BLKÖ:Mazzola, Joseph (1748–1838)

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 17 (1867), ab Seite: 209. (Quelle)
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Mazzola, Joseph (Maler und Director der kaiserlichen Gallerie in Mailand, geb. zu Valduggia 5. December 1748, gest. zu Mailand 24. November 1838). Anfänglich für die kaufmännische Laufbahn bestimmt, beendete er die dazu erforderlichen Studien im Hause seines Oheims, der Pfarrer war. Bereits war er neunzehn Jahre alt, als ihn ein Zufall der Kunst zuwendete, die er später ausübte. Er sah den Maler Cantalupi die Kathedrale seines Geburtsortes al fresco malen. M. verfolgte mit sichtlicher Aufmerksamkeit den Fortgang dieser Arbeit, für die er zuletzt so ward, daß ihm der Gedanke, Kaufmann zu werden, unerträglich wurde und er endlich nach vielen Bitten und Vorstellungen von seinem Vater die Erlaubniß erwirkte, sich der Kunst widmen zu dürfen. Er nahm nun den ersten Unterricht bei Cantalupi, der zu Miasino lebte, und überdieß ein mittelmäßiger Maler war. M. aber machte, von seinem Talente besser als von seinem Meister berathen, schöne Fortschritte. Im Jahre 1770 begab er sich nach Parma, wo er unter der Leitung des tüchtigen Professors Ferrari das Nackte studirte, und an den dort zahlreich befindlichen Werken Correggio’s eindringliche Studien in Zeichnung und Colorit machte. Während seines vierjährigen Unterrichtes erhielt er mehrere Preise. Herzog Victor Amadeus von Savoyen berief den jungen Künstler, von dessen Geschicklichkeit ihm Kunde geworden, nach Turin, und schickte ihn sofort als Pensionär nach Rom, wo er von Cardinal Albani an den Maler Mengs empfohlen war, der eben damals aus Spanien zurückgekehrt war und in Rom seinen bleibenden Aufenthalt genommen hatte. Unter dieses Meisters Leitung studirte M. mit großem Fleiße die Werke Raphael’s, Michael Angelo’s und die Antiken. Bisher malte er vorzugsweise Bildnisse, nun aber warf er sich auf die Historienmalerei, und sein erstes Werk war eine „Herodias“, die nach Turin kam, eine „heilige Familie“ aber überschickte er dem Herzoge. Bald mehrten sich die Aufträge und folgten immer neue Arbeiten, darunter: „Der H. Petrus im Kerker“, für die [210] Kathedrale zu Anecy in Savoyen; – „Der H. Lorenz von Brindesi“, für die Kapuziner zu Novara; – „Eine Empfängniss Mariä“, großes Altarblatt mit mehr denn fünfzig Figuren, für die Kirche zu Grignasco; – „Armida und Rinaldo“, für die Gräfin Albani; – „Das Urtheil des Paris“, für einen russischen Cavalier, u. a. Nun malte er für den Fürsten Aldobrandini einen Saal zu Frascati in Helldunkel (chiaro-scuro), welcher die Darstellungen der besten Statuen des Alterthums enthielt; – den „H. Pius V.“, für den Comunalsaal der Stadt Alessandria; – „Leda“, für einen Privaten; – „Die Hochzeit der Thetis und des Peleus“, großes allegorisches Gemälde, anläßlich der Hochzeit Victor Emanuel’s I., Herzogs von Aosta, nachmaligen Königs von Sardinien, mit der Erzherzogin Maria Theresia von Este, der Mutter der gegenwärtigen Kaiserin Maria Anna Pia. Victor Emanuel ließ nun von dem Künstler, den er mit Gehalt zu seinem Hofmaler ernannte, sich selbst im Großen und mehrere Prinzen seines Hauses malen. Im Auftrage der Königin Clotilde malte er einen „Philippus Neri“, doppelt lebensgroß; – eine „Mater dolorosa“, in kleinerem Maße; – „Eine heilige Familie“, für das Oratorium zu Stupiniggi. Noch fallen in jene Periode 1788–1796 die Bildnisse vieler Staatsmänner, Gelehrten und Privaten. Die französische Revolution, welche auch die Nachbarstaaten in eine mächtige Bewegung mitriß, veranlaßte ihn aus Turin, wo die Anarchie bereits zu mächtigen Wogen aufschlug, zu fliehen, und in seinem von der allgemeinen Bewegung etwas abseits gelegenen Geburtsorte Valduggia eine Zuflucht zu suchen, wo er, abgeschieden von der Welt, während der Jahre 1797 bis 1802 zahlreiche Arbeiten ausführte, darunter besonders bemerkenswerth sind: „Eine Kreuzabnahme“, für das Hospital zu Novara; – eine zweite in kleinerem Maßstabe für die Kirche zu Romagnano; – „Die heilige Familie“, für den Marchese Gattinara; – „Der Traum des heil. Joseph“, großes Gemälde für einen Privaten in Novara; – „Tasso“, zwei Gemälde