noch im September des Jahres 1809 wurde H. zum innerösterreichischen Cordons-Bataillon übersetzt, im October d. J. zum Oberstlieutenant, am 5. April 1821 zum Obersten ernannt, und ihm bereits 1817 die Freiherrnwürde verliehen. Am 1. Mai 1827 wurde er nach 67jähriger Dienstzeit in den Ruhestand versetzt, den er noch etwas über fünf [427] Jahre genoß, bis er im Alter von 88 Jahren starb.
Hummel, Johann Ludwig Freiherr (Oberst und Ritter des Maria Theresien-Ordens, geb. zu Reutlingen in Württemberg 1744, gest. zu Gratz 18. September 1832). Soldatenkind, erhielt er seine militärische Erziehung im Pettauer Militärstifte, trat, 16 Jahre alt, aus demselben als Tambour in das Infanterie-Regiment Nr. 14, damals Salm, und wurde nach 6jähriger Dienstzeit in den Feuergewehrstand als Gemeiner übersetzt. In 10 Jahren brachte er es vom Gemeinen zum Regiments-Adjutanten und wurde beim Ausbruche des bayerischen Erbfolgekrieges am 21. Juni 1778 Oberlieutenant in dem um jene Zeit errichteten Reichsvolontärcorps Walter. Im folgenden Jahre wurde er in das Infanterie-Regiment Nr. 16, damals Terzi, eingetheilt, in welchem er am 1. October 1787 zum Hauptmann vorrückte. Im Türkenkriege, den er mit dem Regiments mitgemacht, zeichnete er sich zu öfteren Malen aus und wurde auch verwundet. In den Kriegen gegen Frankreich gab er wiederholte Beweise seines Muthes, u. z. bei Einnahme der Weißenburger Linie und im Schwarzhäuser Walde, 1793; dann beim Rückzuge unserer Armee aus dem Genuesischen, im November 1795, und wurde so schwer blessirt, daß er, zum Dienste im Felde untauglich, um eine Friedensanstellung ansuchen mußte. Bis 1806, in welchem Jahre er am 1. Juli in den Ruhestand trat, diente er bei der Monturscommission in Marburg (1796), dann bei der deutschen Garde, darauf als Verpflegsdirector in Dalmatien, bei welcher Gelegenheit er zum Major befördert wurde (1803), und als Generalcommando-Adjutant daselbst (1803), bis 1806 Dalmatien an Frankreich kam. Im denkwürdigen Jahre 1809 litt es ihn nicht mehr im Ruhestande, einer der Ersten reihte er sich unter die Fahnen, übernahm am 15. März das Commando des 2. Gratzer Landwehr-Bataillons und erwarb sich als Vertheidiger des Meierhofes von Kis Megyer in der Schlacht von Raab am 14. Juni 1809 unverwelkliche- Relation über das ausgezeichnete Benehmen des Herrn Obristlieutenants Freiherrn von Hummel, Commandant des steyermärkischen 2. Grätzer Landwehr Bataillons, in der Schlacht bey Raab am 13. Juny 1809 (Grätz, Gebr. Tanzer, 8°.). – Ischler Fremden-Salon 1856, Nr. 42. – „Oesterreichische Thermopylen. Vertheidigung des Schüttkastens bei Kis Megyer am 14. Juni 1809“. [Der Mehrtheil der daselbst angeführten Namen der Officiere ist falsch, so heißt darin ein Hauptmann Fistner statt Füchtner, ein anderer Marcon statt Moscon, Sekolitz statt Sokolitsch, und mehrere der Helden, wie die Officiere Fellinger, Kaiser, sind gar nicht genannt]. – Oesterreich. Militär-Conversations-Lexikon, Bd. III, S. 286. – Hirtenfeld (J.), Der Militär-Maria Theresien-Orden und seine Mitglieder (Wien 1857, Staatsdruckerei, 8°.) S. 1005 und 1747. – Freiherrnstands-Diplom vom 13. Mai 1817. – Wappen. Im blauen Felde ein aufgerichteter goldener Löwe mit roth ausgeschlagener Zunge und über dem Rücken aufgeschlagenen Schweife. Mit beiden Vorderpranken hält er eine einwärts gebogene Säge mit hölzernem Styl; im rechten obern Winkel fliegt eine Biene von natürlicher Farbe. Den Schild deckt die Freiherrnkrone, darauf ein in’s Visir gestellter gekrönter Helm. Aus der Krone wachsen zwei blaue Büffelhörner hervor, aus deren Mundlöchern zu jeder Seite eine Biene fliegt, während den zwei Büffelhörnern der Löwe des Schildes eingestellt ist.
- ↑ Der Begründer des noch in Gratz blühenden Kunst- und Bücherverlags.