BLKÖ:Mayerhofer von Grünbühel, Ferdinand Freiherr

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 17 (1867), ab Seite: 174. (Quelle)
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Mayerhofer von Grünbühel, Ferdinand Freiherr (k. k. Feldmarschall-Lieutenant und Ritter des Maria Theresien-Ordens, geb. zu Wien 16. Mai 1798). Einer in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts geadelten Familie, über welche in den Quellen nähere Nachrichten enthalten sind, entstammend, erhielt M. vorerst im Marine-Cadeten-Collegium seine Ausbildung, wurde im December 1815 Cadet und nahm im Gefolge Ihrer kaiserlichen Hoheit der Erzherzogin Leopoldine Theil an der Expedition nach Brasilien. Nach seiner Rückkehr wurde er bei der Aufnahme des adriatischen Meeres und der jonischen Inseln verwendet, im April 1821 zum Schiffsfähnrich befördert, worauf er an den Operationen zur See gegen die Rebellen im Königreiche Neapel theilnahm. Während des griechischen Befreiungskrieges [175] vollführte M. einige Aufträge im Archipelagus, in Syrien, Egypten und in der Türkei, und nach seiner Rückkehr nahm er an den Arbeiten zur Reorganisation der Kriegsmarine in Wien Theil. Im Jahre 1825 erfolgte seine Uebersetzung zur Landarmee, und zwar als Oberlieutenant in das 20. Infanterie-Regiment, damals Hochenegg, in welcher Stellung er zunächst als Professor der Mathematik in der Militär-Akademie zu Wiener-Neustadt, dann in den Jahren 1828 und 1829 als Geometer und Triangulator bei der Aufnahme in Illyrien, im Jahre 1830 im Generalstabe verwendet wurde. Im Jahre 1831 wurde M. zum Capitänlieutenant und schon sieben Monate später zum wirklichen Hauptmann im Regimente befördert. Als solcher bekleidete er in den Jahren 1836 bis 1840 die Stelle eines Platzcommandanten zu Krakau, zur Zeit, als diese Stadt das erste Mal von den Truppen der Alliirten besetzt wurde, und sein unnachsichtliches Auftreten gegen die in Krakau thätigen Häupter der polnischen Bewegung in jenen Tagen machte seinen Namen sehr bekannt. Im Jahre 1841 wurde M. zum Major im Regimente befördert und kam im Jahre 1843 als Consul nach Belgrad, wo er in dieser Stellung bis zum Jahre 1848 verblieb, in der Zwischenzeit aber, im Jahre 1845, zum Oberstlieutenant im Infanterie-Regimente Baron Haynau Nr. 57 und im Jahre 1848 zum Obersten vorrückte. Als im genannten Jahre die ungarische Bewegung einen immer bedenklicheren Charakter annahm und zuletzt in offenen Aufstand ausartete, galt es, das Grenzvolk von den magyarischen Einflüssen zu bewahren und den mit Kraft geführten Angriffen der Empörer, die bereits bis an die südlichen Grenzen der Kaiserstaates gedrungen waren, einen organisirten Widerstand entgegen zu stellen. Als höchststehender Officier nahm M. die serbische Bewegung in seine Hand und stellte vom Monate Juni bis October aus den Truppen und der Bevölkerung der dortigen Grenz-Regimenter eine Macht von über dreißigtausend Mann mit zahlreichem Geschütze zusammen, über die er sofort das Commando übernahm, welches er im October an General-Major Supplikač übergab. M. hatte dieß, ohne irgend Befehl dazu erhalten zu haben, aus eigenem Antriebe, nur um die bereits begonnene Bewegung des Grenzvolkes nicht in die Hände magyarischer Parteigänger gerathen zu lassen, unternommen. Als am 27. December 1848 General-Major Supplikač starb, übernahm M. aus freien Stücken von Neuem das Commando über das Corps, das sich damals in sehr bedrängter und gefährlicher Lage befand. Der Feind war über Alibunar bis Neudorf vorgedrungen und bedrohte Pancsova. Der Besitz der Stadt für die Kaiserlichen war ebenso wichtig, als ihre Vertheidigung unter den gegebenen Verhältnissen nichts weniger als leicht. Zunächst stand der Gegner in bedeutender Ueberzahl gegenüber und der Rückzug nach Semlin oder Serbien über die starke Eisschollen treibende Donau war unmöglich. Nebstdem besaß die reiche, zwölftausend Einwohner zählende Stadt ein sehr bedeutendes Kriegsmaterial und mehr als vierzig Geschütze. Schon am 2. Jänner unternahm der Feind von drei Seiten zugleich den Angriff; jener von den Abhängen der Temes her war überdieß so heftig, daß große Gefahr für die Serben drohte. Da führte Oberst Mayerhofer im entscheidenden Momente aus dem Centrum seiner Aufstellung [176] das fünfte Peterwardeiner Grenz-Bataillon, welches der heldenmüthige Hauptmann Michael Jovannovich [Bd. X, S. 282] commandirte, persönlich gegen die linke Flanke der durch zahlreiche Reiterei gedeckten feindlichen Angriffscolonne vor. Bei dem Anrücken der Peterwardeiner begann der Gegner sich zurückzuziehen, als aber gar die hinter