BLKÖ:Kozeluch, Johann Evangelist Anton

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Kozeluch, Leopold
Band: 13 (1865), ab Seite: 90. (Quelle)
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Kozeluch, Johann Evangelist Anton (Tonsetzer, geb. zu Welwarn in Böhmen 13. December 1738, gest. zu Prag 3. Februar 1814). Ein Vetter des noch berühmteren Leopold K. [siehe den Folgenden]. In seiner Vaterstadt erhielt er den Elementarunterricht, zugleich erlernte er das Singen, so daß er durch Verwendung eines Grafen Kolowrat als Discantist nach Brzeznitz kam, wo er bei den Jesuiten die lateinische Sprache erlernte. Nach mehrjährigem Aufenthalte daselbst ging er nach Prag, wo er seine Studien fortsetzte, zugleich aber Gelegenheit fand, sich seinen musikalischen Neigungen um so mehr hinzugeben, als ihn der Verkehr mit Kunstgenossen und das damals blühende musikalische Leben Prags bedeutend anregten. Einen ihm gestellten Antrage, die Stelle des Kirchenchor-Directors in Rakonitz anzunehmen, folgend, versah er einige Zeit dieses Amt, vertauschte es aber bald mit jenem eines Chorregens in seiner Vaterstadt, von wo er aber bald wieder nach Prag zurückkehrte und als Bassist an der Hauptkirche zum h. Veit und an [91] anderen Kirchen sang. Nun verlegte er sich auch auf die Composition, nahm Unterricht darin bei Segert und ging zur weiteren Ausbildung nach Wien, wo er an Gaßmann [Bd. V, S. 96] und an Gluck [Bd. V, S. 221] zwei Landsleute fand, die ihm neidlos mit Rath und That beistanden und ihn in die Mysterien der Tonkunst, soweit sie selbst derselben kundig waren, mit sicherer Hand entführten. Bei Hasse, dem Gemal der berühmten Sängerin Faustina, der eben damals in Wien lebte und für den Hof componirte, nahm er Unterricht im Recitativ. Als er nun vollkommen ausgebildet, ein gediegener Schüler der besten Meister, selbst als Meister nach Prag zurückkehrte, ward er bald als Lehrer im Gesange und auf dem Flügel insbesondere in den Familien des hohen Adels sehr gesucht. Zugleich wurde er Chorregens in der Kreuzherrnkirche an der Prager Brücke, deren von ihm dirigirte musikalische Aufführungen in Prag bald berühmt wurden, und deren Stiftlinge bald als die besten Sänger galten. Nachdem sein Ruf begründet war, erhielt er im Jahre 1784 die Capellmeisterstelle an der Prager Domkirche, welche er durch volle 30 Jahre bis an seinen Tod, der ihn im Alter von 76 Jahren seiner Kunst entriß, bekleidete. Von seinen zahlreichen Tonstücken, welche nicht bloß in Böhmen hoch in Ehren gehalten, sondern auch auswärts als gediegene Arbeiten eines tüchtigen Musikers von Kennern gewürdigt und gepriesen werden, ist sonderbarer Weise nichts gedruckt worden. Von seinen größeren Compositionen sind bekannt geworden zwei Opern: „Alexander in Indien“; – „Demophon“; – zwei große Oratorien: „Der Tod des Abel“; – „Gios Re di Giuda“, welch letzteres im Jahre 1777 in der Prager Kreuzherrnkirche von einem zahlreichen Orchester aufgeführt ward und dessen italienischer Text mit ausdrücklicher Angabe des Tonsetzers: „La musica e tuttá nuova del celebre signor maestro Gio. Antonio Kozeluch Boemo“ gedruckt erschien. Außerdem sind von ihm Messen für jeden Sonntag und Feiertag im Jahre, mit sammt Gradualien und Offertorien, mehrere Festmessen, Vespern, Arien, Duetten, Salve Regina, Regina coeli, Litaneien und Requiem im Manuscripte vorhanden. Mag wohl durch das fast gleichzeitige Auftreten seines Vetters – der übrigens auch bedeutender ist – Johann Anton unwillkürlich etwas in den Hintergrund gedrängt worden sein, so war es doch vornehmlich seine maßlose Bescheidenheit, die ihn, wenn nicht ganz vergessen machte, so doch selbst in den Tagen seines Glanzes im großen Publicum wenig bekannt werden ließ. Zwei Kinder des Johann Anton K., ein Sohn Vincenz und eine Tochter Barbara, waren auch mit dem Talente der Musik begabt. Vincenz war ein guter Sänger und trefflicher Pianist, der auch einige Kleinigkeiten für sein Instrument schrieb, als: „Menuetten“, 1797, und „Deutsche Tänze“, 1803; Barbara aber ließ sich schon als zwölfjähriges Mädchen mit ihrem Gesange hören, zeigte sich als große Meisterin darin und verstand auch den Flügel virtuosenhaft zu behandeln.

Erscheint verschiedenartig geschrieben, bald mit tz, Kotzeluch, bald mit einem einfachen z, Kozeluch. – Dlabacz (Gottfr. Joh.), Allgemeiner historisches Künstler-Lexikon für Böhmen und zum Theile auch für Mähren und Schlesien (Prag 1815, Gottlieb Haase, kl. 4°.) Bd. II, Sp. 113. – Gaßner (F. S. Dr.), Universal-Lexikon der Tonkunst. Neue Handausgabe in einem Bande (Stuttgart 1849, Franz Köhler, Lex. 8°.) S. 505. – Gerber (Ernst Ludwig), Historisch-biographisches Lexikon der Tonkünstler (Leipzig 1790, Breitkopf, gr. 8°.) [92] Bd. I, Sp. 749. – Derselbe, Neues historisch-biographisches Lexikon der Tonkünstler (Leipzig 1813, A. Kühnel, gr. 8°.) Bd. II, Sp. 99. – Neues Universal-Lexikon der Tonkunst. Angefangen von Dr. Julius Schladebach, fortges. von Eduard Bernsdorf (Dresden, Schäfer, gr. 8°.) Bd. II, S. 646. – Nouvelle Biographie générale ... publiée par Firmin Didot frères, sous la direction de M. le Dr. Hoefer (Paris 1850 et s., 8°.) Tome XXVIII, p. 184. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. III, S. 266. – Dalibor (čechisches Musikblatt in Prag, 4°.) Redigirt von Emanuel Melis, Jahrg. 1861, Nr. 5, S. 46 [im Aufsatze: Stav hudby v 18. stoleti v Čechách, d. i. Stand der Tonkunst in Böhmen im 18. Jahrhundert] und Jahrg. 1862, Nr. 33, S. 259.