Zum Inhalt springen

BLKÖ:Mecséry de Tsoor, Daniel Freiherr

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Meciszewski, Philipp
Band: 17 (1867), ab Seite: 231. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Dániel Mecséry in Wikidata
GND-Eintrag: 13676665X, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Mecséry de Tsoor, Daniel Freiherr|17|231|}}

Mecséry de Tsoor, Daniel Freiherr (k. k. Feldmarschall-Lieutenant und Commandeur des Maria Theresien-Ordens, geb. zu Güns in Ungarn 29. September 1759, gest. zu Wien 30. December 1823). Entstammt einer ungarischen freiherrlichen Familie; in seiner Jugend für den Soldatenstand gebildet, trat er zu Ende des bayerischen Erbfolgekrieges, 1778, als Cadet bei Sztáray-Infanterie ein, wo seine Geschicklichkeit die Aufmerksamkeit seiner Vorgesetzten auf ihn richtete, so daß ihn der Oberst Graf Keglevich zu seinem Adjutanten wählte und in das von ihm befehligte 3. Huszaren-Regiment nahm. Im Jahre 1788 wurde M. Oberlieutenant und ging bei Ausbruch des französischen Revolutionskrieges im Jahre 1792 mit dem Regimente nach den Niederlanden. Im Feldzuge des letztgenannten und des folgenden Jahres zeichnete sich M. bei mehreren Gelegenheiten [232] ebenso durch seine Umsicht und Geistesgegenwart, wie durch seine Tapferkeit aus; so z. B. bei der Einschließung der Festung Condé (9. April 1793), bei jener von Valenciennes (Anfangs Mai d. J.). in den Treffen und Gefechten bei Famars, Denain und Marchiennes u. s. w. Im Jahre 1794 befand sich M. als Adjutant beim Feldmarschall-Lieutenant Otto, der im Armeecorps des Prinzen Coburg die Vorhut commandirte. Feldmarschall-Lieutenant Otto hatte den Auftrag, von Cateau aus gegen das bei Camp de César aufgestellte feindliche Lager eine Recognoscirung vorzunehmen, um gegen die Absicht des Feindes, der eingezogenen Erkundigungen zufolge den bei Denain aufgestellten hessischen General-Lieutenant Wurm angreifen wollte, die nöthigen Gegenvorkehrungen zu treffen. Mecséry erhielt von General Otto Befehl, die Führung der Avantgarde zu übernehmen. Diese bestand aus zwei Schwadronen Huszaren und zwei Schwadronen englischer Dragoner aus dem Corps des Herzogs von York. Am 24. April stieß M. auf feindliche Schwadronen, die sich ihm entgegenstellten. Zugleich entdeckte er eine Aufstellung des Feindes zwischen Villers en Couchie und Avesnes le sec; die Stärke des Feindes mochte 5000 Mann betragen. Ohne zu säumen, warf sich M. zuerst mit seiner Avantgarde auf die feindliche Cavallerie, welche nach kurzem Widerstande die Flucht gegen Cambray ergriff, nun aber wandte er sich gegen die im Carré aufgestellte feindliche Infanterie. Das Carré wurde gesprengt, 7 bis 800 Mann zusammengehauen und 4 Kanonen erobert. Nun traten die drei übrigen, mehrere Tausend Mann starken feindlichen Colonnen, über diese Niederlage stutzig gemacht, ohne erst einen neuen Angriff abzuwarten, in fast fluchtähnlicher ordnungsloser Weise den Rückzug an, und die Absicht des Feindes, den General Wurm anzugreifen, war vereitelt. Dieser schönen Waffenthat sollte aber schon zwei Tage später, am 26. April, eine nicht minder schöne bei Troisville und Cateau folgen. Feldmarschall-Lieutenant[WS 1] Otto beauftragte den Oberst Fürsten Schwarzenberg zur Ausführung einer Demonstration gegen den linken Flügel des Feindes und gab zu diesem Zwecke dem Fürsten seinen Adjutanten Mecséry mit. M. stellte sich sofort an die Spitze der Avantgarde und führte diese zwischen Inchy und Bethencourt so geschickt durch, daß sie, ohne von dem Feinde bemerkt zu werden, den Colonnen desselben in den Rücken kam. Nun wurde die feindliche Cavallerie und Artillerie von M. sogleich angegriffen und der französische General Chapuis mit seinem Adjutanten gefangen. Gleichzeitig hieb Fürst Schwarzenberg in die feindliche Infanterie und mit so glänzendem Erfolge ein, daß der Verlust des Feindes bei 2000 Mann an Todten, 277 an Gefangenen, 32 Kanonen und 27 Munitionskarren betrug. Neue Proben glänzender Tapferkeit gab M. bald wieder bei Tournay, Tourcoing und bei Charleroy (26. Juni). Für diese Waffenthaten, namentlich