BLKÖ:Löwenstein-Wertheim, Christian Philipp Johann Alexander Fürst

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Löwensohn, Bernard
Band: 15 (1866), ab Seite: 440. (Quelle)
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Löwenstein-Wertheim, Christian Philipp Johann Alexander Fürst (k. k. General der Cavallerie und Großkreuz des Maria Theresien-Ordens, geb. zu Wertheim in Baden 11. Jänner 1719, [441] gest. 23. Mai 1781). Entstammt einer alten deutschen Adelsfamilie [vergl. die Quellen S. 442] und ist ein Sohn des Dominicus Karl Marquard Fürsten von L.-W. aus dessen Ehe mit Christine Franziska Polyxena von Hessen-Rheinfels. In jungen Jahren den Waffendienst ergreifend, trat er in die kaiserliche Armee, in der er ununterbrochen diente. Schon im Türkenkriege, 1737, that er sich bei Banyaluka, wo er auch verwundet wurde, durch seine Tapferkeit und Besonnenheit in gefährlichen Lagen besonders hervor. In Italien focht er als Oberst des später reducirten Dragoner-Regiments Koháry, zuerst unter Joseph Wenzel Laurenz Fürst Liechtenstein [s. d. S. 156 d. Bds.] und dann unter Johann Georg Christian Fürst Lobkowitz [s. d. S. 342 d. Bds.] und bewährte auch da seine bereits erprobte Umsicht und Herzhaftigkeit. Durch seine Unternehmung auf die Stadt Mailand im Jahre 1746, indem er mit einem Cavallerie-Detachement nach einigen starken Märschen die in der Stadt liegenden Spanier unvermuthet überfiel, machte er viel von sich reden. Der Angriff wurde auch mit ebenso viel Klugheit als Entschlossenheit ausgeführt und die Spanier waren gezwungen, nach beträchtlichem Verluste sich in das Castell zurückzuziehen, in welchem sich zuletzt am 21. August der Oberst Spinola mit 250 Mann und 13 Geschützen ergeben mußte. Mit der Nachricht von dem Falle Genua’s wurde der Fürst, wegen seines ausgezeichneten Verhaltens bei den Unternehmungen auf dasselbe, nach Wien zur Kaiserin gesendet; im Jahre 1752 rückte er zum General vor. Zu Anbeginn des siebenjährigen Krieges bereits Feldmarschall-Lieutenant, that er sich gleich im ersten Treffen bei Lobositz (1. October 1756) durch eine schöne Waffenthat hervor. Als die preußische Reiterei in unseren rechten Flügel einbrechen wollte, warf er sich ihr an der Spitze von vier Cavallerie-Regimentern entgegen und sie mit so entschiedenem Erfolge hinter ihre Infanterie zurück, daß sie während der ganzen weiteren Schlacht in Unthätigkeit zu verharren gezwungen war. Im Feldzuge des folgenden Jahres focht der Fürst bei Kollin (17. Juni 1757) und sonst noch in mehreren Treffen und Unternehmungen desselben mit der gewohnten Tapferkeit; in der Schlacht bei Breslau (22. November 1758) aber that er sich so besonders hervor, daß der Prinz Karl von Lothringen in der ersten Nachricht von dem erfochtenen Siege an die Kaiserin schrieb: „Morgen schicke ich an Eure Majestät mit der ausführlichen Relation von diesem großen Tage den Fürsten Löwenstein, der in dieser Schlacht die Carabiniers und Grenadiere zu Pferde angeführt und Alles, was man von Klugheit und Tapferkeit fordern kann, an den Tag gelegt hat“. Im siebenten (dem letzten) Feldzuge, 1762, des siebenjährigen Krieges machte die preußische Armee unter den Generalen Seidlitz, Kleist und Belling mehrere Einfälle aus dem Erzgebirge nach Böhmen, theils um in den umliegenden Ortschaften Brandschatzungen auszuführen, theils um die bei Aussig, Lobositz und anderen Orten angelegten Magazine der Oesterreicher zu zerstören, endlich auch um die Reichsarmee zur Räumung Dresdens, ja wohl gar ganz Sachsens zu zwingen. Fürst Löwenstein, der bereits