BLKÖ:Kenner, Joseph

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Kenyeres, Joseph
Band: 11 (1864), ab Seite: 167. (Quelle)
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Kenner, Joseph (Dichter, geb. zu Wien 24. Juni 1794). Sohn eines herrschaftlichen Beamten; früh verwaist, lebte er mit seiner Mutter in Linz, kam aber 1805 in das k. k. Convict zu Kremsmünster, wo er auch die philosophischen Studien beendete. 1811 bezog er die Wiener Hochschule und trat nach vollendeten rechts- und staatswissenschaftlichen Studien 1816 bei dem k. k. Kreisamte zu Linz in den Staatsdienst. Bald trat er zur fiscalamtlichen Praxis über, die er aber, da ihm zur Erlangung der juridischen Doctorwürde, welche zu diesem Dienste erforderlich ist, die Mittel fehlten, bald wieder verließ. Als um diese Zeit der Magistrat der Stadt Linz reorganisirt wurde, fand K.’s Ernennung zum politischen Rathe Statt. Allmälig rückte er in diesem Amte zum ersten Magistratsrathe vor und versah als solcher in den Jahren 1848 und 1849 die Stelle eines Geschäftsleiters. Bei der 1850 erfolgten politischen Organisirung wurde K. zum Bezirkshauptmann in Freistadt (im Mühlkreise) ernannt; anläßlich der zweiten Organisirung 1854 in gleicher Eigenschaft nach Ischl übersetzt. Im Jahre 1857 trat er nach 41 Dienstjahren, mit dem Titel eines k. k. Statthaltereirathes ausgezeichnet, in den Ruhestand über und lebt seither in dem schönen Badeorte in vollkommener Zurückgezogenheit. Jedoch andere Momente, als diese in ihrem Verlaufe sich bei Tausend und Tausend Menschen wiederholende amtliche Laufbahn, sind es, die ihm eine Stelle in diesem Lexikon einräumen. Noch während seiner Universitätsstudien hatte er sich einem Kreise strebender junger Männer angeschlossen, deren mehrere das Niveau der Gewöhnlichkeit weit überragten und wie Joseph Kreil, Mayrhofer, Franz Schubert, Moriz v. Schwind, Joseph und Anton von Spaun u. A. das Oesterreicherthum im In- und Auslande verherrlichen halfen. K. versuchte sich auf dem Gebiete der Poesie und seinen Erstlingen in Prosa und gebundener Form begegnen wir in den damaligen „Beiträgen zur Erheiterung und Bildung der Jugend“ und in der „Moravia“ 1813. Später finden sich seine Arbeiten zerstreut in Almanachen, in dem 1843 zu Gunsten er durch einen Brand verunglückten Bewohner von Spital am Pyhrn herausgegebenen [168] „Oberösterreichischen Album“, in den „Oberösterreichischen Jahrbüchern“ 1844 und 1845 u. a. O. Eine Sammlung dieser Dichtungen, von denen hier nur beispielsweise angeführt werden: „Der Liedler“. Ballade, in Musik gesetzt von Franz Schubert, „Der rasende Rudolph“, „St. Berthold’s Wunder mit den Fischen“, „St. Benedict und der Teufel“, „Das Lied vom einfältigen Mönch, der stets Unrecht hatte“, „Vom Kuß der Mutter Gottes“, Die Sage von Stillgunde“ u. s. w. ist leider nicht vorhanden. Eine wunderbar tiefe Empfindung für die Schönheiten der Natur und des menschlichen Gemüthes, eine feurige, kräftige und schwungvolle Sprache und originelle, nicht selten gedrungene Form sind die charakteristischen Merkmale Kenner’s. In den späteren Jahren pflegte er mit besonderer Vorliebe und unstreitig mit seltenem Glücke die Legende, welcher Gattung eben das Schönste, das er gesungen, angehört. Diese sind der Nachhall der in dem berühmten Kremsmünster empfangenen Jugendeindrücke, die um so tiefer drangen, als in seinem ganzen Leben mehr das „Schau in Dich“, als „Schau um Dich“ zu Tage trat. Noch ist von K. zu erwähnen, daß er zu den vorzüglichsten gründenden Mitgliedern des oberösterreichischen Museums Francisco-Carolinum gehört und im Gründungsjahre 1834 auch die Stelle eines Secretärs an demselben versah. Im fünften Berichte des Museums befindet sich seine historische Arbeit: „Bruchstücke über die Linzer Jahrmärkte“, ein schätzbarer Beitrag für die innere Geschichte der Stadt und des Landes, welchem eine Art statistisches Tagebuch über die Handelsleute, die Waaren, deren Umsatz u. s. w. vorangeschickt ist. Seit 1822 mit Anna Kreil, Schwester des 1862 verstorbenen Directors der k. k. Central-Anstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus Karl Kreil, vermält, stammen aus dieser Ehe mehrere Kinder, darunter auch der durch seine archäologischen Arbeiten bekannte Friedrich Kenner [s. d. Vorigen].

Oesterreichisches Balladenbuch. Herausgegeben von Ludwig Bowitsch und Alexander Gigl (Wien 1856, A. Dorfmeister, 8°.) Bd. II, S. 46 u. 721 [nach diesem geboren 24. Juni 1793; nach einer schriftlichen Mittheilung seines Sohnes aber wäre sein Geburtsjahr 1794].