BLKÖ:Martini, Samuel

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 17 (1867), ab Seite: 40. (Quelle)
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8. Samuel Martini (geb. zu Hořowitz im Berauner Kreise Böhmens im Jahre 1593, gest. zu Pirna in Sachsen im Jahre 1639). Ein berühmter Utraquist. Sein Vater Peter war Pfarrer zu Hořowitz und seine Mutter Anna eine geborne Fradelius. Den ersten Unterricht erhielt er von seinem Vater, darauf setzte er zu Saatz, später zu Laun seine Studien fort. 18 Jahre alt, kam er auf die Hochschule nach Prag und wurde alsdann Lehrer zu Wodnian, aber schon zwei Jahre später berief ihn das Consistorium der Utraquisten nach Prag und ernannte ihn zum Adjuncten des Pfarrers an der St. Niklaskirche, Johann Rosacius. Im Jahre 1613 erlangte er die philosophische Magisterwürde. Im Jahre 1615 erwählte ihn die Gemeinde von Littna zu ihrem Pfarrer. In einem zu dieser Zeit herausgegebenen böhmischen Glaubensbekenntnisse bewies er, daß dasselbe vollkommen mit der Augsburger Confession der deutschen Protestanten übereinstimme. Nun beriefen ihn die Prager Utraquisten und gaben ihm die Pfarre bei St. Castulus und dem h. Kreuz auf der Altstadt Prag und ernannten ihn im folgenden Jahre zum Beisitzer in ihrem Consistorium. Als im Jahre 1620 Kaiser Ferdinand II. Böhmen wieder eroberte und die Utraquisten aus dem Lande vertrieb, floh auch Martini zuerst nach Altenburg in Sachsen, dann nach Wittenberg, daselbst übernahm er die Erziehung von vier Söhnen des Freiherrn Kaplicz von Sulewitz, die er auf ihren Reisen durch Frankreich und England begleitete. Auf diesen Reisen erfuhr er mannigfache Ehren, in London wurde ihm sogar am 21. Mai 1626 ein Adelsbrief sammt Wappen ausgestellt. Von der Reise nach Wittenberg zurückgekehrt, berief ihn die Gemeinde der in Pirna sich aufhaltenden exilirten Böhmen zu ihrem Pfarrer. Als im Jahre 1631 Prag wieder von den Sachsen genommen wurde, kehrte auch M. in sein Vaterland zurück, wurde Pfarrer an der Teynkirche in der Altstadt, Director des protestantischen Collegiums und Vorsteher der Prager Akademie. Aber schon im nächsten Jahre war das Kriegsglück den Kaiserlichen günstig und die protestantischen Geistlichen mußten abermals Böhmen verlassen und in der Fremde eine Zuflucht suchen. Martini kehrte nun wieder nach Pirna zurück, wo er bei der dortigen Gemeinde seinen vorigen Platz einnahm. M. lag in beständiger Fehde gegen die böhmischen Brüder, welche in vielen Stücken von den böhmischen Protestanten, die damals Luther’s Lehre ganz angenommen [41] hatten, abwichen und gab wider dieselben mehrere Streitschriften heraus. M. starb im schönen Mannesalter von 46 Jahren und seine Söhne ließen ihm auf dem Leichensteine eine Inschrift setzen, welche Pelzel in dem in den Quellen bezeichneten Werke vollständig mittheilt. M. hat mehrere Schriften in lateinischer und čechischer Sprache herausgegeben. Die ersteren sind: „Oratio de concordia Ecclesiae his ultimis temporibus plurimum necessaria ... habita“ (Pragae 1616); – „Collatio D. Martini Lutheri cum M. J. Hussio XI capitibus ostensa“ (ebd. 1618, 8°.); – „Confessio bohemica vero Augustana in quaestiones et responsiones resoluta“ (ebd. 1620, 12°.); – „Vindiciae Zižkianae“; – „Tetradion historico-politicum“, enthält vier historisch-politische Aufsätze; – „Sacra ancora Bohemorum exulantium“; – „Elegiae de interitu Universitatis Carolinae post Pragensem victoriam“ (Dresdae); seine in čechischer Sprache verfaßten Schriften scheinen in Handschrift geblieben zu sein, da weder Jungmann in seiner „Historie literatury české“ noch Doucha in seinem „Knihopisný slovník“ derselben gedenkt. Bemerkenswerth sind darunter eine „Geschichte von dem Anfange, Wachsthum und Ende der Prager Universität“; – „Von der Religion der evangelischen Böhmen“, dann „Geistliche Gebete und Gesänge“ und mehreres andere. [Voigt (Adauct), Vitae et effigies virorum eruditorum Bohemiae, p. 67. – Krupius (Paul), Poslední a pamatne kazani nad smrti nenadal p. Mag. S. Martiniusa z Draczova (Pragae 1613, 4°.). – Pelzel (Franz Martin), Abbildungen böhmischer und mährischer Gelehrten und Künstler nebst kurzen Nachrichten von ihrem Leben und Wirken (Prag 1773. Wolfgang Gerle, 8°.) II. Theil, S. 75–81. – Porträt. Unterschrift mit Wappen: Samuel Martini a Drazowa ( J. Quirin Jahn del. , J. Balzer sc. Pragae, 8°.).] –