für jene am 24. und 26. April bei Villers en Conchie und bei Troisville wurde M. in der 42. Promotion (am 11. Mai 1796) mit dem Ritterkreuze des Maria Theresien-Ordens ausgezeichnet. Im Feldzuge des Jahres 1796 that er sich im Gefechte bei Biberach (29. September) und bei der Einnahme des Postens Riegel (20. October) neuerdings hervor; er wurde in Folge dessen zum Major im [233] 10. Huszaren-Regimente, damals Barcohuszaren, befördert, zu dessen Oberst er schon zwei Jahre später vorrückte. Im Jahre 1799 kam M. mit seinem Regimente nach Deutschland. Er kämpfte nun in der Schlacht bei Stockach, nahm an der Einnahme von Schaffhausen Theil, befreite im Treffen bei Andelfingen (25. Mai) mit einem Zuge des Regimentes den blessirten und in Gefangenschaft gerathenen General-Major Piacsek und wurde bei Pfungen unter den Helden des Tages genannt. Nun wurde M. zum General-Major befördert. Er ward als solcher bei der Armee in Deutschland eingetheilt und gerieth im Gefechte bei Lambach (19. December) nach tapferer Gegenwehr in Gefangenschaft. Er wurde nämlich mit Moriz Fürsten Liechtenstein [Bd. XV, S. 168] und mehreren Officieren in einem Defilé abgeschnitten und war gezwungen, sich der Uebermacht gefangen zu ergeben. Moreau nahm ihn und seine Mitgefangenen ihrer Stellung entsprechend ehrenvoll auf und schickte sie nach Paris. Als im folgenden Jahre seine Auswechslung stattfand, begab sich M. nach Wien, wo ihn der Kaiser, seiner oft bewiesenen Tapferkeit eingedenk, huldvoll empfing und als Brigadier nach Galizien schickte. Der Feldzug des Jahres 1805 brachte den tapferen General wieder zur Armee nach Deutschland. In dieser an Unfällen des Kriegsglückes überreichen traurigen Epoche war es M. unter Wenigen gegönnt, durch seine Tapferkeit zu glänzen und durch dieselbe den gesunkenen Muth der Verzagenden neu zu beleben. Es war am 9. October, als der Erzherzog Ferdinand mit seinem Corps das linke Donauufer zu passiren vorhatte. Der Feind folgte den Unseren auf der Ferse. An einen geordneten Rückzug war unter solchen Umständen nicht mehr zu denken. Mecséry erhielt von dem Erzherzoge Befehl, mit den Regimentern Stuart und Erbach, denen noch zwei Divisionen Blankenstein- und zwei Divisionen Palatinal-Huszaren beigegeben waren, die Avantgarde zu bilden, und nachdem die Donaubrücke bei Günzburg genommen worden, auf Gundelfingen vorzurücken. M. that, wie ihm befohlen worden. In der Nähe der Donaubrücken angelangt, sah er, daß die Franzosen diese bereits angegriffen und den beabsichtigten Uebergang vereitelt hatten. M. sprengte nun selbst auf das bei der Brücke aufgestellte Infanterie-Detachement zu, es zum Ausharren ermunternd. Aber der bei weitem stärkere Feind benützte den schon errungenen Vortheil, erneuerte im Sturm seinen Angriff und zwang die zur Bedeckung aufgestellte Abtheilung der Unseren zur Flucht. Nun sprengte M. mitten im starken feindlichen Feuer zu den seinen Regimentern beigegebenen vier Huszaren-Divisionen, stellte Blankenstein-Huszaren in’s erste Treffen, Palatinal-Huszaren in die Reserve und schritt zum Angriffe. Indessen waren die aus einem Hohlwege debouchirenden Franzosen bereits in die Vorstädte von Günzburg vorgedrungen. Jetzt war der entscheidende Moment zum Angriffe gekommen. Mit einer Schwadron von Blankenstein-Huszaren attakirte M. die feindliche Masse, brachte sie zuerst in Verwirrung und warf sie dann in den Hohlweg zurück. Die Franzosen suchten nun durch ihr lebhaftes Gewehrfeuer die in der Ebene aufgestellten Huszaren zu vertreiben und um jeden Preis Herren von Günzburg zu werden. Aber Mecséry traf seine Vorkehrungen so geschickt, daß der Feind bald gezwungen wurde, die [234] bisher so theuer erkauften Vortheile wieder aufzugeben. Indessen fand unsere Infanterie Zeit, sich geordnet aufzustellen und in den Vorstädten festen Fuß zu fassen. Die Nacht über blieb M. und seine Schwadron im Sattel, jede Bewegung des Feindes scharf beobachtend, um jede seiner Absichten zu vereiteln. Aber der Feind war durch erlittenen Verlust derart eingeschüchtert, daß er jedes weitere Unternehmen vorderhand aufgab und die