im Jahre 1760 zum General der Cavallerie vorgerückt war, erhielt mm Befehl, mit einem Corps von 8 Bataillonen Infanterie und 3 Regimentern Cavallerie das [442] Land zu decken. Er nahm in Folge dessen auf den Höhen bei Kloster Osseg, Grabe und Heudorf Stellung. Indessen rückten die Preußen in zwei Colonnen, 13.000 Mann stark, vor, und zwar marschirte am 2. August mit Tagesanbruch die eine Colonne unter Befehl des Generals Seidlitz über Brüx, Neuhof und Dux, eine zweite unter Führung des Generals Kleist über Einsiedel, Kloster Osseg und Grabe. Durch diese doppelte Bewegung von Seite der Preußen sollte das Corps Löwenstein’s von Teplitz abgeschnitten werden. In der That war auch der an Macht stärkere Gegner auf dem linken Flügel bereits bis Gradrup, auf dem rechten bis Sedenz vorgedrungen. An der weiteren Vorrückung wurde er aber durch die mit besonderer Umsicht und Raschheit ausgeführten Bewegungen Löwenstein’s nicht nur gehindert, sondern, nachdem das Corps Löwenstein’s den Preußen hartnäckigen Widerstand geleistet, zuletzt von demselben mit beträchtlichem Verluste in die nahen Gebirge zurückgeworfen worden. Später drang Löwenstein, dem Plane des Generals Hadik entsprechend, selbst über die Gebirge nach Sachsen vor und säuberte Böhmen gänzlich von den Preußen. In allen Kämpfen und sonstigen Unternehmungen erwies sich der Fürst als ein Feldherr, der Tapferkeit mit Umsicht, Entschlossenheit mit raschem Ueberblick, schnelles Handeln mit Kaltblütigkeit vereinigte und auf die unter seinen Befehl gestellten Truppenkörper ebenso durch sein eigenes Beispiel im Gefechte, wie durch eine auf die Umgebung stets wirksame Sicherheit bei Ausführung der von ihm angeordneten Dispositionen wirkte. Als am 11. Juli 1763 ein Capitel des Maria Theresien-Ordens einberufen wurde, um die besonders ausgezeichneten Waffenthaten des letzten Feldzuges (1762) zu belohnen, wurde dem Fürsten in der 9. Promotion (vom 21. November 1763) in Anerkennung seiner, sowohl in den früheren als in diesem letzten Feldzuge gegebenen Proben von Tapferkeit und Umsicht, das Großkreuz des Ordens verliehen. Der Fürst war seit 1756 Inhaber eines Kürassier-Regiments, welches jedoch bald reducirt wurde, wurde im Jahre 1758, aber auch nur für kurze Zeit, Inhaber eines Dragoner-Regiments, heute Windischgrätz-Dragoner Nr. 2, desjenigen, das im siebenjährigen Kriege unter dem Namen seines Führers: „Löwenstein-Dragoner“ gekannt und gefürchtet war, das die Rettungssiege bei Kollin und Kunnersdorf erstritten, das bei Landshut Fouqué’s Vierecke durchbrochen hatte und als Loudon’s Lieblingsschaar galt. Im letztgenannten Jahre endlich errichtete der Fürst selbst ein Chevauxlegers-Regiment[WS 1], das heutige Uhlanen-Regiment Erzherzog Karl Ludwig Nr. 7, dessen Oberst-Inhaber er bis zu seinem im Jahre 1781 im Alter von 62 Jahren erfolgten Tode verblieb.

Hirtenfeld (J. Dr.), Der Militär-Maria Theresien-Orden und seine Mitglieder (Wien 1857, Staatsdruckerei, kl. 4°.) S. 173 u. 1730. – Leidenfrost (Karl Florentin Dr.), Historisch-biographisches Handwörterbuch der denkwürdigsten, berühmtesten und berüchtigtsten Menschen aller Stände, Zeiten und Nationen (Ilmenau 1825, Voigt, 8°.) Bd. III, S. 469 [nach diesem wäre der Fürst bereits am 9. Jänner 1759 gestorben]. – Zum Säcular-Gedächtniß von 1758. Der Feldzug in Mähren oder die Belagerung und der Entsatz von Olmütz. Nach Quellen und anderen Schilderungen. Mit 2 Plänen. Von E. v. St. (Frankfurt a. M. 1858, Sauerländer, 8°.) S. 232.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Cheveauxlegers-Regiment.