BLKÖ:Kotara, Adalbert

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Koťátko, Wenzel
Band: 13 (1865), ab Seite: 36. (Quelle)
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Kotara, Adalbert (čechischer Volksdichter, geb. im Dorfe Prosec in Böhmen 1. April 1742, Todesjahr unbekannt). Bäuerlicher Abkunft, wurde er Landwirth und that sich in seiner Gemeinde bald so hervor, daß ihn dieselbe zu ihrem Richter erwählte. So war er viele Jahre im Dienste seiner Gemeinde thätig und wurde zuletzt in Anerkennung seiner ersprießlichen Verwendung mit einer Ehrenmedaille und dem Titel eines [37] Oberrichters ausgezeichnet. Als Autodidact dichtete er viele Lieder, in denen er mit solchem Glücke den Empfindungen seines Volkes Worte zu geben verstand, daß sich mehrere derselben bis heute im Volksmunde erhalten haben. Im Jahre 1827 – damals zählte er 85 Jahre – schickte er sechs eigenhändig geschriebene und zwei gedruckte Gedichte an das böhmische Nationalmuseum ein. Einige seiner Gedichte sind, und zwar in Kuttenberg im Drucke erschienen, so z. B. das Gelegenheitsgedicht: „Dik laskawému otci wlasti Josefowi II. séž jeho maudrosti chwála“, d. i. Dem holden Vater des Vaterlandes Joseph II. zugleich Lob seiner Weisheit (Kuttenberg 1787). Mehrere andere sind in den Jahren 1808, 1812 und 1815 gedruckt. Es sind Dichtungen religiösen, patriotischen und satyrischen Inhalts, von denen die ersteren, obgleich sie an einer unerquicklichen Breite leiden, und die häufigen Bibelstellen darin der natürlichen Einfachheit Abbruch thun, durch die darin waltende innige Herzensfrömmigkeit ihren Eindruck auf die Gemüther nicht verfehlen. Doch höher steht er in den patriotischen und satyrischen Gedichten, deren erstere von hoher Begeisterung durchweht, die letzteren aber mit kernigem Witze die Fehler und Thorheiten der Dörfler geißeln und dabei immer den Nagel auf den Kopf treffen. Im neunundachtzigsten Jahre – also 1831 lebte er noch – schrieb er seine Selbstbiographie nieder.

Slovník naučný. Redaktor Dr. Frant. Lad. Rieger, d. i. Conversations-Lexikon. Redigirt von Dr. Franz Ladisl. Rieger (Prag 1859, Kober, Lex. 8°.) Bd. IV, S. 867 [daselbst heißt er Kotara und wird der 2. April 1742 als sein Geburtstag angegeben]. – Waldau (Alfred), Böhmische Naturdichter. Literar-historische Studie (Prag 1860, Geržábek, 12°.) S. 41 [nennt ihn Kotěra und läßt ihn am 1. April 1742 geboren sein]. – Jungmann (Josef), Historie literatury české, d. i. Geschichte der böhmischen Literatur (Prag 1849, F. Řiwnáč, 4°.) Zweite, von W. W. Tomek besorgte Auflage, S. 386, Nr. 367 a–f, und S. 548 [nennt ihn Kotara und läßt ihn auch am 1. April 1742 geboren sein].