Brücke im Besitze der Unseren ließ. So war den Franzosen die Einnahme von Günzburg unmöglich gemacht worden, was von hoher Wichtigkeit war, weil sich daselbst unser Hauptquartier und die Artillerie-Reserve befand; auch konnte unsere Armee die Nacht hindurch, ohne vom Feinde belästigt zu werden, die Stadt Günzburg passiren und den Marsch nach Ulm unaufgehalten fortsetzen. Mecséry befand sich auch bei jener ritterlichen Schaar, welche sich mit dem Erzherzoge Ferdinand Este aus der Katastrophe von Ulm gerettet hatte. Auf diesem Rückzuge, auf welchem der Feind den Weichenden auf der Ferse folgte, drängte sich in Aschenau bei Nürnberg der Artillerie-Train mit anderem Kriegsmateriale, darunter auch Cassen, und die Stockung war da. Nun drang auch noch Murat mit großen Cavallerie-Massen auf die von dem Fürsten Schwarzenberg befehligte Nachhut mit allem Nachdruck ein und schlug sie gänzlich zurück. In diesem bedenklichen Augenblicke sammelte M., der die große Gefahr der Unseren bald überblickte, rasch einige Züge Reiterei, mit denen er sich den Franzosen entgegenwarf, einzig und allein, um sie so lange aufzuhalten, bis der Train fortgeschafft war und der Erzherzog Zeit gewonnen hatte, sich aufzustellen. Aber die kleine Zahl seiner Reiter wurde bald von der Uebermacht des Feindes niedergeworfen und M. stand der siegenden Reiterei bald allein gegenüber. Er wollte nicht weichen, und endlich von vierzehn Säbelhieben getroffen, sank er nach der verzweifeltsten Gegenwehr vom Pferde. Die Franzosen trugen den schwer verwundeten General in das nahegelegene Dorf Fürth. Murat schickte seinen eigenen Wundarzt, damit er die Wunden des Helden untersuche. Die meisten waren Kopfwunden und lebensgefährlich. Sieben Monate lag M. an seinen Wunden darnieder. Genesen, begab er sich nach Wien und wurde in einiger Zeit ad latus des Bans von Croatien, Ignaz Grafen Gyulay, angestellt. Da kam im Jahre 1807 das Officierscorps des Huszaren-Regiments Blankenstein, das unter Mecséry gedient hatte und Augenzeuge seiner Tapferkeit war, für die bei Günzburg bewiesene, so einsichtsvolle Tapferkeit des Generals für denselben um das Commandeurkreuz des Maria Theresien-Ordens ein. Weil es auch noch einige Andere gab, welche sich in dem unglücklichen Feldzuge des Jahres 1805 durch seltene Tapferkeit hervorgethan und Ansprüche auf dieses herrliche Ehrenzeichen zu haben glaubten, so gestattete Se. Majestät ein Nachtragscapitel, welches am 18. Jänner 1808 eröffnet und am 1. März mit der 72. Promotion geschlossen wurde. Das Ergebniß derselben war ein Commandeur und fünf Ritter, der Commandeur war Mecséry. Zu Anfang des Jahres 1809 wurde M. zum Feldmarschall-Lieutenant ernannt und ihm das Commando der Grenze von Karlsstadt und Warasdin gegeben. Als aber der Krieg ausbrach, meldete er sich, daß ihm seine Wunden noch Kriegsdienste zu leisten [235] erlauben und bat um eine Anstellung vor dem Feinde. Er wurde nun Commandant der in Ungarn aufgebotenen Insurrection im Kreise jenseits der Donau. In dieser Dienstleistung hatte er nach seiner eigenen Aussage mit Beschwerlichkeiten, wie nie bisher, zu kämpfen. Im Jahre 1810 wurde M. zweiter Inhaber des Erzherzog Joseph Palatin-Huszaren-Regiments. Im Jahre 1813 wurde er Commandirender in Mähren und Schlesien, und in diesem wie im folgenden Jahre mit der Errichtung der Veliten-Divisionen bei den Huszaren-Regimentern beauftragt. Nun wurde M. mit dem goldenen Civil-Ehrenkreuze ausgezeichnet und zum Hofkriegsrathe nach Wien einberufen. Auf seinem Posten beim Hofkriegsrathe wirkte M. noch zehn Jahre bis zu seinem im Alter von 64 Jahren erfolgten Tode.

Hirtenfeld (J.), Der Militär-Maria Theresien-Orden und seine Mitglieder (Wien 1857, Staatsdruckerei, kl. 4°.) S. 475, 813, 1738 u. 1745 [nach diesem geb. im Jahre 1760]. – Szöllösy (Johann Nep. v.), Tagebuch gefeyerter Helden und wichtiger kriegerischer Ereignisse der neuesten Zeit (Fünfkirchen in Ungarn 1837, bischöfl. Lyceal-Buchdruckerei, gr. 8°.) S. 388 [nach diesem geb. 29. September 1759].

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Feldmarschall-Lieutetenant.