für den Conte Leonardi; – „H. Franciscus von Sales“ und die „Madonna“, für die Pfarrkirche Santa Maria; – „Das Bildniss des Bischofs von Novara, Monsignor Designoris“; – „Venus“, – „Leda“, zwei kleine Gemälde; – „Eine Immaculata“, jetzt in der Pfarrkirche zu Bruzzano, einer Ortschaft in der Nähe von Mailand; – „Angelica und Medora“; – „Armida und Rinaldo“, verschieden von dem obenerwähnten, für die Gräfin Albani gemalten Bilde; – ein „H. Pasqualis“, für die Mönche von Varallo. Im Jahre 1802 lud ihn der Advocat und Exgouverneur Ruga nach Mailand ein, damit er mehrere Mitglieder seiner Familie male. M. begab sich nun nach der lombardischen Hauptstadt und bald gewann sein Name in derselben einen großen Ruf. Die Aufträge mehrten sich in solcher Menge, daß M., der indeß die Stadt selbst lieb gewonnen hatte, beschloß, seinen bleibenden Aufenthalt daselbst zu nehmen. Da trat ein verhängnißvolles Ereigniß in seinem Leben ein. Zu Anfang des Jahres 1804 wurde er von einer Geschwulst an der rechten Hand befallen. Das Uebel geringe achtend, vernachlässigte er es anfänglich, dann wendete er sich an einen unerfahrenen Chirurgen, und allmälig verschlimmerte sich durch dessen falsche Behandlung dasselbe dergestalt, daß das Leben des Künstlers in Gefahr gerieth. Es war der Brand bereits eingetreten und die einzige Rettung [211] durch eine Amputation möglich; Mazzola schwankte einen Augenblick, da nahm er aber den Pinsel in die linke Hand, und die Ueberzeugung gewinnend, daß er ebenso mit der linken Hand malen würde, opferte er die andere und ertrug die Amputation. Der berühmte Moscati führte dieselbe geschickt aus und in wenigen Wochen war die Wunde vernarbt, und der Künstler nunmehr auf seine linke Hand angewiesen. Das erste, wenige Tage nach seiner Heilung vollendete Bild brachte er seinem Retter Moscati dar, es stellt den „Genius der Kunst, sein Missgeschick beweinend“ vor, und befindet sich im 4. Bande der „Istoria delle varallesi letteratura ed arti“ (p. 378) in Kupfer gestochen. Nun folgten noch andere mit der linken Hand ausgeführte Arbeiten, unter andern sein eigenes Bildniß für die Akademie der schönen Künste in Mailand, die ihn zu ihrem Mitgliede erwählte, viele andere Bildnisse, „Eine heilige Familie“, in der Hälfte der natürlichen Größe, u. dgl. m. Zu Ende des Jahres 1806 wurde M. Professor an der Akademie und Director an der Pinakothek, mit dem besonderen Auftrage, die jungen Künstler bei dem Copiren der großen Meisterwerke dieser Sammlung anzuleiten. Bis zu seinem im Jahre 1832 erfolgten Tode, also durch 26 Jahre, versah M. seine Stelle und war auch als ausübender Künstler nicht unthätig geblieben. Insbesondere malte er zahlreiche Bildnisse, unter denen vor anderen anzuführen sind: „Der Herzog Melzi“, in der Tracht des Großsiegelbewahrers des[WS 1] Königreiches; – „Professor Albertolli“; – „Conte Litta“; – „Die Bildnisse der Töchter des Fürsten Rinaldo Belgiojoso“, u. A.; von anderen Gemälden eine „Amphitrite, Königin des Meeres“, in kleinem Maßstabe; – „Eine heilige Helena“; – „Der heilige Michael“; – „Die heilige Agathe“; – „Der heilige Tobias“; – „Eine Auferstehung“, sämmtlich für Kirchen in der Nähe von Mailand; – „Die heilige Rosa von Lima“; – „Die heilige Theresia“; – „Das Herz Jesu“. Im Jahre 1820 vollendete er noch das „Bildniss der Kaisers Franz“, welches mit noch anderen Werken in den Besitz der Königin Maria Theresia von Sardinien gelangte. Mazzola hatte das hohe Alter von 90 Jahren erreicht. Seinen künstlerischen Nachlaß an eigenen und fremden Bildern und Kunstwerken erbte sein Neffe Dr. Peter Mazzola, dem auch die ausführlicheren Nachrichten über seinen Oheim zu verdanken sind.

Mazzola (Pietro,), Biografia del pittore Giuseppe Mazzola (Milano 1855, G. Tamburini, 8°.). – Kunst-Blatt (Stuttgart, Cotta, 4°.) Jahrg. 1839, Nr. 68: Nekrolog [nach diesem gest. 21. November 1838]. – Nagler (G. K. Dr.), Neues allgemeines Künstler-Lexikon (München 1839, E. A. Fleischmann, 8°.) Bd. VIII, S. 505. – Gazzetta di Milano 1839, im Jänner. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen und New-York, Bibliogr. Institut, gr. 8°.) Bd. XX, S. 1150. –

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: der.