der Vertheidigungslinie verdeckt gestandenen Serben unter Führung des Obersten Kničanin [Bd. XII, S. 151] gleichfalls, um am Kampfe theilzunehmen, hervorbrachen, ging der Rückzug des Gegners sofort in ungeordnete Flucht über. Die Serben verfolgten die Fliehenden, wehrten den in den Weingärten Plänkelnden den Rückzug und hieben sie größtentheils nieder. Die Stadt Pancsova war durch diesen entscheidenden Sieg erhalten und das Banat nunmehr von den Insurgenten gänzlich geräumt. Im Einvernehmen mit dem General Thodorovich und dem Obersten Kničanin, welche damals die serbischen Hilfstruppen befehligte, operirte M. auch gegen Werschetz, welches nach einem hartnäckigen Widerstande am 21. Jänner genommen wurde. Für den Sieg bei Pancsova erhielt M., der mittlerweile zum General-Major befördert worden war, mit Allerh. Entschließung vom 26. März, indem er schon früher mit dem Orden der eisernen Krone 2. Classe ausgezeichnet worden war, das Ritterkreuz des Maria Theresien-Ordens, dem im Jahre 1850 die Erhebung in den Freiherrnstand folgte. M., der als Brigadier bei der von dem Banus Jellačić befehligten Südarmee sich eingetheilt befand, machte nun noch die weiteren Operationen während der Dauer des Feldzuges mit. Als mit 1. November 1849 die neue Eintheilung der Armee in Wirksamkeit trat, kam General-Major Mayerhofer zuerst als Militär-Districtscommandant nach Temesvár, wurde dann provisorischer Landeschef der Wojwodina und des Banates, aus welcher Stellung ihn ein kaiserlicher Armeebefehl vom 16. August 1851 abrief. M. wurde nun zur Verfügung gestellt und durch den Feldmarschall-Lieutenant Grafen Coronini-Cronberg ersetzt. Im Jahre 1854 soll M. noch mit einer Sendung nach Berlin betraut worden sein. Im April 1856 mit Feldmarschall-Lieutenants-Charakter in den Ruhestand übernommen, widmete M. nunmehr seine Muße kirchlichen Zwecken, und wirkt bis auf die neueste Zeit als Mitglied der „Marianischen Congregation“ in Wien, deren Mitglieder als Affiliirte des Jesuitenordens aus dem Laienstande betrachtet werden, und zwar in der Eigenschaft eines Präfecten derselben. Ueber die Art seiner Thätigkeit gibt eine Correspondenz ddo. Wien 4. Februar 1867, welche die „Neue freie Presse“ in Nr. 874 mittheilt, ausführlicheren Bescheid. In früheren Jahren war M. auch auf schöngeistigem Gebiete thätig und die Uebersetzung des Shakespeare’schen Lustspiels, welches unter folgendem Titel im Drucke erschien: „Der Liebe Müh umsonst. Von William Shakespeare. Uebersetzt von Ferdinand Mayerhofer“ (Wien 1825, J. P. Sollinger, 8°.), rührt von ihm her.

Die serbische Bewegung in Südungarn. Ein Beitrag zur Geschichte der ungarischen Revolution. Mit 1 Karte (Berlin 1851, Besser, 8°.). – Erlebnisse eines k. k. Officiers im österreichisch-serbischen Armeecorps in den Jahren 1848 und 1849. Mit zwei lithographirten Situationsplänen in Folio. Zweite unveränd. Ausgabe (Prag 1862, Credner, gr. 8°.). – Strack (Joseph), Die Generale der österreichischen Armee. Nach k. k. Feldacten und anderen gedruckten Quellen (Wien 1850, Jos. Beck [177] u. Sohn. 8°.) S. 656. – Hirtenfeld (J.), Der Militär-Maria Theresien-Orden und seine Mitglieder (Wien 1857, Staatsdruckerei, 4°.) S. 1623 u. 1753. – Springer (Anton), Geschichte Oesterreichs seit dem Wiener Frieden 1809 (Leipzig 1864 und 1865, S. Hirzel, gr. 8°.) Theil II, S. 485 u. 633. – Illustrirte Zeitung (Leipzig, J. J. Weber, Fol.) Bd. XIV (1. Semester 1850), S. 120. – Gallerie denkwürdiger Persönlichkeiten der Gegenwart. Nach Originalzeichnungen, Gemälden, Statuen und Medaillen (Leipzig, J. J. Weber, Fol.) Bd. I, S. 14. – Magazin für die Literatur des Auslandes, herausg. von J. Lehmann (Leipzig, 4°.) 1864, S. 303, im Artikel: „Ludwig August Frankl“. – Presse (Wiener politisches Blatt) 1859, Nr. 302, im Artikel: „Marianische Congregation“; 1867, Nr. 874, in der „Correspondenz aus Wien“. – Slovník naučný. Red. Dr. Frant. Lad. Rieger, d. i. Conversations-Lexikon. Redigirt von Dr. Franz Ladisl. Rieger (Prag 1859, Kober, Lex. 8°.) Bd. V, S. 193. – Kneschke (Ernst Heinrich Prof. Dr.), Neues allgemeines deutsches Adels-Lexikon (Leipzig 1859, Fr. Voigt, 8°.) Bd. VI, S. 192. – Gothaisches genealogisches Taschenbuch der freiherrlichen Häuser (Gotha, Justus Perthes, 32°.) IV. Jahrgang (1854), S. 346 u. f.: „Geschichtliche Uebersicht“; V. Jahrg. (1855), S. 379; VI. Jahrg. (1856), S. 444; XVII. Jahrg. (1867), S. 595. – Porträte. Außer den in der „Gallerie denkwürdiger Persönlichkeiten“ und in der „Illustrirten Zeitung“ enthaltenen, übrigens unähnlichen Holzschnitten, auch lithographirt von Kriehuber (Wien, Halb-Fol.).